Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.statum civitatis Mon. & Imperantium conservandi. pristina libertate in guten Stand gewesen, sie kommen hernach herunter,da hat der Princeps sich nichts guts zu versehen. Clapmarius hat pag. 154. und 159. vortreffliche observationes hierüber gemacht. Du kanst dir leicht einbilden, daß summa inopia bey denen, so vorher in grossen Ansehen gewesen Verdrießlichkeiten machen. Cicero sagt: Da Caesar die Republic verändert, wäre er viel schuldig, und viel andere Leute wä- ren in Armuth gerathen. Tacitus sagt: Catilina inops, sylla inops; da- her sey eine solche audacia entstanden; Deßwegen muß der Princeps se- hen, daß die Leute nicht ad summam inopiam kommen, es ist nicht nütz- lich, ut nimium sint divites, aber auch schädlich, si nimium sunt inopes. Daher ist auch bey grossen Herren zu approbiren, wenn sie setzen, daß kein homo nobilis ohne ihren consens sollte können heyrathen, damit sind sie arbitri gewesen von ihren divitiis: Denn durch Heyrathen kan man grosse divitias erhalten. In Franckreich und Engeland müssen alle grosse Heyrathen cum consensu regio geschehen. Man siehet nicht ger- ne, daß sie sich mit einem fremden hohen Hause alliiren, damit dieselben ihnen hernach nicht können succurs geben. Es siehet Sclavisch aus, aber der Printz hat Gefahr, si nimiae divitiae in unum domum confluant. Wer reich ist, novas res molitur. Printz Conde war sehr reich, er gieng hernach in Spanien, und die Spanier machten nicht eher Frieden bis er restituiret war. Wie er restituiret war, machte er einen grossen Staat, welches der König gerne sahe, und da die Gläubiger bey dem König kamen, sagte er: Es wäre ein grosser Printz, der würde schon be- zahlen. Als er sahe, daß er ruiniret war, wieß er die creditores an das Parlament, da sollten sie ihn verklagen, der König hat den Printz selbst encouragirt ad luxum, weil er sahe, daß derselbe hernach nichts wider ihn konnte anfangen. Der jetzige Hertzog von Bourbon ist aus dem Hause Conti, und hat was gewonnen in actien-Handel, der ist jetzt reich, aber so reich ist er nicht worden, wie der Regent. §. 18. Bisher ist gewiesen worden, wie der Princeps solle achtConnexi[o]. §. 19. Was susceptionem betrifft, davon kan man HertiumArcana domi- phisch L l l
ſtatum civitatis Mon. & Imperantium conſervandi. priſtina libertate in guten Stand geweſen, ſie kommen hernach herunter,da hat der Princeps ſich nichts guts zu verſehen. Clapmarius hat pag. 154. und 159. vortreffliche obſervationes hieruͤber gemacht. Du kanſt dir leicht einbilden, daß ſumma inopia bey denen, ſo vorher in groſſen Anſehen geweſen Verdrießlichkeiten machen. Cicero ſagt: Da Cæſar die Republic veraͤndert, waͤre er viel ſchuldig, und viel andere Leute waͤ- ren in Armuth gerathen. Tacitus ſagt: Catilina inops, ſylla inops; da- her ſey eine ſolche audacia entſtanden; Deßwegen muß der Princeps ſe- hen, daß die Leute nicht ad ſummam inopiam kommen, es iſt nicht nuͤtz- lich, ut nimium ſint divites, aber auch ſchaͤdlich, ſi nimium ſunt inopes. Daher iſt auch bey groſſen Herren zu approbiren, wenn ſie ſetzen, daß kein homo nobilis ohne ihren conſens ſollte koͤnnen heyrathen, damit ſind ſie arbitri geweſen von ihren divitiis: Denn durch Heyrathen kan man groſſe divitias erhalten. In Franckreich und Engeland muͤſſen alle groſſe Heyrathen cum conſenſu regio geſchehen. Man ſiehet nicht ger- ne, daß ſie ſich mit einem fremden hohen Hauſe alliiren, damit dieſelben ihnen hernach nicht koͤnnen ſuccurs geben. Es ſiehet Sclaviſch aus, aber der Printz hat Gefahr, ſi nimiæ divitiæ in unum domum confluant. Wer reich iſt, novas res molitur. Printz Condé war ſehr reich, er gieng hernach in Spanien, und die Spanier machten nicht eher Frieden bis er reſtituiret war. Wie er reſtituiret war, machte er einen groſſen Staat, welches der Koͤnig gerne ſahe, und da die Glaͤubiger bey dem Koͤnig kamen, ſagte er: Es waͤre ein groſſer Printz, der wuͤrde ſchon be- zahlen. Als er ſahe, daß er ruiniret war, wieß er die creditores an das Parlament, da ſollten ſie ihn verklagen, der Koͤnig hat den Printz ſelbſt encouragirt ad luxum, weil er ſahe, daß derſelbe hernach nichts wider ihn konnte anfangen. Der jetzige Hertzog von Bourbon iſt aus dem Hauſe Conti, und hat was gewonnen in actien-Handel, der iſt jetzt reich, aber ſo reich iſt er nicht worden, wie der Regent. §. 18. Bisher iſt gewieſen worden, wie der Princeps ſolle achtConnexi[o]. §. 19. Was ſuſceptionem betrifft, davon kan man HertiumArcana domi- phiſch L l l
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ſtatum civitatis Mon. & Imperantium conſervandi.
priſtina libertate in guten Stand geweſen, ſie kommen hernach herunter,
da hat der Princeps ſich nichts guts zu verſehen. Clapmarius hat pag.
154. und 159. vortreffliche obſervationes hieruͤber gemacht. Du kanſt
dir leicht einbilden, daß ſumma inopia bey denen, ſo vorher in groſſen
Anſehen geweſen Verdrießlichkeiten machen. Cicero ſagt: Da Cæſar
die Republic veraͤndert, waͤre er viel ſchuldig, und viel andere Leute waͤ-
ren in Armuth gerathen. Tacitus ſagt: Catilina inops, ſylla inops; da-
her ſey eine ſolche audacia entſtanden; Deßwegen muß der Princeps ſe-
hen, daß die Leute nicht ad ſummam inopiam kommen, es iſt nicht nuͤtz-
lich, ut nimium ſint divites, aber auch ſchaͤdlich, ſi nimium ſunt inopes.
Daher iſt auch bey groſſen Herren zu approbiren, wenn ſie ſetzen, daß
kein homo nobilis ohne ihren conſens ſollte koͤnnen heyrathen, damit ſind
ſie arbitri geweſen von ihren divitiis: Denn durch Heyrathen kan man
groſſe divitias erhalten. In Franckreich und Engeland muͤſſen alle
groſſe Heyrathen cum conſenſu regio geſchehen. Man ſiehet nicht ger-
ne, daß ſie ſich mit einem fremden hohen Hauſe alliiren, damit dieſelben
ihnen hernach nicht koͤnnen ſuccurs geben. Es ſiehet Sclaviſch aus,
aber der Printz hat Gefahr, ſi nimiæ divitiæ in unum domum confluant.
Wer reich iſt, novas res molitur. Printz Condé war ſehr reich, er gieng
hernach in Spanien, und die Spanier machten nicht eher Frieden bis
er reſtituiret war. Wie er reſtituiret war, machte er einen groſſen
Staat, welches der Koͤnig gerne ſahe, und da die Glaͤubiger bey dem
Koͤnig kamen, ſagte er: Es waͤre ein groſſer Printz, der wuͤrde ſchon be-
zahlen. Als er ſahe, daß er ruiniret war, wieß er die creditores an das
Parlament, da ſollten ſie ihn verklagen, der Koͤnig hat den Printz ſelbſt
encouragirt ad luxum, weil er ſahe, daß derſelbe hernach nichts wider
ihn konnte anfangen. Der jetzige Hertzog von Bourbon iſt aus dem
Hauſe Conti, und hat was gewonnen in actien-Handel, der iſt jetzt reich,
aber ſo reich iſt er nicht worden, wie der Regent.
§. 18. Bisher iſt gewieſen worden, wie der Princeps ſolle acht
geben, ne ſtatus reipublicæ in genere pervertatur. Nun folgt, was er
ſui cauſa, ſuæ perſonæ cauſa in acht nehmen muß, daß er ſich in ſeinem
ſtatu erhaͤlt: Denn darauf kan er auch ſecundario ſehen, da hat der Au-
tor zweyerley conſiderationes, eine in §. 19. die andere in §. 20. 1)
Was er obſerviren muͤſſen in imperio ſuſcipiendo. 2) In Imperio ad-
miniſtrando.
Connexio.
§. 19. Was ſuſceptionem betrifft, davon kan man Hertium
in ſeiner Politic pag. 83. leſen. Er ſagt: Ein Koͤnig ſolle ſich laſſen
ſolenniter inaugurare cum ceremoniis, cum pompa. Wenn ich philoſo-
phiſch
Arcana domi-
nat.
1) In ſuſci-
piendo regno.
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