Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. V. De prudentia gar nicht, wer das summum imperium hat. Man disputirt, und unterdessenleidet der Unschuldige; da ist es eben, als wenn die Republic der Schlag ge- rühret, die machine stehet stille, e. g. Man disputirt in Teutschland, wer die execution in denen Cräysen thun soll, der Kayser saget: Ja, die Fürsten sa- gen, Nein, in Europa giebt es meistens res publicas irregulares. Derglei- chen ist Engeland, dergleichen Pohlen. Aristoteles ist schuld, daß man auf mixtas respublicas gefallen, und hat gemeynet, das wären die schön- sten, hat aber nicht gesehen, daß sie irregulares. Es würde kein Mensch disputiren, ob eine respublica irregularis zu souteniren, wenn die impe- rantes nicht durch ihr übeles Regiment die Leute dahin gebracht, daß sie von der Monarchica forma deflectiret. Denn wenn die principes re- gierten, als warhaffte Väter, so würde kein Mensch ein ander imperium verlangen, als Monarchiam Ein Vater hält das Mittel, belohnt das Gute, strafft das Böse, die ersten Republiquen sind auch alle monar- chisch gewesen. Relative kan man Monarchiam, Aristocratiam und De- mocratiam defendiren. Aristoteles, ob er gleich an Philippi und Alexan- dri M. Hofe gewesen, so hat er doch an dem Macedonischen Reich viele irregularitäten wahr genommen. * In dem übrigen Griechenland wa- ren lauter kleine respublicae, wozu der Aristoteles sehr inclinirete. Er sagte: Zu einem Regiment gehöret Weißheit. Ein weiser Vater regie- ret seine Kinder wohl, daß ihm ein jeder pariret. Nun, sagt er ferner, ist wohl probable, daß ein Auge mehr siehet, als das andere, plures plus vident oculi, quam oculus. Er saget ferner: Gesetzt, daß optimi, sapien- tissimi erwehlet worden, so muß es gut zugehen. Ein Fürst muß con- siliarios haben, die muß er wehlen, ist er einfältig, so wird er auch keine gescheute Leute wehlen; Wir sehen, wie es in der Welt zugehet. Auf neuere braucht man nicht zu sehen, denn man hat antiqua und media ge- nug. Hier aber, wo plures regieren, sagt Aristoteles, wehlet das gantze Volck die optimates, sie sehen auf solche, die Proben ihres Verstandes abgeleget. Wie Tarquinius aus Rom gejaget war, so sagte Brutus: Wir wollen nur consules seyn, consulemus vestrae utilitati, da vorher ein Despotismus gewesen, so wollten sie nunmehro auf des Volcks Nu- tzen sehen. Es hat also in abstracto etwas in recessu, was Aristoteles gesagt. Weil nun Aristoteles gesehen, die Aristi können in kleine impe- rantes denegiren, welches er oligarchiam nennet, ubi quidem pauci regnant, * Dieses regnum Macedoniae haben viele beschrieben, und kan man auch aus denen
Commentatoribus über den Curtium vieles davon finden. Der de la Croze in Berlin hat auch einen eigenen Tractat wollen davon schreiben. Cap. V. De prudentia gar nicht, wer das ſummum imperium hat. Man diſputirt, und unterdeſſenleidet der Unſchuldige; da iſt es eben, als wenn die Republic der Schlag ge- ruͤhret, die machine ſtehet ſtille, e. g. Man diſputirt in Teutſchland, wer die execution in denen Craͤyſen thun ſoll, der Kayſer ſaget: Ja, die Fuͤrſten ſa- gen, Nein, in Europa giebt es meiſtens res publicas irregulares. Derglei- chen iſt Engeland, dergleichen Pohlen. Ariſtoteles iſt ſchuld, daß man auf mixtas respublicas gefallen, und hat gemeynet, das waͤren die ſchoͤn- ſten, hat aber nicht geſehen, daß ſie irregulares. Es wuͤrde kein Menſch diſputiren, ob eine respublica irregularis zu ſouteniren, wenn die impe- rantes nicht durch ihr uͤbeles Regiment die Leute dahin gebracht, daß ſie von der Monarchica forma deflectiret. Denn wenn die principes re- gierten, als warhaffte Vaͤter, ſo wuͤrde kein Menſch ein ander imperium verlangen, als Monarchiam Ein Vater haͤlt das Mittel, belohnt das Gute, ſtrafft das Boͤſe, die erſten Republiquen ſind auch alle monar- chiſch geweſen. Relative kan man Monarchiam, Ariſtocratiam und De- mocratiam defendiren. Ariſtoteles, ob er gleich an Philippi und Alexan- dri M. Hofe geweſen, ſo hat er doch an dem Macedoniſchen Reich viele irregularitaͤten wahr genommen. * In dem uͤbrigen Griechenland wa- ren lauter kleine respublicæ, wozu der Ariſtoteles ſehr inclinirete. Er ſagte: Zu einem Regiment gehoͤret Weißheit. Ein weiſer Vater regie- ret ſeine Kinder wohl, daß ihm ein jeder pariret. Nun, ſagt er ferner, iſt wohl probable, daß ein Auge mehr ſiehet, als das andere, plures plus vident oculi, quam oculus. Er ſaget ferner: Geſetzt, daß optimi, ſapien- tiſſimi erwehlet worden, ſo muß es gut zugehen. Ein Fuͤrſt muß con- ſiliarios haben, die muß er wehlen, iſt er einfaͤltig, ſo wird er auch keine geſcheute Leute wehlen; Wir ſehen, wie es in der Welt zugehet. Auf neuere braucht man nicht zu ſehen, denn man hat antiqua und media ge- nug. Hier aber, wo plures regieren, ſagt Ariſtoteles, wehlet das gantze Volck die optimates, ſie ſehen auf ſolche, die Proben ihres Verſtandes abgeleget. Wie Tarquinius aus Rom gejaget war, ſo ſagte Brutus: Wir wollen nur conſules ſeyn, conſulemus veſtræ utilitati, da vorher ein Deſpotiſmus geweſen, ſo wollten ſie nunmehro auf des Volcks Nu- tzen ſehen. Es hat alſo in abſtracto etwas in receſſu, was Ariſtoteles geſagt. Weil nun Ariſtoteles geſehen, die Ariſti koͤnnen in kleine impe- rantes denegiren, welches er oligarchiam nennet, ubi quidem pauci regnant, * Dieſes regnum Macedoniæ haben viele beſchrieben, und kan man auch aus denen
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ruͤhret, die machine ſtehet ſtille, e. g. Man diſputirt in Teutſchland, wer die
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gen, Nein, in Europa giebt es meiſtens res publicas irregulares. Derglei-
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auf mixtas respublicas gefallen, und hat gemeynet, das waͤren die ſchoͤn-
ſten, hat aber nicht geſehen, daß ſie irregulares. Es wuͤrde kein Menſch
diſputiren, ob eine respublica irregularis zu ſouteniren, wenn die impe-
rantes nicht durch ihr uͤbeles Regiment die Leute dahin gebracht, daß ſie
von der Monarchica forma deflectiret. Denn wenn die principes re-
gierten, als warhaffte Vaͤter, ſo wuͤrde kein Menſch ein ander imperium
verlangen, als Monarchiam Ein Vater haͤlt das Mittel, belohnt das
Gute, ſtrafft das Boͤſe, die erſten Republiquen ſind auch alle monar-
chiſch geweſen. Relative kan man Monarchiam, Ariſtocratiam und De-
mocratiam defendiren. Ariſtoteles, ob er gleich an Philippi und Alexan-
dri M. Hofe geweſen, ſo hat er doch an dem Macedoniſchen Reich viele
irregularitaͤten wahr genommen. * In dem uͤbrigen Griechenland wa-
ren lauter kleine respublicæ, wozu der Ariſtoteles ſehr inclinirete. Er
ſagte: Zu einem Regiment gehoͤret Weißheit. Ein weiſer Vater regie-
ret ſeine Kinder wohl, daß ihm ein jeder pariret. Nun, ſagt er ferner,
iſt wohl probable, daß ein Auge mehr ſiehet, als das andere, plures plus
vident oculi, quam oculus. Er ſaget ferner: Geſetzt, daß optimi, ſapien-
tiſſimi erwehlet worden, ſo muß es gut zugehen. Ein Fuͤrſt muß con-
ſiliarios haben, die muß er wehlen, iſt er einfaͤltig, ſo wird er auch keine
geſcheute Leute wehlen; Wir ſehen, wie es in der Welt zugehet. Auf
neuere braucht man nicht zu ſehen, denn man hat antiqua und media ge-
nug. Hier aber, wo plures regieren, ſagt Ariſtoteles, wehlet das gantze
Volck die optimates, ſie ſehen auf ſolche, die Proben ihres Verſtandes
abgeleget. Wie Tarquinius aus Rom gejaget war, ſo ſagte Brutus:
Wir wollen nur conſules ſeyn, conſulemus veſtræ utilitati, da vorher
ein Deſpotiſmus geweſen, ſo wollten ſie nunmehro auf des Volcks Nu-
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geſagt. Weil nun Ariſtoteles geſehen, die Ariſti koͤnnen in kleine impe-
rantes denegiren, welches er oligarchiam nennet, ubi quidem pauci
regnant,
* Dieſes regnum Macedoniæ haben viele beſchrieben, und kan man auch aus denen
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