Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa foedera & Legatos. bus gestis hat observiret von dem Friderico VVilhelmo, daß derselbe sichhierinnen viel zu wege gebracht. Seine Gesandten haben am ersten vor dem Kayser den Huth aufgesetzet; Auf denen Friedens-Schlüssen hat er auch viel erhalten; Wer mir das ceremoniel nicht will angedeyhen lassen, von dem dencke ich, daß er mich verachte; Grosse Herren wollen geehret seyn, sie lassen ihre Gesandten zurück gehen, wenn sie nicht alles sollen geniessen. Vicissim weiß man auch andern die Ehre wieder zu be- zeigen. Ich bin nicht jederzeit schuldig, einen Gesandten anzunehmen, wenn ich keinen annehmen will, kan mich der andere nicht zwingen, aber man thut es nicht leicht. Die Pohlen werden überall blamirt, daß sie keinen Residenten haben leiden wollen, denn es ist einmahl recipirt, daß Ministri publici gehalten werden. Der Ambassadeur ordinaire, extraor- dinaire, Envoye, sind alle Ministri publici, und ist hoc respectu kein Un- terscheid zwischen einen Ambassadeur und Envoye. Hergegen ein Am- bassadeur ist zugegen cum charactere repraesentatitio, der ist nicht anders, als wie der principal selbst, er bedecket sich, wenn er audience hat, er fähret in die basse Cour, er muß mit so vielen Pferden eingeholet werden, als seinen principal geschehen würde. Man empfänget ihm unten an der Treppe, oben wieder, man führet ihn in die Anti-Chambre, macht ihm die Thür auf zu dem Zimmer, wo er audience haben soll; Er wird Ex- cellence titulirt. Vor diesem hat man nicht denen Ambassadeurs den Titul Excellenz beygelegt, wie sie aber gesehen, daß dem Carl, Hertzog von Nemours, aus dem Hause Gonzaga, solcher beygeleget worden, so haben sie gemeynet, sie wären nicht geringer, und haben den Titul auf- gesucht, ihn erhalten, und ist es jetzo fast juris gentium, (wenn man jus gentium pro moribus gentium nimmt) daß die Gesandten Excellenz ti- tuliret werden. Hodie kan ein jedweder, der sich in senatu gentium di- stinguiren kan, einen Ambassadeur schicken. Bey einem Grafen, oder ein- tzeln Stadt würde es sich nicht schicken, wenn dieselben wollten einen Ambassadeur cum charactere repraesentatitio senden. Es hat so gar bey denen Venetianern und Holländern hart gehalten ihre Ambassadeurs zu admittiren, bey denen Schweitzern setzet es noch difficultäten. Wenn ich einen Gesandten annehme, so muß ich ihn recipiren more consueto; mos consuetus ceremonias flatigat. Die ceremoniae zeigen an, was vor Ehrerbietigkeit ich gegen den principal habe; Deßwegen muß der Ge- sandte nicht so närrisch seyn, und dencken, es geschähe alles um seinet willen. Die Gesandten sind bisweilen punctuel. Es ist gut, wenn man einen Introducteur des Ambassadeurs, einen Maitre des Ceremonies hat, denn man regulirt alles mit den Gesandten. Wenn die Frantzosen ei- nen B b b 2
ſtatus circa fœdera & Legatos. bus geſtis hat obſerviret von dem Friderico VVilhelmo, daß derſelbe ſichhierinnen viel zu wege gebracht. Seine Geſandten haben am erſten vor dem Kayſer den Huth aufgeſetzet; Auf denen Friedens-Schluͤſſen hat er auch viel erhalten; Wer mir das ceremoniel nicht will angedeyhen laſſen, von dem dencke ich, daß er mich verachte; Groſſe Herren wollen geehret ſeyn, ſie laſſen ihre Geſandten zuruͤck gehen, wenn ſie nicht alles ſollen genieſſen. Viciſſim weiß man auch andern die Ehre wieder zu be- zeigen. Ich bin nicht jederzeit ſchuldig, einen Geſandten anzunehmen, wenn ich keinen annehmen will, kan mich der andere nicht zwingen, aber man thut es nicht leicht. Die Pohlen werden uͤberall blamirt, daß ſie keinen Reſidenten haben leiden wollen, denn es iſt einmahl recipirt, daß Miniſtri publici gehalten werden. Der Ambaſſadeur ordinaire, extraor- dinaire, Envoyé, ſind alle Miniſtri publici, und iſt hoc reſpectu kein Un- terſcheid zwiſchen einen Ambaſſadeur und Envoyé. Hergegen ein Am- baſſadeur iſt zugegen cum charactere repræſentatitio, der iſt nicht anders, als wie der principal ſelbſt, er bedecket ſich, wenn er audience hat, er faͤhret in die baſſe Cour, er muß mit ſo vielen Pferden eingeholet werden, als ſeinen principal geſchehen wuͤrde. Man empfaͤnget ihm unten an der Treppe, oben wieder, man fuͤhret ihn in die Anti-Chambre, macht ihm die Thuͤr auf zu dem Zimmer, wo er audience haben ſoll; Er wird Ex- cellence titulirt. Vor dieſem hat man nicht denen Ambaſſadeurs den Titul Excellenz beygelegt, wie ſie aber geſehen, daß dem Carl, Hertzog von Nemours, aus dem Hauſe Gonzaga, ſolcher beygeleget worden, ſo haben ſie gemeynet, ſie waͤren nicht geringer, und haben den Titul auf- geſucht, ihn erhalten, und iſt es jetzo faſt juris gentium, (wenn man jus gentium pro moribus gentium nimmt) daß die Geſandten Excellenz ti- tuliret werden. Hodie kan ein jedweder, der ſich in ſenatu gentium di- ſtinguiren kan, einen Ambaſſadeur ſchicken. Bey einem Grafen, oder ein- tzeln Stadt wuͤrde es ſich nicht ſchicken, wenn dieſelben wollten einen Ambaſſadeur cum charactere repræſentatitio ſenden. Es hat ſo gar bey denen Venetianern und Hollaͤndern hart gehalten ihre Ambaſſadeurs zu admittiren, bey denen Schweitzern ſetzet es noch difficultaͤten. Wenn ich einen Geſandten annehme, ſo muß ich ihn recipiren more conſueto; mos conſuetus ceremonias flatigat. Die ceremoniæ zeigen an, was vor Ehrerbietigkeit ich gegen den principal habe; Deßwegen muß der Ge- ſandte nicht ſo naͤrriſch ſeyn, und dencken, es geſchaͤhe alles um ſeinet willen. Die Geſandten ſind bisweilen punctuel. Es iſt gut, wenn man einen Introducteur des Ambaſſadeurs, einen Maitre des Ceremonies hat, denn man regulirt alles mit den Geſandten. Wenn die Frantzoſen ei- nen B b b 2
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hierinnen viel zu wege gebracht. Seine Geſandten haben am erſten vor
dem Kayſer den Huth aufgeſetzet; Auf denen Friedens-Schluͤſſen hat
er auch viel erhalten; Wer mir das ceremoniel nicht will angedeyhen
laſſen, von dem dencke ich, daß er mich verachte; Groſſe Herren wollen
geehret ſeyn, ſie laſſen ihre Geſandten zuruͤck gehen, wenn ſie nicht alles
ſollen genieſſen. Viciſſim weiß man auch andern die Ehre wieder zu be-
zeigen. Ich bin nicht jederzeit ſchuldig, einen Geſandten anzunehmen,
wenn ich keinen annehmen will, kan mich der andere nicht zwingen, aber
man thut es nicht leicht. Die Pohlen werden uͤberall blamirt, daß ſie
keinen Reſidenten haben leiden wollen, denn es iſt einmahl recipirt, daß
Miniſtri publici gehalten werden. Der Ambaſſadeur ordinaire, extraor-
dinaire, Envoyé, ſind alle Miniſtri publici, und iſt hoc reſpectu kein Un-
terſcheid zwiſchen einen Ambaſſadeur und Envoyé. Hergegen ein Am-
baſſadeur iſt zugegen cum charactere repræſentatitio, der iſt nicht anders,
als wie der principal ſelbſt, er bedecket ſich, wenn er audience hat, er
faͤhret in die baſſe Cour, er muß mit ſo vielen Pferden eingeholet werden,
als ſeinen principal geſchehen wuͤrde. Man empfaͤnget ihm unten an der
Treppe, oben wieder, man fuͤhret ihn in die Anti-Chambre, macht ihm
die Thuͤr auf zu dem Zimmer, wo er audience haben ſoll; Er wird Ex-
cellence titulirt. Vor dieſem hat man nicht denen Ambaſſadeurs den
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von Nemours, aus dem Hauſe Gonzaga, ſolcher beygeleget worden, ſo
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tzeln Stadt wuͤrde es ſich nicht ſchicken, wenn dieſelben wollten einen
Ambaſſadeur cum charactere repræſentatitio ſenden. Es hat ſo gar bey
denen Venetianern und Hollaͤndern hart gehalten ihre Ambaſſadeurs zu
admittiren, bey denen Schweitzern ſetzet es noch difficultaͤten. Wenn
ich einen Geſandten annehme, ſo muß ich ihn recipiren more conſueto;
mos conſuetus ceremonias flatigat. Die ceremoniæ zeigen an, was vor
Ehrerbietigkeit ich gegen den principal habe; Deßwegen muß der Ge-
ſandte nicht ſo naͤrriſch ſeyn, und dencken, es geſchaͤhe alles um ſeinet
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einen Introducteur des Ambaſſadeurs, einen Maitre des Ceremonies hat,
denn man regulirt alles mit den Geſandten. Wenn die Frantzoſen ei-
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