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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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Cap. V. De prudentia
die Noth da, es wird eine Stadt belägert, so schlägt jedermann mit zu.
Wir wissen, daß die Bürger in Wien sich wacker gewehret. Da der
Königsmarck vor Prag kam, so haben sich die Studenten auch tapfer
gehalten. Es kan jetzo nicht einmahl dasjenige appliciret werden, was
man vor diesem in Teutschland gehabt; man kan die Lehns-Reutherey
nicht mehr brauchen. Indessen kan ein gentil homme doch in Krieg
noch avanciren und reich werden. Es kan also nicht anders seyn, wir
müssen militiam mercenariam haben. Die Nobiles haben sehr abge-
nommen, und hat man schon unter Philippo Suevo militiam mercena-
riam
gehabt, denn die Städte musten auch gewisse milites schicken, dar-
zu musten die Edelleute; Daher gaben sie gewissen Edelleuten Geld,
daß dieselben dienen musten, vid. Lehmann. in Chron. Spirens. Vor
diesem wurden nur einige trouppen besoldet, und wurde die Lehns-Reu-
therey noch beybehalten, nunmehro aber haben wir bloß militiam mer-
cenariam.

Von denen
Hülffs-Troup-
pen.

§. 10. 11. Die milites mercenarii sind vel ordinarii, vel subsi-
diarii,
die ordinarii werden beständig gehalten und exerciret, hergegen
subsidiarii sind der Ausschuß. In Franckreich nennet man solche den
arriere ban, i. e. da ein Königlich Geboth ausgehet, ut ad exercitum ve-
niant.
Die Land-miliz ist an einigen Orten wohl eingerichtet, wie in
Schweden. Die Schweden brauchen vor sich keine milice ad defen-
sionem,
wenn sie bey der Land-milice bleiben. Carolus IX. hat sie so
eingerichtet, welches Puffendorff in seiner historia anecdota von Schwe-
den als ein weises inventum ansiehet. Der Robinson, (welcher erst
Bischoff zu Londen worden, und mit auf den Friedens-Schluß zu U-
trecht gewesen,) hat einen Staat von Schweden ediret, darinnen er
auch die Land-milice accurat beschrieben. Sie haben gleich funffzig
bis sechzig tausend Mann können zusammen bringen. Carolus XI. hat
es so eingerichtet, daß er einen jeden ein gewisses Stück Geld, Wiesen
und ein Hauß gegeben, daß er können sein Geld und Korn haben. Zu
gewisser Zeit hat man sie exerciret. Die montur, so einer bekommen,
ist in den Kirchen-Gewölbern aufbehalten worden, welche sie anziehen
müssen, wenn sie marchiren sollen. Diese Soldaten haben aber wei-
ter nichts bekommen; Aber denen Officiers, welche auf sie müssen acht
geben, hat Carolus Sold gegeben. Man hat auch, da man den Feh-
ler gemercket, daß die Officiers, wenn sie die Leute delegirt, Geld genom-
men, solchen dadurch geändert, daß die dem Könige selbst müssen vor-
gestellet werden, damit er gesehen, ob sie capable: Aber diese Soldaten
in andere Landen zu employiren und damit zu attaquiren, ist schwer,

weil

Cap. V. De prudentia
die Noth da, es wird eine Stadt belaͤgert, ſo ſchlaͤgt jedermann mit zu.
Wir wiſſen, daß die Buͤrger in Wien ſich wacker gewehret. Da der
Koͤnigsmarck vor Prag kam, ſo haben ſich die Studenten auch tapfer
gehalten. Es kan jetzo nicht einmahl dasjenige appliciret werden, was
man vor dieſem in Teutſchland gehabt; man kan die Lehns-Reutherey
nicht mehr brauchen. Indeſſen kan ein gentil homme doch in Krieg
noch avanciren und reich werden. Es kan alſo nicht anders ſeyn, wir
muͤſſen militiam mercenariam haben. Die Nobiles haben ſehr abge-
nommen, und hat man ſchon unter Philippo Suevo militiam mercena-
riam
gehabt, denn die Staͤdte muſten auch gewiſſe milites ſchicken, dar-
zu muſten die Edelleute; Daher gaben ſie gewiſſen Edelleuten Geld,
daß dieſelben dienen muſten, vid. Lehmann. in Chron. Spirenſ. Vor
dieſem wurden nur einige trouppen beſoldet, und wurde die Lehns-Reu-
therey noch beybehalten, nunmehro aber haben wir bloß militiam mer-
cenariam.

Von denen
Huͤlffs-Troup-
pen.

§. 10. 11. Die milites mercenarii ſind vel ordinarii, vel ſubſi-
diarii,
die ordinarii werden beſtaͤndig gehalten und exerciret, hergegen
ſubſidiarii ſind der Ausſchuß. In Franckreich nennet man ſolche den
arriere ban, i. e. da ein Koͤniglich Geboth ausgehet, ut ad exercitum ve-
niant.
Die Land-miliz iſt an einigen Orten wohl eingerichtet, wie in
Schweden. Die Schweden brauchen vor ſich keine milice ad defen-
ſionem,
wenn ſie bey der Land-milice bleiben. Carolus IX. hat ſie ſo
eingerichtet, welches Puffendorff in ſeiner hiſtoria anecdota von Schwe-
den als ein weiſes inventum anſiehet. Der Robinſon, (welcher erſt
Biſchoff zu Londen worden, und mit auf den Friedens-Schluß zu U-
trecht geweſen,) hat einen Staat von Schweden ediret, darinnen er
auch die Land-milice accurat beſchrieben. Sie haben gleich funffzig
bis ſechzig tauſend Mann koͤnnen zuſammen bringen. Carolus XI. hat
es ſo eingerichtet, daß er einen jeden ein gewiſſes Stuͤck Geld, Wieſen
und ein Hauß gegeben, daß er koͤnnen ſein Geld und Korn haben. Zu
gewiſſer Zeit hat man ſie exerciret. Die montur, ſo einer bekommen,
iſt in den Kirchen-Gewoͤlbern aufbehalten worden, welche ſie anziehen
muͤſſen, wenn ſie marchiren ſollen. Dieſe Soldaten haben aber wei-
ter nichts bekommen; Aber denen Officiers, welche auf ſie muͤſſen acht
geben, hat Carolus Sold gegeben. Man hat auch, da man den Feh-
ler gemercket, daß die Officiers, wenn ſie die Leute delegirt, Geld genom-
men, ſolchen dadurch geaͤndert, daß die dem Koͤnige ſelbſt muͤſſen vor-
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[400/0420] Cap. V. De prudentia die Noth da, es wird eine Stadt belaͤgert, ſo ſchlaͤgt jedermann mit zu. Wir wiſſen, daß die Buͤrger in Wien ſich wacker gewehret. Da der Koͤnigsmarck vor Prag kam, ſo haben ſich die Studenten auch tapfer gehalten. Es kan jetzo nicht einmahl dasjenige appliciret werden, was man vor dieſem in Teutſchland gehabt; man kan die Lehns-Reutherey nicht mehr brauchen. Indeſſen kan ein gentil homme doch in Krieg noch avanciren und reich werden. Es kan alſo nicht anders ſeyn, wir muͤſſen militiam mercenariam haben. Die Nobiles haben ſehr abge- nommen, und hat man ſchon unter Philippo Suevo militiam mercena- riam gehabt, denn die Staͤdte muſten auch gewiſſe milites ſchicken, dar- zu muſten die Edelleute; Daher gaben ſie gewiſſen Edelleuten Geld, daß dieſelben dienen muſten, vid. Lehmann. in Chron. Spirenſ. Vor dieſem wurden nur einige trouppen beſoldet, und wurde die Lehns-Reu- therey noch beybehalten, nunmehro aber haben wir bloß militiam mer- cenariam. §. 10. 11. Die milites mercenarii ſind vel ordinarii, vel ſubſi- diarii, die ordinarii werden beſtaͤndig gehalten und exerciret, hergegen ſubſidiarii ſind der Ausſchuß. In Franckreich nennet man ſolche den arriere ban, i. e. da ein Koͤniglich Geboth ausgehet, ut ad exercitum ve- niant. Die Land-miliz iſt an einigen Orten wohl eingerichtet, wie in Schweden. Die Schweden brauchen vor ſich keine milice ad defen- ſionem, wenn ſie bey der Land-milice bleiben. Carolus IX. hat ſie ſo eingerichtet, welches Puffendorff in ſeiner hiſtoria anecdota von Schwe- den als ein weiſes inventum anſiehet. Der Robinſon, (welcher erſt Biſchoff zu Londen worden, und mit auf den Friedens-Schluß zu U- trecht geweſen,) hat einen Staat von Schweden ediret, darinnen er auch die Land-milice accurat beſchrieben. Sie haben gleich funffzig bis ſechzig tauſend Mann koͤnnen zuſammen bringen. Carolus XI. hat es ſo eingerichtet, daß er einen jeden ein gewiſſes Stuͤck Geld, Wieſen und ein Hauß gegeben, daß er koͤnnen ſein Geld und Korn haben. Zu gewiſſer Zeit hat man ſie exerciret. Die montur, ſo einer bekommen, iſt in den Kirchen-Gewoͤlbern aufbehalten worden, welche ſie anziehen muͤſſen, wenn ſie marchiren ſollen. Dieſe Soldaten haben aber wei- ter nichts bekommen; Aber denen Officiers, welche auf ſie muͤſſen acht geben, hat Carolus Sold gegeben. Man hat auch, da man den Feh- ler gemercket, daß die Officiers, wenn ſie die Leute delegirt, Geld genom- men, ſolchen dadurch geaͤndert, daß die dem Koͤnige ſelbſt muͤſſen vor- geſtellet werden, damit er geſehen, ob ſie capable: Aber dieſe Soldaten in andere Landen zu employiren und damit zu attaquiren, iſt ſchwer, weil

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/420>, abgerufen am 25.11.2024.