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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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Cap. V. De prudentia
ein greulicher Fehler vorgegangen, da man einem Juden erlaubt, vor
dreyßig tausend Thaler Sechser zu müntzen, welcher wohl vor zwey mahl
hundert tausend Thaler gemacht. Hernach hat man es nicht mehr ge-
than, weil so viel Sechser ins Land kommen; 2) Bey fremden natio-
nibus
kan man dieses Geld nicht gebrauchen, und wenns auch genommen
worden, wir haben auch pretieuse Waaren, die sie von uns kauffen, die be-
zahlen sie alle mit solchem Gelde. Will man hernach in fremden Landon
etwas kauffen, so nimmt kein Mensch solch Geld. Schrödter in seiner
Schatz- und Renth-Cammer hat artige remarquen hievon; Es sollte
zwar das Ansehen gewinnen, daß man auch eine andere materie zur
Müntze gebrauchen könnte, als wie man in Schweden die Kupffer-Mün-
tzen, zumahl die Schweden kein Gold und Silber haben, und einem nach
proportion so viel an Kupffer geben, als man sonst Silber bekömmt.
Es hat aber Caspar Ziegler de juribus majest. (darinnen ratione der
Müntz-Sorten admirable Sachen anzutreffen) von denen Schwedischen
Kupffer-Müntzen gewiesen, daß die Schweden lauter Schaden haben,
denn wenn sie auch mit ihrem Kupffer könnten, e. g. sechs Groschen ab-
messen, so müssen sie doch solches erst lassen praepariren und müntzen.
Was meynest du wohl, was es vor eine incommodite tausend Thaler
an Kupffer zu bezahlen, das kan ich nicht auf dem Boden haben, sondern
in dem Keller, damit es mir keinem Schaden thue, wer soll es dir nun
hinschaffen in dein Hauß? Wie viel muß ich nicht Wagen haben zu
tausend Thaler. Wer soll die Kosten tragen? Es kostet wohl zwantzig
Thaler, wenn ich dir so viel in dein Hauß lieffern soll. Wenn auch nun
solche Müntze im Lande kan gebraucht werden, wo kan man sie brauchen
ausser Landes? Sage ich, ich will ihm statt des Silbers Kupffer geben,
so brauche ich es nicht erst zu müntzen. Solchemnach ist der Schweden
Anschlag nicht gar sonderlich. Machet man die Müntzen kleine, so kan
man sie wohl im Lande brauchen, aber nicht zum commercio. Also
muß man vielmehr bey den erwehlten metallis, Silber und Golde bleiben.
Quaer. Wie soll ich müntzen, fein Silber, oder soll ich einen Zusatz Schroot
geben, welches ist besser? Viele Leute dencken, je feiner Silber, je feiner ist
das Geld, und bisweilen ist es auch gut, wenn man feine Müntze hat.
Die Florentiner haben den gantzen Africanischen Handel an sich gezo-
gen, weil sie schöne Müntzen gehabt; sie bekamen ein privilegium, daß
niemand in Africa sollte was zu kauffen bekommen, als sie. Von ih-
nen kömmt auch das Wort Florenus. Das ist aber ein particulare, ein
singulare, a singulari ad universale kan man nicht schliessen. Wenn die
Florentiner sonst keine avantage gehabt hätten, würden sie lauter Scha-

den

Cap. V. De prudentia
ein greulicher Fehler vorgegangen, da man einem Juden erlaubt, vor
dreyßig tauſend Thaler Sechſer zu muͤntzen, welcher wohl vor zwey mahl
hundert tauſend Thaler gemacht. Hernach hat man es nicht mehr ge-
than, weil ſo viel Sechſer ins Land kommen; 2) Bey fremden natio-
nibus
kan man dieſes Geld nicht gebrauchen, und wenns auch genommen
worden, wir haben auch pretieuſe Waaren, die ſie von uns kauffen, die be-
zahlen ſie alle mit ſolchem Gelde. Will man hernach in fremden Landon
etwas kauffen, ſo nimmt kein Menſch ſolch Geld. Schrödter in ſeiner
Schatz- und Renth-Cammer hat artige remarquen hievon; Es ſollte
zwar das Anſehen gewinnen, daß man auch eine andere materie zur
Muͤntze gebrauchen koͤnnte, als wie man in Schweden die Kupffer-Muͤn-
tzen, zumahl die Schweden kein Gold und Silber haben, und einem nach
proportion ſo viel an Kupffer geben, als man ſonſt Silber bekoͤmmt.
Es hat aber Caſpar Ziegler de juribus majeſt. (darinnen ratione der
Muͤntz-Sorten admirable Sachen anzutreffen) von denen Schwediſchen
Kupffer-Muͤntzen gewieſen, daß die Schweden lauter Schaden haben,
denn wenn ſie auch mit ihrem Kupffer koͤnnten, e. g. ſechs Groſchen ab-
meſſen, ſo muͤſſen ſie doch ſolches erſt laſſen præpariren und muͤntzen.
Was meyneſt du wohl, was es vor eine incommodité tauſend Thaler
an Kupffer zu bezahlen, das kan ich nicht auf dem Boden haben, ſondern
in dem Keller, damit es mir keinem Schaden thue, wer ſoll es dir nun
hinſchaffen in dein Hauß? Wie viel muß ich nicht Wagen haben zu
tauſend Thaler. Wer ſoll die Koſten tragen? Es koſtet wohl zwantzig
Thaler, wenn ich dir ſo viel in dein Hauß lieffern ſoll. Wenn auch nun
ſolche Muͤntze im Lande kan gebraucht werden, wo kan man ſie brauchen
auſſer Landes? Sage ich, ich will ihm ſtatt des Silbers Kupffer geben,
ſo brauche ich es nicht erſt zu muͤntzen. Solchemnach iſt der Schweden
Anſchlag nicht gar ſonderlich. Machet man die Muͤntzen kleine, ſo kan
man ſie wohl im Lande brauchen, aber nicht zum commercio. Alſo
muß man vielmehr bey den erwehlten metallis, Silber und Golde bleiben.
Quær. Wie ſoll ich muͤntzen, fein Silber, oder ſoll ich einen Zuſatz Schroot
geben, welches iſt beſſer? Viele Leute dencken, je feiner Silber, je feiner iſt
das Geld, und bisweilen iſt es auch gut, wenn man feine Muͤntze hat.
Die Florentiner haben den gantzen Africaniſchen Handel an ſich gezo-
gen, weil ſie ſchoͤne Muͤntzen gehabt; ſie bekamen ein privilegium, daß
niemand in Africa ſollte was zu kauffen bekommen, als ſie. Von ih-
nen koͤmmt auch das Wort Florenus. Das iſt aber ein particulare, ein
ſingulare, a ſingulari ad univerſale kan man nicht ſchlieſſen. Wenn die
Florentiner ſonſt keine avantage gehabt haͤtten, wuͤrden ſie lauter Scha-

den
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[342/0362] Cap. V. De prudentia ein greulicher Fehler vorgegangen, da man einem Juden erlaubt, vor dreyßig tauſend Thaler Sechſer zu muͤntzen, welcher wohl vor zwey mahl hundert tauſend Thaler gemacht. Hernach hat man es nicht mehr ge- than, weil ſo viel Sechſer ins Land kommen; 2) Bey fremden natio- nibus kan man dieſes Geld nicht gebrauchen, und wenns auch genommen worden, wir haben auch pretieuſe Waaren, die ſie von uns kauffen, die be- zahlen ſie alle mit ſolchem Gelde. Will man hernach in fremden Landon etwas kauffen, ſo nimmt kein Menſch ſolch Geld. Schrödter in ſeiner Schatz- und Renth-Cammer hat artige remarquen hievon; Es ſollte zwar das Anſehen gewinnen, daß man auch eine andere materie zur Muͤntze gebrauchen koͤnnte, als wie man in Schweden die Kupffer-Muͤn- tzen, zumahl die Schweden kein Gold und Silber haben, und einem nach proportion ſo viel an Kupffer geben, als man ſonſt Silber bekoͤmmt. Es hat aber Caſpar Ziegler de juribus majeſt. (darinnen ratione der Muͤntz-Sorten admirable Sachen anzutreffen) von denen Schwediſchen Kupffer-Muͤntzen gewieſen, daß die Schweden lauter Schaden haben, denn wenn ſie auch mit ihrem Kupffer koͤnnten, e. g. ſechs Groſchen ab- meſſen, ſo muͤſſen ſie doch ſolches erſt laſſen præpariren und muͤntzen. Was meyneſt du wohl, was es vor eine incommodité tauſend Thaler an Kupffer zu bezahlen, das kan ich nicht auf dem Boden haben, ſondern in dem Keller, damit es mir keinem Schaden thue, wer ſoll es dir nun hinſchaffen in dein Hauß? Wie viel muß ich nicht Wagen haben zu tauſend Thaler. Wer ſoll die Koſten tragen? Es koſtet wohl zwantzig Thaler, wenn ich dir ſo viel in dein Hauß lieffern ſoll. Wenn auch nun ſolche Muͤntze im Lande kan gebraucht werden, wo kan man ſie brauchen auſſer Landes? Sage ich, ich will ihm ſtatt des Silbers Kupffer geben, ſo brauche ich es nicht erſt zu muͤntzen. Solchemnach iſt der Schweden Anſchlag nicht gar ſonderlich. Machet man die Muͤntzen kleine, ſo kan man ſie wohl im Lande brauchen, aber nicht zum commercio. Alſo muß man vielmehr bey den erwehlten metallis, Silber und Golde bleiben. Quær. Wie ſoll ich muͤntzen, fein Silber, oder ſoll ich einen Zuſatz Schroot geben, welches iſt beſſer? Viele Leute dencken, je feiner Silber, je feiner iſt das Geld, und bisweilen iſt es auch gut, wenn man feine Muͤntze hat. Die Florentiner haben den gantzen Africaniſchen Handel an ſich gezo- gen, weil ſie ſchoͤne Muͤntzen gehabt; ſie bekamen ein privilegium, daß niemand in Africa ſollte was zu kauffen bekommen, als ſie. Von ih- nen koͤmmt auch das Wort Florenus. Das iſt aber ein particulare, ein ſingulare, a ſingulari ad univerſale kan man nicht ſchlieſſen. Wenn die Florentiner ſonſt keine avantage gehabt haͤtten, wuͤrden ſie lauter Scha- den

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/362>, abgerufen am 24.11.2024.