Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.statum civitatis Aristocraticae & Democraticae, &c. tem omnes excluduntur. Heute zu Tage könnte man etwa Bern da-hin referiren, wo die Wahl frey geschiehet; Aber ex antiquitate hat Hertius viele specificiret. Denn die andern sind bekandter, sie können aber leicht decliniren; Denn gleichwie in Monarchia können incommo- da entstehen. So gehets auch in l' Olyarchia, sive si unus sive pauci im- perent, ist einerley, und ists eben so schlimm in einer l' Olyarchie zu leben, als unter einem Principe perverso. Eine Aristocratie findet man in Ve- nedig, Ragusa, Genua, Lucca, certo modo auch in Siena: Denn obgleich Siena unter Florenz kommen, so hats doch noch viele Freyheiten behal- ten, bisweilen wird die forma so geändert, daß ex Aristocratia eine Mo- narchie wird, bisweilen wird ex Monarchia eine Aristocratia. Wenn die Teutschen Fürsten unter einander gleich wären, so könnte Teutsch- land eine Aristocratie vorstellen, und der Kayser wäre wie der Doge zu Venedig. Hippolytus a Lapide hats auch so angesehen; Aber es ist nicht so, weil die Stände inegal; Aber die Pohlnische Republic ist nicht weit davon, weil unter denen Pohlen eine egalite ist. Noch nä- her ist Venedig, woselbst der Doge nur zwey vota hat. Hier muß man die Scriptores lesen, welche von Venedig geschrieben haben, nicht nur die Nobili di Venetia, sondern auch Ausländer, als den Amelot, der I- taliänisch geschrieben, sein Buch aber ist auch ins Frantzösische über- setzt worden. Item der St. Didier, welcher mit auf dem Frieden zu Niemwegen gewesen, hat auch davon geschrieben. Eine Aristocratie kan leicht eine Monarchie werden, so hats nicht anders seyn können, als daß in Rom bald eine Monarchie entstehen müssen, denn es wurde zu groß. Eine Aristocratie aber muß nicht groß seyn, die grossen Gene- rals, welche die Armeen commandiren, werden hochmüthig, brauchen hernach solche wider die Republic, wie der Caesar gethan, und wenn Caesar nicht wäre Princeps senatus worden, hätte es Pompejus er- halten. §. 2. Deßwegen hat man auch in Aristocratien besondere maxi-Arcans impe- che N n n
ſtatum civitatis Ariſtocraticæ & Democraticæ, &c. tem omnes excluduntur. Heute zu Tage koͤnnte man etwa Bern da-hin referiren, wo die Wahl frey geſchiehet; Aber ex antiquitate hat Hertius viele ſpecificiret. Denn die andern ſind bekandter, ſie koͤnnen aber leicht decliniren; Denn gleichwie in Monarchia koͤnnen incommo- da entſtehen. So gehets auch in l’ Olyarchia, ſive ſi unus ſive pauci im- perent, iſt einerley, und iſts eben ſo ſchlimm in einer l’ Olyarchie zu leben, als unter einem Principe perverſo. Eine Ariſtocratie findet man in Ve- nedig, Raguſa, Genua, Lucca, certo modo auch in Siena: Denn obgleich Siena unter Florenz kommen, ſo hats doch noch viele Freyheiten behal- ten, bisweilen wird die forma ſo geaͤndert, daß ex Ariſtocratia eine Mo- narchie wird, bisweilen wird ex Monarchia eine Ariſtocratia. Wenn die Teutſchen Fuͤrſten unter einander gleich waͤren, ſo koͤnnte Teutſch- land eine Ariſtocratie vorſtellen, und der Kayſer waͤre wie der Doge zu Venedig. Hippolytus a Lapide hats auch ſo angeſehen; Aber es iſt nicht ſo, weil die Staͤnde inegal; Aber die Pohlniſche Republic iſt nicht weit davon, weil unter denen Pohlen eine egalité iſt. Noch naͤ- her iſt Venedig, woſelbſt der Doge nur zwey vota hat. Hier muß man die Scriptores leſen, welche von Venedig geſchrieben haben, nicht nur die Nobili di Venetia, ſondern auch Auslaͤnder, als den Amelot, der I- taliaͤniſch geſchrieben, ſein Buch aber iſt auch ins Frantzoͤſiſche uͤber- ſetzt worden. Item der St. Didier, welcher mit auf dem Frieden zu Niemwegen geweſen, hat auch davon geſchrieben. Eine Ariſtocratie kan leicht eine Monarchie werden, ſo hats nicht anders ſeyn koͤnnen, als daß in Rom bald eine Monarchie entſtehen muͤſſen, denn es wurde zu groß. Eine Ariſtocratie aber muß nicht groß ſeyn, die groſſen Gene- rals, welche die Armeen commandiren, werden hochmuͤthig, brauchen hernach ſolche wider die Republic, wie der Cæſar gethan, und wenn Cæſar nicht waͤre Princeps ſenatus worden, haͤtte es Pompejus er- halten. §. 2. Deßwegen hat man auch in Ariſtocratien beſondere maxi-Arcans impe- che N n n
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ſtatum civitatis Ariſtocraticæ & Democraticæ, &c.
tem omnes excluduntur. Heute zu Tage koͤnnte man etwa Bern da-
hin referiren, wo die Wahl frey geſchiehet; Aber ex antiquitate hat
Hertius viele ſpecificiret. Denn die andern ſind bekandter, ſie koͤnnen
aber leicht decliniren; Denn gleichwie in Monarchia koͤnnen incommo-
da entſtehen. So gehets auch in l’ Olyarchia, ſive ſi unus ſive pauci im-
perent, iſt einerley, und iſts eben ſo ſchlimm in einer l’ Olyarchie zu leben,
als unter einem Principe perverſo. Eine Ariſtocratie findet man in Ve-
nedig, Raguſa, Genua, Lucca, certo modo auch in Siena: Denn obgleich
Siena unter Florenz kommen, ſo hats doch noch viele Freyheiten behal-
ten, bisweilen wird die forma ſo geaͤndert, daß ex Ariſtocratia eine Mo-
narchie wird, bisweilen wird ex Monarchia eine Ariſtocratia. Wenn
die Teutſchen Fuͤrſten unter einander gleich waͤren, ſo koͤnnte Teutſch-
land eine Ariſtocratie vorſtellen, und der Kayſer waͤre wie der Doge zu
Venedig. Hippolytus a Lapide hats auch ſo angeſehen; Aber es iſt
nicht ſo, weil die Staͤnde inegal; Aber die Pohlniſche Republic iſt
nicht weit davon, weil unter denen Pohlen eine egalité iſt. Noch naͤ-
her iſt Venedig, woſelbſt der Doge nur zwey vota hat. Hier muß man
die Scriptores leſen, welche von Venedig geſchrieben haben, nicht nur
die Nobili di Venetia, ſondern auch Auslaͤnder, als den Amelot, der I-
taliaͤniſch geſchrieben, ſein Buch aber iſt auch ins Frantzoͤſiſche uͤber-
ſetzt worden. Item der St. Didier, welcher mit auf dem Frieden zu
Niemwegen geweſen, hat auch davon geſchrieben. Eine Ariſtocratie
kan leicht eine Monarchie werden, ſo hats nicht anders ſeyn koͤnnen, als
daß in Rom bald eine Monarchie entſtehen muͤſſen, denn es wurde zu
groß. Eine Ariſtocratie aber muß nicht groß ſeyn, die groſſen Gene-
rals, welche die Armeen commandiren, werden hochmuͤthig, brauchen
hernach ſolche wider die Republic, wie der Cæſar gethan, und wenn
Cæſar nicht waͤre Princeps ſenatus worden, haͤtte es Pompejus er-
halten.
§. 2. Deßwegen hat man auch in Ariſtocratien beſondere maxi-
men, in Venedig iſt bis dieſe Stunde keine einige dignitas perpetua, als
derer Procuratorum St. Marci, des Cantzlers und derer Scribarum. Der
Cantzler iſt beſtaͤndig, wird auch ſehr geehret, aber es wird kein Nobili
darzu genommen, die Procuratores St. Marci haben zu thun mit geiſtli-
chen Sachen, weil da der Pabſt mit acht giebt, ſo fragen ſie nichts dar-
nach, daß ein Nobili beſtaͤndig Procurator iſt. Aber es werden
doch alte Leute darzu genommen, die ſchon Canditati mortis ſind. Die
Secretarii ſind auch keine Nobili, ſo iſt auch Rom beſtanden, ehe die
munera perpetua worden, Zevecotius ad Suetonii Cæſarem hat vortreffli-
che
Arcans impe-
rii in ſtatu
Ariſt. gegen
Principatum.
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