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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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Cap. V. De prudentia
in Franckreich hat man ehedessen keine considerable Fasten gehabt; In
Italien eben so wohl, wenn man Genua und Livorno ausnimmt? Re-
spond.
In Italien sind kleine Herren, da ist kein Wunder, wenn man
keine rechte Häfen hat, und würde auch Livorno nicht seyn zu Stande
kommen, wenn nicht Florentz zu mächtig gewesen; Bey andern aber ist
diese Ursache: Die grossen Herren reiten gern vor ihrer Armee her, auf
der See aber können sie nicht so vorreiten, drum haben sie nicht auf Flot-
ten gedacht, da doch solches das principalste Stück; Der Don Anton.
Perez,
als er aus Spanien weggieng, und nach Franckreich kam, wurde
von dem König in Franckreich gefragt: Was er meyne, daß seinem
Reich fehle? Er sagte: Eine Flotte, sonst würde er von einem jeden, der
zur See mächtig, incommodiret. Wir haben in vorigem Kriege Franck-
reich offt gedrohet, bald hie, bald da anzulanden; Der König in Franck-
reich hat ohnedem die beste Gelegenheit, eine Flotte zu halten, weil sein
Land an der See liegt. Eine Flotte aber kan nicht besser in die Höhe
kommen, als durch commercia. Die Venetianer haben anfänglich nur
die einige Stadt, und etwas in Terra Firma gehabt, nachgehends aber
haben sie durch ihre commercia eine grosse Flotte erhalten, womit sie
das gantze Römische Reich bravirt. Wo commercia sind, hat man
viele Kauffahrdey-Schiffe, wo viele Kauffahrdey-Schiffe, hat man vie-
le matelots. Die Kauffahrdey-Schiffe suchen andere Wege zu nehmen,
daher bauet man grössere Schiffe, dieselben zu convoyiren, dadurch
wächst die Flotte. In Engeland waren zu Zeiten Henrici VII. wenig
Schiffe. Henricus VIII. aber sahe, daß die Leute sich nur auf den Acker
legten, die Bauren waren sonst wie unsere Teutschen, daß sie Sclaven
von denen Edelleuten waren. Daher sagte Henricus: Ich will Bauren
auf die Flotte thun. Der Adel murrete, er aber sagte: So viel Bau-
ren wolle er ihnen lassen, daß sie Korn genug haben könnten, aber die
übrigen sollten sie hergeben. Videatur Verulamius in vita Henrici VII.
Es waren in Engeland wenig Wiesen, da ließ Henricus Felder zu Wie-
sen machen, die Schaafe bekamen da besser Futter, man hatte viele
Wolle, und florirten die commercia. Wie es nun einmahl im Stan-
de war, so hat man observiret, daß kein Land so viele Orlog- und Kauf-
fahrdey-Schiffe gehabt, als Engeland. Es ist eine grosse Anzahl. Hat
man gute Häfen und Schiffe, so kan man nicht attaquiret werden. Da
die Engeländer so viele Schiffe gehabt, hat ihnen niemand etwas thun
können. Sie haben ihren König den Kopff abgeschlagen, und niemand
hat ihnen etwas gethan. Jedermann fürchtete sich vor den Cromwell,
und wuste kein Mensch., ob er nach Spanien oder Italien gehen wollte.

Er

Cap. V. De prudentia
in Franckreich hat man ehedeſſen keine conſiderable Faſten gehabt; In
Italien eben ſo wohl, wenn man Genua und Livorno ausnimmt? Re-
ſpond.
In Italien ſind kleine Herren, da iſt kein Wunder, wenn man
keine rechte Haͤfen hat, und wuͤrde auch Livorno nicht ſeyn zu Stande
kommen, wenn nicht Florentz zu maͤchtig geweſen; Bey andern aber iſt
dieſe Urſache: Die groſſen Herren reiten gern vor ihrer Armee her, auf
der See aber koͤnnen ſie nicht ſo vorreiten, drum haben ſie nicht auf Flot-
ten gedacht, da doch ſolches das principalſte Stuͤck; Der Don Anton.
Perez,
als er aus Spanien weggieng, und nach Franckreich kam, wurde
von dem Koͤnig in Franckreich gefragt: Was er meyne, daß ſeinem
Reich fehle? Er ſagte: Eine Flotte, ſonſt wuͤrde er von einem jeden, der
zur See maͤchtig, incommodiret. Wir haben in vorigem Kriege Franck-
reich offt gedrohet, bald hie, bald da anzulanden; Der Koͤnig in Franck-
reich hat ohnedem die beſte Gelegenheit, eine Flotte zu halten, weil ſein
Land an der See liegt. Eine Flotte aber kan nicht beſſer in die Hoͤhe
kommen, als durch commercia. Die Venetianer haben anfaͤnglich nur
die einige Stadt, und etwas in Terra Firma gehabt, nachgehends aber
haben ſie durch ihre commercia eine groſſe Flotte erhalten, womit ſie
das gantze Roͤmiſche Reich bravirt. Wo commercia ſind, hat man
viele Kauffahrdey-Schiffe, wo viele Kauffahrdey-Schiffe, hat man vie-
le matelots. Die Kauffahrdey-Schiffe ſuchen andere Wege zu nehmen,
daher bauet man groͤſſere Schiffe, dieſelben zu convoyiren, dadurch
waͤchſt die Flotte. In Engeland waren zu Zeiten Henrici VII. wenig
Schiffe. Henricus VIII. aber ſahe, daß die Leute ſich nur auf den Acker
legten, die Bauren waren ſonſt wie unſere Teutſchen, daß ſie Sclaven
von denen Edelleuten waren. Daher ſagte Henricus: Ich will Bauren
auf die Flotte thun. Der Adel murrete, er aber ſagte: So viel Bau-
ren wolle er ihnen laſſen, daß ſie Korn genug haben koͤnnten, aber die
uͤbrigen ſollten ſie hergeben. Videatur Verulamius in vita Henrici VII.
Es waren in Engeland wenig Wieſen, da ließ Henricus Felder zu Wie-
ſen machen, die Schaafe bekamen da beſſer Futter, man hatte viele
Wolle, und florirten die commercia. Wie es nun einmahl im Stan-
de war, ſo hat man obſerviret, daß kein Land ſo viele Orlog- und Kauf-
fahrdey-Schiffe gehabt, als Engeland. Es iſt eine groſſe Anzahl. Hat
man gute Haͤfen und Schiffe, ſo kan man nicht attaquiret werden. Da
die Engelaͤnder ſo viele Schiffe gehabt, hat ihnen niemand etwas thun
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hat ihnen etwas gethan. Jedermann fuͤrchtete ſich vor den Cromwell,
und wuſte kein Menſch., ob er nach Spanien oder Italien gehen wollte.

Er
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[320/0340] Cap. V. De prudentia in Franckreich hat man ehedeſſen keine conſiderable Faſten gehabt; In Italien eben ſo wohl, wenn man Genua und Livorno ausnimmt? Re- ſpond. In Italien ſind kleine Herren, da iſt kein Wunder, wenn man keine rechte Haͤfen hat, und wuͤrde auch Livorno nicht ſeyn zu Stande kommen, wenn nicht Florentz zu maͤchtig geweſen; Bey andern aber iſt dieſe Urſache: Die groſſen Herren reiten gern vor ihrer Armee her, auf der See aber koͤnnen ſie nicht ſo vorreiten, drum haben ſie nicht auf Flot- ten gedacht, da doch ſolches das principalſte Stuͤck; Der Don Anton. Perez, als er aus Spanien weggieng, und nach Franckreich kam, wurde von dem Koͤnig in Franckreich gefragt: Was er meyne, daß ſeinem Reich fehle? Er ſagte: Eine Flotte, ſonſt wuͤrde er von einem jeden, der zur See maͤchtig, incommodiret. Wir haben in vorigem Kriege Franck- reich offt gedrohet, bald hie, bald da anzulanden; Der Koͤnig in Franck- reich hat ohnedem die beſte Gelegenheit, eine Flotte zu halten, weil ſein Land an der See liegt. Eine Flotte aber kan nicht beſſer in die Hoͤhe kommen, als durch commercia. Die Venetianer haben anfaͤnglich nur die einige Stadt, und etwas in Terra Firma gehabt, nachgehends aber haben ſie durch ihre commercia eine groſſe Flotte erhalten, womit ſie das gantze Roͤmiſche Reich bravirt. Wo commercia ſind, hat man viele Kauffahrdey-Schiffe, wo viele Kauffahrdey-Schiffe, hat man vie- le matelots. Die Kauffahrdey-Schiffe ſuchen andere Wege zu nehmen, daher bauet man groͤſſere Schiffe, dieſelben zu convoyiren, dadurch waͤchſt die Flotte. In Engeland waren zu Zeiten Henrici VII. wenig Schiffe. Henricus VIII. aber ſahe, daß die Leute ſich nur auf den Acker legten, die Bauren waren ſonſt wie unſere Teutſchen, daß ſie Sclaven von denen Edelleuten waren. Daher ſagte Henricus: Ich will Bauren auf die Flotte thun. Der Adel murrete, er aber ſagte: So viel Bau- ren wolle er ihnen laſſen, daß ſie Korn genug haben koͤnnten, aber die uͤbrigen ſollten ſie hergeben. Videatur Verulamius in vita Henrici VII. Es waren in Engeland wenig Wieſen, da ließ Henricus Felder zu Wie- ſen machen, die Schaafe bekamen da beſſer Futter, man hatte viele Wolle, und florirten die commercia. Wie es nun einmahl im Stan- de war, ſo hat man obſerviret, daß kein Land ſo viele Orlog- und Kauf- fahrdey-Schiffe gehabt, als Engeland. Es iſt eine groſſe Anzahl. Hat man gute Haͤfen und Schiffe, ſo kan man nicht attaquiret werden. Da die Engelaͤnder ſo viele Schiffe gehabt, hat ihnen niemand etwas thun koͤnnen. Sie haben ihren Koͤnig den Kopff abgeſchlagen, und niemand hat ihnen etwas gethan. Jedermann fuͤrchtete ſich vor den Cromwell, und wuſte kein Menſch., ob er nach Spanien oder Italien gehen wollte. Er

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/340>, abgerufen am 27.11.2024.