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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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Von d. Fests. einer gewissen Regierungsform.
und iener Seite nicht selten sind, so fehlt es doch auch
an Beispielen nicht, daß der Kaiser d] und die Lan-
desherrn sowohl unter sich e] als mit fremden Nazio-
nen f], oder auch wohl diese letztern allein g] sich zu
Erhaltung der Constitution des teutschen Reichs nicht
nur im Ganzen, sondern auch dessen einzelnen Staa-
ten, durch Verträge verbindlich gemacht haben.

a] In einem Commissionsdecret vom 17. März 1727.
macht der Kaiser dem Könige von Grosbritannien als
Kurfürsten von Braunschweig daher den Vorwurf, daß
er sich bemühe, das innerliche Reichssystem, mit Hint-
ansetzung derer Ihro und dem Reich von Ihnen als Kur-
fürsten abgeschwornen Eid und Pflichten umzukehren und
in der That über den Haufen zu werfen, durch den
Herrnhäuser Tractat andere Mitstände und auswärtige
Potenzien, wider die Reichsverfassung und deutlichen
Innhalt des westphälischen Friedens in höchstverderbliche
Verbindungen zu verleiten. s. Mosers Reichsfama
1. Th. S. 384.
b] Bey Gelegenheit des vor einigen Jahren unter verschie-
denen Reichsständen errichteten so berufenen Fürstenbun-
des ließ der Kaiser an mehrern europäischen Höfen er-
klären, daß das Mistrauen, als wenn Sr. Kaiserl.
Maj. Willens wären, die teutsche Constitution zu ver-
ändern, ungegründet sey, daß Allerhöchst dieselben viel-
mehr bereit wären, sich an die Spitze einer Confödera-
tion zu stellen, deren Absicht seyn solte, die Constitution
des teutschen Reichs aufrecht zu erhalten, und ihre
Rechte und Privilegien zu schützen; und um die Stände
des Reichs auf die werkthätigste Art zu überzeugen, wie
fest Sr. Kaiserl. Maj. entschlossen sey, die gesetzmässige
Reichsverfassung im Ganzen und Einzeln genommen,
unverrückt aufrecht zu erhalten, wolten sie gedachten
Ständen eine förmliche und feierliche Verbindung unmit-
telbar mit dem Reichsoberhaupte selbst anbieten etc.

Von d. Feſtſ. einer gewiſſen Regierungsform.
und iener Seite nicht ſelten ſind, ſo fehlt es doch auch
an Beiſpielen nicht, daß der Kaiſer d] und die Lan-
desherrn ſowohl unter ſich e] als mit fremden Nazio-
nen f], oder auch wohl dieſe letztern allein g] ſich zu
Erhaltung der Conſtitution des teutſchen Reichs nicht
nur im Ganzen, ſondern auch deſſen einzelnen Staa-
ten, durch Vertraͤge verbindlich gemacht haben.

a] In einem Commiſſionsdecret vom 17. Maͤrz 1727.
macht der Kaiſer dem Koͤnige von Grosbritannien als
Kurfuͤrſten von Braunſchweig daher den Vorwurf, daß
er ſich bemuͤhe, das innerliche Reichsſyſtem, mit Hint-
anſetzung derer Ihro und dem Reich von Ihnen als Kur-
fuͤrſten abgeſchwornen Eid und Pflichten umzukehren und
in der That uͤber den Haufen zu werfen, durch den
Herrnhaͤuſer Tractat andere Mitſtaͤnde und auswaͤrtige
Potenzien, wider die Reichsverfaſſung und deutlichen
Innhalt des weſtphaͤliſchen Friedens in hoͤchſtverderbliche
Verbindungen zu verleiten. ſ. Moſers Reichsfama
1. Th. S. 384.
b] Bey Gelegenheit des vor einigen Jahren unter verſchie-
denen Reichsſtaͤnden errichteten ſo berufenen Fuͤrſtenbun-
des ließ der Kaiſer an mehrern europaͤiſchen Hoͤfen er-
klaͤren, daß das Mistrauen, als wenn Sr. Kaiſerl.
Maj. Willens waͤren, die teutſche Conſtitution zu ver-
aͤndern, ungegruͤndet ſey, daß Allerhoͤchſt dieſelben viel-
mehr bereit waͤren, ſich an die Spitze einer Confoͤdera-
tion zu ſtellen, deren Abſicht ſeyn ſolte, die Conſtitution
des teutſchen Reichs aufrecht zu erhalten, und ihre
Rechte und Privilegien zu ſchuͤtzen; und um die Staͤnde
des Reichs auf die werkthaͤtigſte Art zu uͤberzeugen, wie
feſt Sr. Kaiſerl. Maj. entſchloſſen ſey, die geſetzmaͤſſige
Reichsverfaſſung im Ganzen und Einzeln genommen,
unverruͤckt aufrecht zu erhalten, wolten ſie gedachten
Staͤnden eine foͤrmliche und feierliche Verbindung unmit-
telbar mit dem Reichsoberhaupte ſelbſt anbieten ꝛc.
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[388/0402] Von d. Feſtſ. einer gewiſſen Regierungsform. und iener Seite nicht ſelten ſind, ſo fehlt es doch auch an Beiſpielen nicht, daß der Kaiſer d] und die Lan- desherrn ſowohl unter ſich e] als mit fremden Nazio- nen f], oder auch wohl dieſe letztern allein g] ſich zu Erhaltung der Conſtitution des teutſchen Reichs nicht nur im Ganzen, ſondern auch deſſen einzelnen Staa- ten, durch Vertraͤge verbindlich gemacht haben. a] In einem Commiſſionsdecret vom 17. Maͤrz 1727. macht der Kaiſer dem Koͤnige von Grosbritannien als Kurfuͤrſten von Braunſchweig daher den Vorwurf, daß er ſich bemuͤhe, das innerliche Reichsſyſtem, mit Hint- anſetzung derer Ihro und dem Reich von Ihnen als Kur- fuͤrſten abgeſchwornen Eid und Pflichten umzukehren und in der That uͤber den Haufen zu werfen, durch den Herrnhaͤuſer Tractat andere Mitſtaͤnde und auswaͤrtige Potenzien, wider die Reichsverfaſſung und deutlichen Innhalt des weſtphaͤliſchen Friedens in hoͤchſtverderbliche Verbindungen zu verleiten. ſ. Moſers Reichsfama 1. Th. S. 384. b] Bey Gelegenheit des vor einigen Jahren unter verſchie- denen Reichsſtaͤnden errichteten ſo berufenen Fuͤrſtenbun- des ließ der Kaiſer an mehrern europaͤiſchen Hoͤfen er- klaͤren, daß das Mistrauen, als wenn Sr. Kaiſerl. Maj. Willens waͤren, die teutſche Conſtitution zu ver- aͤndern, ungegruͤndet ſey, daß Allerhoͤchſt dieſelben viel- mehr bereit waͤren, ſich an die Spitze einer Confoͤdera- tion zu ſtellen, deren Abſicht ſeyn ſolte, die Conſtitution des teutſchen Reichs aufrecht zu erhalten, und ihre Rechte und Privilegien zu ſchuͤtzen; und um die Staͤnde des Reichs auf die werkthaͤtigſte Art zu uͤberzeugen, wie feſt Sr. Kaiſerl. Maj. entſchloſſen ſey, die geſetzmaͤſſige Reichsverfaſſung im Ganzen und Einzeln genommen, unverruͤckt aufrecht zu erhalten, wolten ſie gedachten Staͤnden eine foͤrmliche und feierliche Verbindung unmit- telbar mit dem Reichsoberhaupte ſelbſt anbieten ꝛc. ſ. Krais-

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/402>, abgerufen am 04.06.2024.