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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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circa commercia & rem monetariam.
mit einem Catholiquen, Türcken handele etc. da laß ich sie vor sorgen,
wie sie in Himmel kommen. Alle Leute kommen doch nicht in Him-
mel, pauci sunt electi; kan ich mit einem Türcken in der Levante han-
deln, warum sollte es auch nicht in Amsterdam angehen; Es ist also
kein Zweiffel, daß die Religions-Freyheit viel hilfft. Cromwell hat das
principium gehabt: Libertas omnium religionum müsse seyn, nicht als
wenn er dieselben herbey ruffen wollen, sondern er wollte sie nur nicht
verfolgen, wenn sie kämen; Viele Herren haben dieses erkannt. Selbst
der Kayser, da er Prag, welches ehemahls unter Carolo IV. so sehr flo-
ri
ret, aber durch den Hußiten-Krieg herunter kommen, hat die Religions-
Freyheit concediret. In der Handlung thut die Religion gar nichts.
Da sind mir sechs hundert Catholische Thaler eben so viel, und so lieb,
als sechs hundert Lutherische, die Obrigkeit hat sonst freylich darauf zu sehen,
ne tot sectae turbas deat, davon in der Sect. de religione mehr wird gedacht
werden. Der Iean de VVitt hat gemeynet, in Holland wäre zwar Frey-
heit, aber es wäre dieselbe noch zu gering. Die Engeländer haben es
auch gesehen. Wo jemand was vorbringet, ad restringendas opiniones,
der thut dem commercio Schaden; Wir toleriren ja an denen meisten
Orten die Jüden, welche doch unserer Religion entgegen, warum wol-
len wir nicht andere toleriren, die nur in einem und andern Articul von
uns differiren. Die Holländische Republic ist dadurch groß geworden,
daß, da man an andern Orten die Leute verjaget, sich dieselben dahin
retiriret. Amsterdam war erst ein schlechter Ort, und wohneten nur
Fischer daselbst, deren wenig waren. Aber wie der Hertzog von Alba,
und der König in Spanien, Philippus II. die grossen Verfolgungen in de-
nen Niederlanden anfiengen, so lieff alles weg. In Engeland waren
sie alber, und nahmen nur die Handwercks-Leute an, welche sie noch
nicht genug hatten, als Seiden- und Tuch-Weber. Die andern haben
sich also nach Holland gewendet. Holland war freylich kein plaisirlich
Land; aber da jetzo schöne Alleen gemacht, schöne Häuser daselbst auf-
gebauet sind, und alles reinlich gehalten wird, so ist gut daselbst zu leben,
sonderlich da die Religions-Freyheit daselbst concediret worden. Es ist
auch in denen Niederlanden nichts geblieben, als Spitzen-Weberey; Aber
jetzo will der Kayser in denen Niederlanden die commercia recht wieder
etabliren, welches freylich die Holländer nicht gerne sehen, auch dedu-
ctiones
dagegen gemacht, die aber nichts in recessu haben. Denn wie
denen Holländern frey gestanden, zu handeln, so ist es abgeschmackt,
wenn sie andern diese Freyheit nehmen wollen. Wenn man eine com-
merci
rende Stadt haben will, muß man auch privilegia, honores ange-

deyhen
S s 3

circa commercia & rem monetariam.
mit einem Catholiquen, Tuͤrcken handele ꝛc. da laß ich ſie vor ſorgen,
wie ſie in Himmel kommen. Alle Leute kommen doch nicht in Him-
mel, pauci ſunt electi; kan ich mit einem Tuͤrcken in der Levante han-
deln, warum ſollte es auch nicht in Amſterdam angehen; Es iſt alſo
kein Zweiffel, daß die Religions-Freyheit viel hilfft. Cromwell hat das
principium gehabt: Libertas omnium religionum muͤſſe ſeyn, nicht als
wenn er dieſelben herbey ruffen wollen, ſondern er wollte ſie nur nicht
verfolgen, wenn ſie kaͤmen; Viele Herren haben dieſes erkannt. Selbſt
der Kayſer, da er Prag, welches ehemahls unter Carolo IV. ſo ſehr flo-
ri
ret, aber durch den Hußiten-Krieg herunter kommen, hat die Religions-
Freyheit concediret. In der Handlung thut die Religion gar nichts.
Da ſind mir ſechs hundert Catholiſche Thaler eben ſo viel, und ſo lieb,
als ſechs hundert Lutheriſche, die Obrigkeit hat ſonſt freylich darauf zu ſehen,
ne tot ſectæ turbas deat, davon in der Sect. de religione mehr wird gedacht
werden. Der Iean de VVitt hat gemeynet, in Holland waͤre zwar Frey-
heit, aber es waͤre dieſelbe noch zu gering. Die Engelaͤnder haben es
auch geſehen. Wo jemand was vorbringet, ad reſtringendas opiniones,
der thut dem commercio Schaden; Wir toleriren ja an denen meiſten
Orten die Juͤden, welche doch unſerer Religion entgegen, warum wol-
len wir nicht andere toleriren, die nur in einem und andern Articul von
uns differiren. Die Hollaͤndiſche Republic iſt dadurch groß geworden,
daß, da man an andern Orten die Leute verjaget, ſich dieſelben dahin
retiriret. Amſterdam war erſt ein ſchlechter Ort, und wohneten nur
Fiſcher daſelbſt, deren wenig waren. Aber wie der Hertzog von Alba,
und der Koͤnig in Spanien, Philippus II. die groſſen Verfolgungen in de-
nen Niederlanden anfiengen, ſo lieff alles weg. In Engeland waren
ſie alber, und nahmen nur die Handwercks-Leute an, welche ſie noch
nicht genug hatten, als Seiden- und Tuch-Weber. Die andern haben
ſich alſo nach Holland gewendet. Holland war freylich kein plaiſirlich
Land; aber da jetzo ſchoͤne Alléen gemacht, ſchoͤne Haͤuſer daſelbſt auf-
gebauet ſind, und alles reinlich gehalten wird, ſo iſt gut daſelbſt zu leben,
ſonderlich da die Religions-Freyheit daſelbſt concediret worden. Es iſt
auch in denen Niederlanden nichts geblieben, als Spitzen-Weberey; Aber
jetzo will der Kayſer in denen Niederlanden die commercia recht wieder
etabliren, welches freylich die Hollaͤnder nicht gerne ſehen, auch dedu-
ctiones
dagegen gemacht, die aber nichts in receſſu haben. Denn wie
denen Hollaͤndern frey geſtanden, zu handeln, ſo iſt es abgeſchmackt,
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rende Stadt haben will, muß man auch privilegia, honores ange-

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[325/0345] circa commercia & rem monetariam. mit einem Catholiquen, Tuͤrcken handele ꝛc. da laß ich ſie vor ſorgen, wie ſie in Himmel kommen. Alle Leute kommen doch nicht in Him- mel, pauci ſunt electi; kan ich mit einem Tuͤrcken in der Levante han- deln, warum ſollte es auch nicht in Amſterdam angehen; Es iſt alſo kein Zweiffel, daß die Religions-Freyheit viel hilfft. Cromwell hat das principium gehabt: Libertas omnium religionum muͤſſe ſeyn, nicht als wenn er dieſelben herbey ruffen wollen, ſondern er wollte ſie nur nicht verfolgen, wenn ſie kaͤmen; Viele Herren haben dieſes erkannt. Selbſt der Kayſer, da er Prag, welches ehemahls unter Carolo IV. ſo ſehr flo- riret, aber durch den Hußiten-Krieg herunter kommen, hat die Religions- Freyheit concediret. In der Handlung thut die Religion gar nichts. Da ſind mir ſechs hundert Catholiſche Thaler eben ſo viel, und ſo lieb, als ſechs hundert Lutheriſche, die Obrigkeit hat ſonſt freylich darauf zu ſehen, ne tot ſectæ turbas deat, davon in der Sect. de religione mehr wird gedacht werden. Der Iean de VVitt hat gemeynet, in Holland waͤre zwar Frey- heit, aber es waͤre dieſelbe noch zu gering. Die Engelaͤnder haben es auch geſehen. Wo jemand was vorbringet, ad reſtringendas opiniones, der thut dem commercio Schaden; Wir toleriren ja an denen meiſten Orten die Juͤden, welche doch unſerer Religion entgegen, warum wol- len wir nicht andere toleriren, die nur in einem und andern Articul von uns differiren. Die Hollaͤndiſche Republic iſt dadurch groß geworden, daß, da man an andern Orten die Leute verjaget, ſich dieſelben dahin retiriret. Amſterdam war erſt ein ſchlechter Ort, und wohneten nur Fiſcher daſelbſt, deren wenig waren. Aber wie der Hertzog von Alba, und der Koͤnig in Spanien, Philippus II. die groſſen Verfolgungen in de- nen Niederlanden anfiengen, ſo lieff alles weg. In Engeland waren ſie alber, und nahmen nur die Handwercks-Leute an, welche ſie noch nicht genug hatten, als Seiden- und Tuch-Weber. Die andern haben ſich alſo nach Holland gewendet. Holland war freylich kein plaiſirlich Land; aber da jetzo ſchoͤne Alléen gemacht, ſchoͤne Haͤuſer daſelbſt auf- gebauet ſind, und alles reinlich gehalten wird, ſo iſt gut daſelbſt zu leben, ſonderlich da die Religions-Freyheit daſelbſt concediret worden. Es iſt auch in denen Niederlanden nichts geblieben, als Spitzen-Weberey; Aber jetzo will der Kayſer in denen Niederlanden die commercia recht wieder etabliren, welches freylich die Hollaͤnder nicht gerne ſehen, auch dedu- ctiones dagegen gemacht, die aber nichts in receſſu haben. Denn wie denen Hollaͤndern frey geſtanden, zu handeln, ſo iſt es abgeſchmackt, wenn ſie andern dieſe Freyheit nehmen wollen. Wenn man eine com- mercirende Stadt haben will, muß man auch privilegia, honores ange- deyhen S s 3

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/345>, abgerufen am 24.11.2024.