Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.Von dem Eigenthum und Gebiete der Völker ger iederzeit zurück- und Genugthuung fodern, wenner ihm solche nicht nachher ausdrücklich oder stillschwei- gend überläßt. Die in unserer heutigen Rechtswissenschaft dagegen a] M. s. Bynckershoeck de dominio maris c. I. und die §. 9. angeführte Dissertation des Titius de dominio in rebus occupatis vltra possessionem durante. vergl. C. H. Breuning diss. de praescriptione liberis genti- bus incognita, Lips. 1752. c. 3. b] Unter andern sagt auch Puffendorff l. c. dominium rei suae, amissa licet possessione, nemo invitus amittit -- sed retinet ius eandem recuperandi, quamdiu animum recuperandi non deposuerit aut deposuisse censeatur. Vnde talium rerum dominium per occupationem ad- quiri non poterit prioris domini iure adhuc subsistente. §. 40. Bestimmung des Territoriums. Alles was ein Volk an Land und Gewässer a] in werden
Von dem Eigenthum und Gebiete der Voͤlker ger iederzeit zuruͤck- und Genugthuung fodern, wenner ihm ſolche nicht nachher ausdruͤcklich oder ſtillſchwei- gend uͤberlaͤßt. Die in unſerer heutigen Rechtswiſſenſchaft dagegen a] M. ſ. Bynckershoeck de dominio maris c. I. und die §. 9. angefuͤhrte Diſſertation des Titius de dominio in rebus occupatis vltra poſſeſſionem durante. vergl. C. H. Breuning diſſ. de praeſcriptione liberis genti- bus incognita, Lipſ. 1752. c. 3. b] Unter andern ſagt auch Puffendorff l. c. dominium rei ſuae, amiſſa licet poſſeſſione, nemo invitus amittit — ſed retinet ius eandem recuperandi, quamdiu animum recuperandi non depoſuerit aut depoſuiſſe cenſeatur. Vnde talium rerum dominium per occupationem ad- quiri non poterit prioris domini iure adhuc ſubſiſtente. §. 40. Beſtimmung des Territoriums. Alles was ein Volk an Land und Gewaͤſſer a] in werden
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0088" n="74"/><fw place="top" type="header">Von dem Eigenthum und Gebiete der Voͤlker</fw><lb/> ger iederzeit zuruͤck- und Genugthuung fodern, wenn<lb/> er ihm ſolche nicht nachher ausdruͤcklich oder ſtillſchwei-<lb/> gend uͤberlaͤßt.</p><lb/> <p>Die in unſerer heutigen Rechtswiſſenſchaft dagegen<lb/> aufgenommenen Lehren ſcheinen mir blos wilkuͤhrliche<lb/> Grundſaͤtze zu enthalten: und in denen Faͤllen, wo die<lb/> Fortdauer eines Eigenthums ohne Beſitz ſich etwa ia<lb/> noch annehmen lieſſe, liegen lediglich beſondere Ver-<lb/> traͤge zum Grunde. Indes erhellet aus den oben hier<lb/> und da vorgekommenen Behauptungen der europaͤiſchen<lb/> Nazionen, daß ſie geneigter fuͤr dieſe Abweichungen<lb/> ſind.</p><lb/> <note place="end" n="a]">M. ſ. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bynckershoeck</hi> de dominio maris c. I.</hi> und die<lb/> §. 9. angefuͤhrte Diſſertation des Titius <hi rendition="#aq">de dominio in<lb/> rebus occupatis vltra poſſeſſionem durante.</hi> vergl.<lb/><hi rendition="#aq">C. H. <hi rendition="#i">Breuning</hi> diſſ. de praeſcriptione liberis genti-<lb/> bus incognita, Lipſ. 1752. c.</hi> 3.</note><lb/> <note place="end" n="b]">Unter andern ſagt auch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Puffendorff</hi> l. c. dominium rei<lb/> ſuae, amiſſa licet poſſeſſione, nemo invitus amittit —<lb/> ſed retinet ius eandem recuperandi, quamdiu animum<lb/> recuperandi non depoſuerit aut depoſuiſſe cenſeatur.<lb/> Vnde talium rerum dominium per occupationem ad-<lb/> quiri non poterit prioris domini iure adhuc ſubſiſtente.</hi></note> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 40.<lb/><hi rendition="#g">Beſtimmung des Territoriums</hi>.</head><lb/> <p>Alles was ein Volk an Land und Gewaͤſſer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">a</hi></hi>] in<lb/> einer zuſammenhangenden Strecke, oder in verſchiede-<lb/> nen Weltgegenden eigenthuͤmlich beſitzt, und woruͤber<lb/> es die Oberherrſchaft ausuͤbt, macht deſſen <hi rendition="#fr">Territo-<lb/> rium</hi> oder <hi rendition="#fr">Gebiete</hi> aus <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">b</hi></hi>]. Dasienige wo es ſeinen<lb/> eigentlichen und urſpruͤnglichen Wohnſitz hat, wird das<lb/><hi rendition="#fr">Hauptland</hi>, die uͤbrigen auswaͤrtigen Beſitzungen aber<lb/> <fw place="bottom" type="catch">werden</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0088]
Von dem Eigenthum und Gebiete der Voͤlker
ger iederzeit zuruͤck- und Genugthuung fodern, wenn
er ihm ſolche nicht nachher ausdruͤcklich oder ſtillſchwei-
gend uͤberlaͤßt.
Die in unſerer heutigen Rechtswiſſenſchaft dagegen
aufgenommenen Lehren ſcheinen mir blos wilkuͤhrliche
Grundſaͤtze zu enthalten: und in denen Faͤllen, wo die
Fortdauer eines Eigenthums ohne Beſitz ſich etwa ia
noch annehmen lieſſe, liegen lediglich beſondere Ver-
traͤge zum Grunde. Indes erhellet aus den oben hier
und da vorgekommenen Behauptungen der europaͤiſchen
Nazionen, daß ſie geneigter fuͤr dieſe Abweichungen
ſind.
a] M. ſ. Bynckershoeck de dominio maris c. I. und die
§. 9. angefuͤhrte Diſſertation des Titius de dominio in
rebus occupatis vltra poſſeſſionem durante. vergl.
C. H. Breuning diſſ. de praeſcriptione liberis genti-
bus incognita, Lipſ. 1752. c. 3.
b] Unter andern ſagt auch Puffendorff l. c. dominium rei
ſuae, amiſſa licet poſſeſſione, nemo invitus amittit —
ſed retinet ius eandem recuperandi, quamdiu animum
recuperandi non depoſuerit aut depoſuiſſe cenſeatur.
Vnde talium rerum dominium per occupationem ad-
quiri non poterit prioris domini iure adhuc ſubſiſtente.
§. 40.
Beſtimmung des Territoriums.
Alles was ein Volk an Land und Gewaͤſſer a] in
einer zuſammenhangenden Strecke, oder in verſchiede-
nen Weltgegenden eigenthuͤmlich beſitzt, und woruͤber
es die Oberherrſchaft ausuͤbt, macht deſſen Territo-
rium oder Gebiete aus b]. Dasienige wo es ſeinen
eigentlichen und urſpruͤnglichen Wohnſitz hat, wird das
Hauptland, die uͤbrigen auswaͤrtigen Beſitzungen aber
werden
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/88 |
Zitationshilfe: | Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/88>, abgerufen am 16.02.2025. |