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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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und andern Ehrenzeichen der Regenten.
neuern Zeiten von den Päpsten, mehrenteils wegen
besonderer Verdienste um die Religion, gewisse Ehren-
benennungen erhalten a], die sie sowohl selbst gebrau-
chen, als von ihren Glaubensgenossen und gewönlich
auch von den Evangelischen erhalten. Grosbritannien
hat dergleichen Ehrennamen sogar nach veränderter Re-
ligion beibehalten. Vermöge dieser Prädicate heißt
der König von Frankreich: Christianissimus, der Aller-
christlichste
etc. Der Ursprung hiervon ist ungewis.
Auch wird ihm in den päpstlichen Bullen und Breven
der Titel des erstgebohrnen Sobns der Kirche bei-
gelegt. Spanien erhielt wahrscheinlich vom Papst
Alexander VI. 1496. wegen seines in Bezwingung der
Mauren bewiesenen Eifers und Einführung der Inqui-
sit on den Titel Catholicus, der Catholische. In
England wurde dem König Heinrich VIII. 1521. vom
Papst Leo X. das Prädicat: Defensor fidei, Beschü-
tzer des Glaubens
beigelegt, weil er ein Buch wider
Luthern zu Vertheidigung der sieben Sacramente ge-
schrieben hatte: Papst Klemens VII. bestätigte es.
Papst Alexander VII. legte auch dem König in Polen
Johann Casimit den Titel: Rex Orthodoxus bey, weil
er die Socinianer aus Polen vertrieben hatte, er ist
aber nicht gebraucht worden b].

Noch in neuern Zeiten erhielt König Johann V.
in Portugall von Papst Benedict XIV. 1748. den
Titel: Fidelissimus, der Allergetreuste c], und der
Königin Maria Theresia in Ungarn etc. wurde 1758.
vom Papst Clemens XIII. der von einigen Königen in
Ungarn schon ehedem geführte Titel: Apostolische er-
neuert d].

Da die katholischen Könige einen besondern Werth
auf diese Ehrennamen zu setzen pflegen, so kann ihnen
allerdings nicht verwehrt werden sie zu führen; es komt
aber, wie bey den übrigen Titeln, auf die andern Na-

zionen
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und andern Ehrenzeichen der Regenten.
neuern Zeiten von den Paͤpſten, mehrenteils wegen
beſonderer Verdienſte um die Religion, gewiſſe Ehren-
benennungen erhalten a], die ſie ſowohl ſelbſt gebrau-
chen, als von ihren Glaubensgenoſſen und gewoͤnlich
auch von den Evangeliſchen erhalten. Grosbritannien
hat dergleichen Ehrennamen ſogar nach veraͤnderter Re-
ligion beibehalten. Vermoͤge dieſer Praͤdicate heißt
der Koͤnig von Frankreich: Chriſtianiſſimus, der Aller-
chriſtlichſte
ꝛc. Der Urſprung hiervon iſt ungewis.
Auch wird ihm in den paͤpſtlichen Bullen und Breven
der Titel des erſtgebohrnen Sobns der Kirche bei-
gelegt. Spanien erhielt wahrſcheinlich vom Papſt
Alexander VI. 1496. wegen ſeines in Bezwingung der
Mauren bewieſenen Eifers und Einfuͤhrung der Inqui-
ſit on den Titel Catholicus, der Catholiſche. In
England wurde dem Koͤnig Heinrich VIII. 1521. vom
Papſt Leo X. das Praͤdicat: Defenſor fidei, Beſchuͤ-
tzer des Glaubens
beigelegt, weil er ein Buch wider
Luthern zu Vertheidigung der ſieben Sacramente ge-
ſchrieben hatte: Papſt Klemens VII. beſtaͤtigte es.
Papſt Alexander VII. legte auch dem Koͤnig in Polen
Johann Caſimit den Titel: Rex Orthodoxus bey, weil
er die Socinianer aus Polen vertrieben hatte, er iſt
aber nicht gebraucht worden b].

Noch in neuern Zeiten erhielt Koͤnig Johann V.
in Portugall von Papſt Benedict XIV. 1748. den
Titel: Fideliſſimus, der Allergetreuſte c], und der
Koͤnigin Maria Thereſia in Ungarn ꝛc. wurde 1758.
vom Papſt Clemens XIII. der von einigen Koͤnigen in
Ungarn ſchon ehedem gefuͤhrte Titel: Apoſtoliſche er-
neuert d].

Da die katholiſchen Koͤnige einen beſondern Werth
auf dieſe Ehrennamen zu ſetzen pflegen, ſo kann ihnen
allerdings nicht verwehrt werden ſie zu fuͤhren; es komt
aber, wie bey den uͤbrigen Titeln, auf die andern Na-

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[455/0469] und andern Ehrenzeichen der Regenten. neuern Zeiten von den Paͤpſten, mehrenteils wegen beſonderer Verdienſte um die Religion, gewiſſe Ehren- benennungen erhalten a], die ſie ſowohl ſelbſt gebrau- chen, als von ihren Glaubensgenoſſen und gewoͤnlich auch von den Evangeliſchen erhalten. Grosbritannien hat dergleichen Ehrennamen ſogar nach veraͤnderter Re- ligion beibehalten. Vermoͤge dieſer Praͤdicate heißt der Koͤnig von Frankreich: Chriſtianiſſimus, der Aller- chriſtlichſte ꝛc. Der Urſprung hiervon iſt ungewis. Auch wird ihm in den paͤpſtlichen Bullen und Breven der Titel des erſtgebohrnen Sobns der Kirche bei- gelegt. Spanien erhielt wahrſcheinlich vom Papſt Alexander VI. 1496. wegen ſeines in Bezwingung der Mauren bewieſenen Eifers und Einfuͤhrung der Inqui- ſit on den Titel Catholicus, der Catholiſche. In England wurde dem Koͤnig Heinrich VIII. 1521. vom Papſt Leo X. das Praͤdicat: Defenſor fidei, Beſchuͤ- tzer des Glaubens beigelegt, weil er ein Buch wider Luthern zu Vertheidigung der ſieben Sacramente ge- ſchrieben hatte: Papſt Klemens VII. beſtaͤtigte es. Papſt Alexander VII. legte auch dem Koͤnig in Polen Johann Caſimit den Titel: Rex Orthodoxus bey, weil er die Socinianer aus Polen vertrieben hatte, er iſt aber nicht gebraucht worden b]. Noch in neuern Zeiten erhielt Koͤnig Johann V. in Portugall von Papſt Benedict XIV. 1748. den Titel: Fideliſſimus, der Allergetreuſte c], und der Koͤnigin Maria Thereſia in Ungarn ꝛc. wurde 1758. vom Papſt Clemens XIII. der von einigen Koͤnigen in Ungarn ſchon ehedem gefuͤhrte Titel: Apoſtoliſche er- neuert d]. Da die katholiſchen Koͤnige einen beſondern Werth auf dieſe Ehrennamen zu ſetzen pflegen, ſo kann ihnen allerdings nicht verwehrt werden ſie zu fuͤhren; es komt aber, wie bey den uͤbrigen Titeln, auf die andern Na- zionen F f 4

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/469>, abgerufen am 22.11.2024.