Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa aerarium, tributa & vectigalia. nen närrischen concept, daß sie meynen, der Herr müste alles depensi-ren, und alle Tage einen splendeur zeigen. Wenn ein Friede gemacht wird, oder es ist ein Beylager, oder es ist eine victorie erhalten worden, da muß man lassen was aufgehen, damit der peuble und Auswärtige einen rechten concept von uns kriegen. Denn auch unter denen Aus- wärtigen sind stulti. e. g. Wenn man an einem fremden Ort einen Gesandten schicket, und derselbe führet sich nicht propre auf, so halten sie den Herrn vor einen Knicker, und dencken er sey nicht potens. Es ist aber viel daran gelegen, daß Auswärtige einen grossen concept von un- serer bravour und Macht kriegen, so thun sie uns nicht so leicht Tort. Daher muß man ihnen suchen immer ein glaucoma vorzumachen. Pau- lus hat sich ja selbst nach allen Leuten accommodiret, also muß sich ein princeps auch hier nach denen stultis richten; Er hat hier nicht mit wah- ren Christen zu thun, sondern mit albern Menschen. Mit diesen Cha- toul-Güthern kan also der Fürst thun, was er will. Es kan eine Zeit kommen, da ein Herr kein Geld hat, wo kriegt er nun Geld? Versetze ich aber ein Chatoul-Amt, so kan ich gleich Geld bekommen, denn das ist res propriissima, er hat es nicht in feudum, auch nicht a populo. Al- so ist ein groß incommodum dabey, wenn man alles zu domain-Güthern machet. Auf die domainen giebt man nichts, weil man nicht sicher, es wird von dem successore wieder weggenommen. In abstracto ist es gut, wenn alles beysammen bleibet, und nichts kan veräussert werden, indem das Land dadurch stärcker wird. Es giebet viel solche Chatoul-Güther. Dahin gehöreten bey dem König Wilhelm in Engeland die Güther, so der Printz von Oranien in Holland besessen, denn die gehöreten nicht ad domanium, und nicht ad fiscum. Wo ein Despotismus ist, da gehet alles unter einander, ausser in favorabilibus. Wo domainen sind alie- niret worden, so stellet man reductiones an. Wenn man die Sache recht ansiehet, so haben die reductiones freylich raison. Denn der peuple hat dem Herrn nicht die substanz gegeben, sondern nur die revenüen ad su- stentationem. Er ist also wie ein usufructuarius; Gleichwie nun der usufructuarius rem in usum fructum datem muß restituiren, sonst müste ja der populus ein neues domanium constituiren. Also sind die redu- ctiones nicht unbillig. Aber wie man solche in Schweden vernahm, so hat man vieles vindiciret, welches gar keine domania gewesen, das hat aber Schweden in das äusserste Unglück gebracht. Die Königin Chri- stina hatte viel von ihren domainen weggeschencket, so gar, daß wie sie gesehen, sie könnte nicht ferner auskommen, dieses mit dazu contribui- ret, abzudancken, und sich gewisse revenüen vorzubehalten. Nachgehens ka- K k 2
ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia. nen naͤrriſchen concept, daß ſie meynen, der Herr muͤſte alles depenſi-ren, und alle Tage einen ſplendeur zeigen. Wenn ein Friede gemacht wird, oder es iſt ein Beylager, oder es iſt eine victorie erhalten worden, da muß man laſſen was aufgehen, damit der peuble und Auswaͤrtige einen rechten concept von uns kriegen. Denn auch unter denen Aus- waͤrtigen ſind ſtulti. e. g. Wenn man an einem fremden Ort einen Geſandten ſchicket, und derſelbe fuͤhret ſich nicht propre auf, ſo halten ſie den Herrn vor einen Knicker, und dencken er ſey nicht potens. Es iſt aber viel daran gelegen, daß Auswaͤrtige einen groſſen concept von un- ſerer bravour und Macht kriegen, ſo thun ſie uns nicht ſo leicht Tort. Daher muß man ihnen ſuchen immer ein glaucoma vorzumachen. Pau- lus hat ſich ja ſelbſt nach allen Leuten accommodiret, alſo muß ſich ein princeps auch hier nach denen ſtultis richten; Er hat hier nicht mit wah- ren Chriſten zu thun, ſondern mit albern Menſchen. Mit dieſen Cha- toul-Guͤthern kan alſo der Fuͤrſt thun, was er will. Es kan eine Zeit kommen, da ein Herr kein Geld hat, wo kriegt er nun Geld? Verſetze ich aber ein Chatoul-Amt, ſo kan ich gleich Geld bekommen, denn das iſt res propriiſſima, er hat es nicht in feudum, auch nicht a populo. Al- ſo iſt ein groß incommodum dabey, wenn man alles zu domain-Guͤthern machet. Auf die domainen giebt man nichts, weil man nicht ſicher, es wird von dem ſucceſſore wieder weggenommen. In abſtracto iſt es gut, wenn alles beyſammen bleibet, und nichts kan veraͤuſſert werden, indem das Land dadurch ſtaͤrcker wird. Es giebet viel ſolche Chatoul-Guͤther. Dahin gehoͤreten bey dem Koͤnig Wilhelm in Engeland die Guͤther, ſo der Printz von Oranien in Holland beſeſſen, denn die gehoͤreten nicht ad domanium, und nicht ad fiſcum. Wo ein Deſpotismus iſt, da gehet alles unter einander, auſſer in favorabilibus. Wo domainen ſind alie- niret worden, ſo ſtellet man reductiones an. Wenn man die Sache recht anſiehet, ſo haben die reductiones freylich raiſon. Denn der peuple hat dem Herrn nicht die ſubſtanz gegeben, ſondern nur die revenüen ad ſu- ſtentationem. Er iſt alſo wie ein uſufructuarius; Gleichwie nun der uſufructuarius rem in uſum fructum datem muß reſtituiren, ſonſt muͤſte ja der populus ein neues domanium conſtituiren. Alſo ſind die redu- ctiones nicht unbillig. Aber wie man ſolche in Schweden vernahm, ſo hat man vieles vindiciret, welches gar keine domania geweſen, das hat aber Schweden in das aͤuſſerſte Ungluͤck gebracht. Die Koͤnigin Chri- ſtina hatte viel von ihren domainen weggeſchencket, ſo gar, daß wie ſie geſehen, ſie koͤnnte nicht ferner auskommen, dieſes mit dazu contribui- ret, abzudancken, und ſich gewiſſe revenüen vorzubehalten. Nachgehens ka- K k 2
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ren, und alle Tage einen ſplendeur zeigen. Wenn ein Friede gemacht
wird, oder es iſt ein Beylager, oder es iſt eine victorie erhalten worden,
da muß man laſſen was aufgehen, damit der peuble und Auswaͤrtige
einen rechten concept von uns kriegen. Denn auch unter denen Aus-
waͤrtigen ſind ſtulti. e. g. Wenn man an einem fremden Ort einen
Geſandten ſchicket, und derſelbe fuͤhret ſich nicht propre auf, ſo halten ſie
den Herrn vor einen Knicker, und dencken er ſey nicht potens. Es iſt
aber viel daran gelegen, daß Auswaͤrtige einen groſſen concept von un-
ſerer bravour und Macht kriegen, ſo thun ſie uns nicht ſo leicht Tort.
Daher muß man ihnen ſuchen immer ein glaucoma vorzumachen. Pau-
lus hat ſich ja ſelbſt nach allen Leuten accommodiret, alſo muß ſich ein
princeps auch hier nach denen ſtultis richten; Er hat hier nicht mit wah-
ren Chriſten zu thun, ſondern mit albern Menſchen. Mit dieſen Cha-
toul-Guͤthern kan alſo der Fuͤrſt thun, was er will. Es kan eine Zeit
kommen, da ein Herr kein Geld hat, wo kriegt er nun Geld? Verſetze
ich aber ein Chatoul-Amt, ſo kan ich gleich Geld bekommen, denn das
iſt res propriiſſima, er hat es nicht in feudum, auch nicht a populo. Al-
ſo iſt ein groß incommodum dabey, wenn man alles zu domain-Guͤthern
machet. Auf die domainen giebt man nichts, weil man nicht ſicher, es
wird von dem ſucceſſore wieder weggenommen. In abſtracto iſt es gut,
wenn alles beyſammen bleibet, und nichts kan veraͤuſſert werden, indem
das Land dadurch ſtaͤrcker wird. Es giebet viel ſolche Chatoul-Guͤther.
Dahin gehoͤreten bey dem Koͤnig Wilhelm in Engeland die Guͤther, ſo
der Printz von Oranien in Holland beſeſſen, denn die gehoͤreten nicht ad
domanium, und nicht ad fiſcum. Wo ein Deſpotismus iſt, da gehet
alles unter einander, auſſer in favorabilibus. Wo domainen ſind alie-
niret worden, ſo ſtellet man reductiones an. Wenn man die Sache recht
anſiehet, ſo haben die reductiones freylich raiſon. Denn der peuple hat
dem Herrn nicht die ſubſtanz gegeben, ſondern nur die revenüen ad ſu-
ſtentationem. Er iſt alſo wie ein uſufructuarius; Gleichwie nun der
uſufructuarius rem in uſum fructum datem muß reſtituiren, ſonſt muͤſte
ja der populus ein neues domanium conſtituiren. Alſo ſind die redu-
ctiones nicht unbillig. Aber wie man ſolche in Schweden vernahm, ſo
hat man vieles vindiciret, welches gar keine domania geweſen, das hat
aber Schweden in das aͤuſſerſte Ungluͤck gebracht. Die Koͤnigin Chri-
ſtina hatte viel von ihren domainen weggeſchencket, ſo gar, daß wie ſie
geſehen, ſie koͤnnte nicht ferner auskommen, dieſes mit dazu contribui-
ret, abzudancken, und ſich gewiſſe revenüen vorzubehalten. Nachgehens
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