Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa aerarium, tributa & vectigalia. bleiben allemahl etliche hundert tausend Thaler vor mir übrig, die Leutemüssen ja was zurück lassen. Will ein Herr einen privat-Mann reich machen, so kan er ihn nur lassen eine considerable Lotterie halten, und fidem publicam hergeben, da wird er bald reich werden. Ehe die Lotterie gezogen wird, muß ja das Geld alle schon eingelauffen seyn, da giebt man wohl denen Leuten etwas zurück; den Uberschuß behält man. Ei- nige haben die Frage aufgeworffen, ob die Lotterien erlaubt wären? Fa- natici sagen, sie allicirten zum Geitz; Allein, wenn man darauf sehen wollte, so müste man auch die commercia verwerffen, welche ebenfals die Leute alliciren einen profit zu machen. Also kan man deßwegen die Lotterien nicht verwerffen. Dieses hat Mons. Clerc in seinem Tractat du bonheur & du malheur dans les Lotteries, wohl gewiesen; dabey aber erinnert, daß, wenn einer ein gutes billet bekäme, er nicht gleich dencken müsse, unser HErr GOtt habe ihm was extra ordinem gegeben, und hätte sich Dei influxus sonderlich bey ihm gezeiget. Bey dieser Ge- legenheit hat er auch discouriret, was der Seegen GOttes sey, welches mir in dem gantzen Buche am besten gefallen. Er sagt: Man solle sich nicht einbilden, GOtt melire sich in privat-affairen, daß wenn einer glücklich wäre, solches alles ex speciali Dei influxu herkäme. Aber in der Weisheit bestehet unser Glück, wer Weisheit hat, fängt seine Sa- chen glücklich an, da kan es freylich kommen, daß einer sein patrimo- nium mehr vermehret, als ein anderer. Ein Unweiser bleibet beständig arm, in beständiger desordre. Man muß GOtt nur bitten um Tugend, science, vigilance. Es wäre zu wünschen, daß die sacri Doctores denen Leuten einen rechten concept vom Seegen GOttes beybrächten, weil die meisten Leute hier enthusiastisch raisonniren. Clerc sagt: Es sey nicht zu leugnen, daß manchmahl ein Geitzhalß Geld in die Lotterie gebe, et- was zu gewinnen, darum bekümmert man sich aber nicht. Hingegen kan auch ein anderer ohne superstition etwas hinein geben. Man könn- te auch wohl die Lotterien unter die media ordinaria setzen; die Hollän- der haben auch einen grossen Theil ihrer Schulden dadurch bezahlet. Der Law hat einen kleinen Tractat von drey vier Bogen heraus gege- ben, worinnen er gewiesen, in was vor einen schlechten Zustande die Holländer stünden, und wie sie durch grosse Lotterien suchen ihre Schul- den zu tilgen, die aber nicht sufficient gewesen. Man kan hier auch le- sen den Schrödter in seiner Fürstlichen Schatz- und Renth-Cammer, pag. 46-48. §. 11. Es ist zu Anfang dieser Section gedacht worden, daßWie das aera- sup-
ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia. bleiben allemahl etliche hundert tauſend Thaler vor mir uͤbrig, die Leutemuͤſſen ja was zuruͤck laſſen. Will ein Herr einen privat-Mann reich machen, ſo kan er ihn nur laſſen eine conſiderable Lotterie halten, und fidem publicam hergeben, da wird er bald reich werden. Ehe die Lotterie gezogen wird, muß ja das Geld alle ſchon eingelauffen ſeyn, da giebt man wohl denen Leuten etwas zuruͤck; den Uberſchuß behaͤlt man. Ei- nige haben die Frage aufgeworffen, ob die Lotterien erlaubt waͤren? Fa- natici ſagen, ſie allicirten zum Geitz; Allein, wenn man darauf ſehen wollte, ſo muͤſte man auch die commercia verwerffen, welche ebenfals die Leute alliciren einen profit zu machen. Alſo kan man deßwegen die Lotterien nicht verwerffen. Dieſes hat Monſ. Clerc in ſeinem Tractat du bonheur & du malheur dans les Lotteries, wohl gewieſen; dabey aber erinnert, daß, wenn einer ein gutes billet bekaͤme, er nicht gleich dencken muͤſſe, unſer HErr GOtt habe ihm was extra ordinem gegeben, und haͤtte ſich Dei influxus ſonderlich bey ihm gezeiget. Bey dieſer Ge- legenheit hat er auch diſcouriret, was der Seegen GOttes ſey, welches mir in dem gantzen Buche am beſten gefallen. Er ſagt: Man ſolle ſich nicht einbilden, GOtt melire ſich in privat-affairen, daß wenn einer gluͤcklich waͤre, ſolches alles ex ſpeciali Dei influxu herkaͤme. Aber in der Weisheit beſtehet unſer Gluͤck, wer Weisheit hat, faͤngt ſeine Sa- chen gluͤcklich an, da kan es freylich kommen, daß einer ſein patrimo- nium mehr vermehret, als ein anderer. Ein Unweiſer bleibet beſtaͤndig arm, in beſtaͤndiger deſordre. Man muß GOtt nur bitten um Tugend, ſcience, vigilance. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß die ſacri Doctores denen Leuten einen rechten concept vom Seegen GOttes beybraͤchten, weil die meiſten Leute hier enthuſiaſtiſch raiſonniren. Clerc ſagt: Es ſey nicht zu leugnen, daß manchmahl ein Geitzhalß Geld in die Lotterie gebe, et- was zu gewinnen, darum bekuͤmmert man ſich aber nicht. Hingegen kan auch ein anderer ohne ſuperſtition etwas hinein geben. Man koͤnn- te auch wohl die Lotterien unter die media ordinaria ſetzen; die Hollaͤn- der haben auch einen groſſen Theil ihrer Schulden dadurch bezahlet. Der Law hat einen kleinen Tractat von drey vier Bogen heraus gege- ben, worinnen er gewieſen, in was vor einen ſchlechten Zuſtande die Hollaͤnder ſtuͤnden, und wie ſie durch groſſe Lotterien ſuchen ihre Schul- den zu tilgen, die aber nicht ſufficient geweſen. Man kan hier auch le- ſen den Schrödter in ſeiner Fuͤrſtlichen Schatz- und Renth-Cammer, pag. 46-48. §. 11. Es iſt zu Anfang dieſer Section gedacht worden, daßWie das æra- ſup-
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muͤſſen ja was zuruͤck laſſen. Will ein Herr einen privat-Mann reich
machen, ſo kan er ihn nur laſſen eine conſiderable Lotterie halten, und
fidem publicam hergeben, da wird er bald reich werden. Ehe die Lotterie
gezogen wird, muß ja das Geld alle ſchon eingelauffen ſeyn, da giebt
man wohl denen Leuten etwas zuruͤck; den Uberſchuß behaͤlt man. Ei-
nige haben die Frage aufgeworffen, ob die Lotterien erlaubt waͤren? Fa-
natici ſagen, ſie allicirten zum Geitz; Allein, wenn man darauf ſehen
wollte, ſo muͤſte man auch die commercia verwerffen, welche ebenfals
die Leute alliciren einen profit zu machen. Alſo kan man deßwegen die
Lotterien nicht verwerffen. Dieſes hat Monſ. Clerc in ſeinem Tractat
du bonheur & du malheur dans les Lotteries, wohl gewieſen; dabey
aber erinnert, daß, wenn einer ein gutes billet bekaͤme, er nicht gleich
dencken muͤſſe, unſer HErr GOtt habe ihm was extra ordinem gegeben,
und haͤtte ſich Dei influxus ſonderlich bey ihm gezeiget. Bey dieſer Ge-
legenheit hat er auch diſcouriret, was der Seegen GOttes ſey, welches
mir in dem gantzen Buche am beſten gefallen. Er ſagt: Man ſolle ſich
nicht einbilden, GOtt melire ſich in privat-affairen, daß wenn einer
gluͤcklich waͤre, ſolches alles ex ſpeciali Dei influxu herkaͤme. Aber in
der Weisheit beſtehet unſer Gluͤck, wer Weisheit hat, faͤngt ſeine Sa-
chen gluͤcklich an, da kan es freylich kommen, daß einer ſein patrimo-
nium mehr vermehret, als ein anderer. Ein Unweiſer bleibet beſtaͤndig
arm, in beſtaͤndiger deſordre. Man muß GOtt nur bitten um Tugend,
ſcience, vigilance. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß die ſacri Doctores denen
Leuten einen rechten concept vom Seegen GOttes beybraͤchten, weil
die meiſten Leute hier enthuſiaſtiſch raiſonniren. Clerc ſagt: Es ſey nicht
zu leugnen, daß manchmahl ein Geitzhalß Geld in die Lotterie gebe, et-
was zu gewinnen, darum bekuͤmmert man ſich aber nicht. Hingegen
kan auch ein anderer ohne ſuperſtition etwas hinein geben. Man koͤnn-
te auch wohl die Lotterien unter die media ordinaria ſetzen; die Hollaͤn-
der haben auch einen groſſen Theil ihrer Schulden dadurch bezahlet.
Der Law hat einen kleinen Tractat von drey vier Bogen heraus gege-
ben, worinnen er gewieſen, in was vor einen ſchlechten Zuſtande die
Hollaͤnder ſtuͤnden, und wie ſie durch groſſe Lotterien ſuchen ihre Schul-
den zu tilgen, die aber nicht ſufficient geweſen. Man kan hier auch le-
ſen den Schrödter in ſeiner Fuͤrſtlichen Schatz- und Renth-Cammer,
pag. 46-48.
§. 11. Es iſt zu Anfang dieſer Section gedacht worden, daß
man vor allen Dingen rechte principia de ærario ſetzen muͤſſe. Man
ſup-
Wie das æra-
rium im Stau-
de zu erhalten
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