Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. V. De prudentia sehr betriegen. Io. Evelyn, ein Engeländer, hat ein Buch geschriebende Physiognomia, davon ein extract in Actibus Eruditionis zu finden, in diesen erzehlet er auch von Jacobo I. daß er den Hertzog von Sommerset und Comte Bembrock hat erhoben, weil sie wohl ausgesehen. Je hüb- scher die Leute offt aussehen, je weniger können sie gebraucht werden: denn solche Leute haben mehrentheils aliquid voluptatis, und wenn gleich was anders dabey ist, so ist es doch nicht sufficient. Pabst Sixtus V. wollte lauter schwartze Leute in seinen Diensten haben, da er aber manch- mahl auch einen guten Spitzbuben mit drunter bekommen. aber auf die Neigung und Temperament. §. 10. 11. Diejenigen sind auf einem bessern Weg, welche mey- variis
Cap. V. De prudentia ſehr betriegen. Io. Evelyn, ein Engelaͤnder, hat ein Buch geſchriebende Phyſiognomia, davon ein extract in Actibus Eruditionis zu finden, in dieſen erzehlet er auch von Jacobo I. daß er den Hertzog von Sommerſet und Comte Bembrock hat erhoben, weil ſie wohl ausgeſehen. Je huͤb- ſcher die Leute offt ausſehen, je weniger koͤnnen ſie gebraucht werden: denn ſolche Leute haben mehrentheils aliquid voluptatis, und wenn gleich was anders dabey iſt, ſo iſt es doch nicht ſufficient. Pabſt Sixtus V. wollte lauter ſchwartze Leute in ſeinen Dienſten haben, da er aber manch- mahl auch einen guten Spitzbuben mit drunter bekommen. aber auf die Neigung und Temperament. §. 10. 11. Diejenigen ſind auf einem beſſern Weg, welche mey- variis
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Cap. V. De prudentia
ſehr betriegen. Io. Evelyn, ein Engelaͤnder, hat ein Buch geſchrieben
de Phyſiognomia, davon ein extract in Actibus Eruditionis zu finden, in
dieſen erzehlet er auch von Jacobo I. daß er den Hertzog von Sommerſet
und Comte Bembrock hat erhoben, weil ſie wohl ausgeſehen. Je huͤb-
ſcher die Leute offt ausſehen, je weniger koͤnnen ſie gebraucht werden:
denn ſolche Leute haben mehrentheils aliquid voluptatis, und wenn gleich
was anders dabey iſt, ſo iſt es doch nicht ſufficient. Pabſt Sixtus V.
wollte lauter ſchwartze Leute in ſeinen Dienſten haben, da er aber manch-
mahl auch einen guten Spitzbuben mit drunter bekommen.
§. 10. 11. Diejenigen ſind auf einem beſſern Weg, welche mey-
nen, ein Herr muͤſſe ſich dahin befleißigen, daß er zuſehe, was vor ein
temperament ein Kerl habe: denn ein temperamentum iſt aptius ad hoc;
ein anders aptius ad illud. Hieraus kan man erkennen, daß die doctri-
na de temperamentis nicht zu verachten, wenn ſie nur recht vorgetragen
wird. Unſer Autor hat ſich auch Muͤhe gegeben, zu zeigen, welche tem-
peramenta zu dieſem oder jenem am geſchickteſten ſeyn. Ehe man aber
dieſes recht verſtehen kan, muͤſſen vorher einige generalia bemercket wer-
den. Von denen temperamentis wird ſonſten in der Moral, Phyſic und
Medicin gehandelt. Einmahl iſt gewiß, daß corpora noſtra eine diver-
ſam temperaturam und mixturam haben. Es iſt nicht ein Coͤrper wie
der andere, ſondern alle differiren, welches die alten temperamenta ge-
nennet. Darinnen ſind die Alten aber von den Neuern unterſchieden,
daß ſie gemeynet, die differenz beſtuͤnde in calido, ſicco, frigido und hu-
mido. Wenn man wiſſen will, was die Alten hievon ſtatuiret, ſo kan
man des Profeſſor Speners in Wittenberg Diſſertatio de temperamentis
leſen, welche er hier unter dem Herrn Doctor Buddeo gehalten. Es
hat dieſelbe ſein Vater der alte Spener gemacht, und iſt uͤberaus wohl
elaboriret. Ich habe nicht leicht etwas geleſen, da alles mit ſo vielem
Fleiß und accurateſſe zuſammen getragen, als in dieſer Diſſertation.
Kein einiger iſt geweſen, der nicht gemeynet, dari diverſam temperatu-
ram. Die meiſten haben aber heut zu Tage die alten Dinge fahren
laſſen, und auf das Gebluͤth geſehen. Sie ſagen: Das waͤren nimis
generalia, wenn man auf das humidum, frigidum &c. ſaͤhe, man muͤſte
ſpecialiter gehen, und ſupponiren alſo das Gebluͤthe. Das Gebluͤthe
iſt die quint-eſſenz von allen, was ſich bey den Menſchen findet; alle
Saͤffte, ſpiritus vitales, alle Knochen kommen von dem Gebluͤthe. Daß
die Knochen von dem Gebluͤthe kommen, kan man daher ſehen, appo-
nitur ſemper nobis aliquid, wir werden ja nicht ſo groß gebohren, und
dieſes kommt eben von dem Gebluͤthe. Das Gebluͤth aber beſtehet ex
variis
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