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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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Von dem Eigenthum und Gebiete der Völker
könten auch Völker mit Recht die offenbare See, die
noch unter keiner Herschaft steht, in Besitz nehmen etc.
Die zwote Frage liesse sich auch beiahen, wenn es mög-
lich wäre, daß ein Volk das nach den Grundsätzen des
Völkerrechts in Besitz genommene Meer immer schirmen
und schützen und sich dabey erhalten könnte, welches aber
kein europäisches Volk, wegen Eifersucht der übrigen,
mit aller seiner Macht vermögend sey. M. vergl. Byn-
ckershoeck
de dominio mar. c.
3.
d] Das geschahe vornämlich, vermöge der gedachten päpst-
lichen Schenkungen, damals, als die Niederländer an-
fingen nach Indien zu schiffen; und Grotius schrieb sein
mare liberum eigentlich gegen Portugal.
e] Der Titel der Könige von Spanien: König der In-
seln
Indiarum und terrae firmae des Meeres Oceani
gab ehedem auch Anlas, Spanien eine vermeintliche
Herschaft über den Ocean zuzuschreiben. Alleine Sel-
den l. 1. c. 17. bemerkte schon, daß nach terrae firmae
keine Interpunction zu setzen sey, weil dieser Titel nur
bedeuten solle: König der Inseln etc. des oceanischen
Meeres, welche Papst Alexander V. dem Könige von
Spanien geschenkt hatte. M. vergl. Stypmann de
iure maritimo &c. L. I. c. 6. n.
179. 311. u. f. in
Cocceji Grot. illustr. cit. S. 233 und 239. In die-
sem Verstande schreibt der König sich auch noch heutzu-
tage: Rey -- de las Islas y Tierra firme del Mar
Oceano.
Daß Spanien indes noch in neuern Zeiten,
besonders bey Gelegenheit der Streitigkeiten mit Gros-
britannien wegen der Insel Falkland sich für berechtigt
gehalten habe, alle Nazionen von der Südsee auszu-
schliessen, ist schon oben §. 10. Not. a. erinnert worden.
s. neuste Staatsbegebenh. 1775. S. 124.
f] Schon Alb. Gentilis in Advoc. Hispanica. L. I. c. 8.
legte den Engländern ein Recht auf die Herschaft des
Von dem Eigenthum und Gebiete der Voͤlker
koͤnten auch Voͤlker mit Recht die offenbare See, die
noch unter keiner Herſchaft ſteht, in Beſitz nehmen ꝛc.
Die zwote Frage lieſſe ſich auch beiahen, wenn es moͤg-
lich waͤre, daß ein Volk das nach den Grundſaͤtzen des
Voͤlkerrechts in Beſitz genommene Meer immer ſchirmen
und ſchuͤtzen und ſich dabey erhalten koͤnnte, welches aber
kein europaͤiſches Volk, wegen Eiferſucht der uͤbrigen,
mit aller ſeiner Macht vermoͤgend ſey. M. vergl. Byn-
ckershoeck
de dominio mar. c.
3.
d] Das geſchahe vornaͤmlich, vermoͤge der gedachten paͤpſt-
lichen Schenkungen, damals, als die Niederlaͤnder an-
fingen nach Indien zu ſchiffen; und Grotius ſchrieb ſein
mare liberum eigentlich gegen Portugal.
e] Der Titel der Koͤnige von Spanien: Koͤnig der In-
ſeln
Indiarum und terrae firmae des Meeres Oceani
gab ehedem auch Anlas, Spanien eine vermeintliche
Herſchaft uͤber den Ocean zuzuſchreiben. Alleine Sel-
den l. 1. c. 17. bemerkte ſchon, daß nach terrae firmae
keine Interpunction zu ſetzen ſey, weil dieſer Titel nur
bedeuten ſolle: Koͤnig der Inſeln ꝛc. des oceaniſchen
Meeres, welche Papſt Alexander V. dem Koͤnige von
Spanien geſchenkt hatte. M. vergl. Stypmann de
iure maritimo &c. L. I. c. 6. n.
179. 311. u. f. in
Cocceji Grot. illuſtr. cit. S. 233 und 239. In die-
ſem Verſtande ſchreibt der Koͤnig ſich auch noch heutzu-
tage: Rey — de las Islas y Tierra firme del Mar
Oceano.
Daß Spanien indes noch in neuern Zeiten,
beſonders bey Gelegenheit der Streitigkeiten mit Gros-
britannien wegen der Inſel Falkland ſich fuͤr berechtigt
gehalten habe, alle Nazionen von der Suͤdſee auszu-
ſchlieſſen, iſt ſchon oben §. 10. Not. a. erinnert worden.
ſ. neuſte Staatsbegebenh. 1775. S. 124.
f] Schon Alb. Gentilis in Advoc. Hiſpanica. L. I. c. 8.
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[36/0050] Von dem Eigenthum und Gebiete der Voͤlker c] koͤnten auch Voͤlker mit Recht die offenbare See, die noch unter keiner Herſchaft ſteht, in Beſitz nehmen ꝛc. Die zwote Frage lieſſe ſich auch beiahen, wenn es moͤg- lich waͤre, daß ein Volk das nach den Grundſaͤtzen des Voͤlkerrechts in Beſitz genommene Meer immer ſchirmen und ſchuͤtzen und ſich dabey erhalten koͤnnte, welches aber kein europaͤiſches Volk, wegen Eiferſucht der uͤbrigen, mit aller ſeiner Macht vermoͤgend ſey. M. vergl. Byn- ckershoeck de dominio mar. c. 3. d] Das geſchahe vornaͤmlich, vermoͤge der gedachten paͤpſt- lichen Schenkungen, damals, als die Niederlaͤnder an- fingen nach Indien zu ſchiffen; und Grotius ſchrieb ſein mare liberum eigentlich gegen Portugal. e] Der Titel der Koͤnige von Spanien: Koͤnig der In- ſeln Indiarum und terrae firmae des Meeres Oceani gab ehedem auch Anlas, Spanien eine vermeintliche Herſchaft uͤber den Ocean zuzuſchreiben. Alleine Sel- den l. 1. c. 17. bemerkte ſchon, daß nach terrae firmae keine Interpunction zu ſetzen ſey, weil dieſer Titel nur bedeuten ſolle: Koͤnig der Inſeln ꝛc. des oceaniſchen Meeres, welche Papſt Alexander V. dem Koͤnige von Spanien geſchenkt hatte. M. vergl. Stypmann de iure maritimo &c. L. I. c. 6. n. 179. 311. u. f. in Cocceji Grot. illuſtr. cit. S. 233 und 239. In die- ſem Verſtande ſchreibt der Koͤnig ſich auch noch heutzu- tage: Rey — de las Islas y Tierra firme del Mar Oceano. Daß Spanien indes noch in neuern Zeiten, beſonders bey Gelegenheit der Streitigkeiten mit Gros- britannien wegen der Inſel Falkland ſich fuͤr berechtigt gehalten habe, alle Nazionen von der Suͤdſee auszu- ſchlieſſen, iſt ſchon oben §. 10. Not. a. erinnert worden. ſ. neuſte Staatsbegebenh. 1775. S. 124. f] Schon Alb. Gentilis in Advoc. Hiſpanica. L. I. c. 8. legte den Englaͤndern ein Recht auf die Herſchaft des Oceans

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/50>, abgerufen am 23.11.2024.