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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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Von d. Rechten der Nazionen gegen einander
§. 8.
Aufwiegelung des Volks.

Es ist aber keinesweges, zumal in Friedenszeiten,
erlaubt, das Volk eines andern Staats durch gehäs-
sige Insinuationen, Bestechungen und andere Vorspie-
gelungen zu Beschwerden gegen die Oberherschaft,
oder gar zur Untreue und zum Aufruhr gegen dieselbe
zu verleiten a]. Indes fehlt es doch auch nicht an
Beispielen hiervon in der Geschichte b]. Gegen ein
solches Benehmen sind, wegen der üblen Folgen für
die algemeine Ruhe, die schärfsten Ahndungen erlaubt.

a] Amicitiae aeque ac iustitiae repugnare et adversare
videtur, sollicitare populum ad defectionem. Gra-
vis haec ad seditionem commotis offensa foret bello
vlciscenda de Steck Observ. subseciv. Spec. Hal.
1779. n. 14. p.
50. Glafey im V. R. 3. Kap.
§. 44. S. 159. billigt daher mit Recht die Antwort,
welche Kaiser Karl V. seinen Ministern gab, die ihm zu
Unterstützung der damaligen französischen Unruhen riethen:
que Dieu lui avoit donne assez de bon sens et de
conscience pour ne pas ignorer, qu'vn prince Sou-
verain et surtout vn Empereur ne doit jamais embras-
ser les occasions de fomenter les seditions et les re-
voltes dans les etats des autres princes, ni donner
du secours aux rebelles.
b] Der ältern zugeschweigen, verdienen besonders die ge-
genwärtigen französischen Unruhen die gröste Aufmerk-
samkeit, und die zu Verbreitung derselben vorhanden
seyn sollende Propaganda, in Absicht welcher die Aeus-
serung des Grafen von Montmorin in der Nationalver-
sammlung merkwürdig ist. Die Verhältnisse der Nazio-
nen, sagte er, setzen eine gegenseitige Achtung für die
verschiedenen Regierungsformen voraus, Will eine da-
Von d. Rechten der Nazionen gegen einander
§. 8.
Aufwiegelung des Volks.

Es iſt aber keinesweges, zumal in Friedenszeiten,
erlaubt, das Volk eines andern Staats durch gehaͤſ-
ſige Inſinuationen, Beſtechungen und andere Vorſpie-
gelungen zu Beſchwerden gegen die Oberherſchaft,
oder gar zur Untreue und zum Aufruhr gegen dieſelbe
zu verleiten a]. Indes fehlt es doch auch nicht an
Beiſpielen hiervon in der Geſchichte b]. Gegen ein
ſolches Benehmen ſind, wegen der uͤblen Folgen fuͤr
die algemeine Ruhe, die ſchaͤrfſten Ahndungen erlaubt.

a] Amicitiae aeque ac iuſtitiae repugnare et adverſare
videtur, ſollicitare populum ad defectionem. Gra-
vis haec ad ſeditionem commotis offenſa foret bello
vlciſcenda de Steck Obſerv. ſubſeciv. Spec. Hal.
1779. n. 14. p.
50. Glafey im V. R. 3. Kap.
§. 44. S. 159. billigt daher mit Recht die Antwort,
welche Kaiſer Karl V. ſeinen Miniſtern gab, die ihm zu
Unterſtuͤtzung der damaligen franzoͤſiſchen Unruhen riethen:
que Dieu lui avoit donné aſſez de bon ſens et de
conſcience pour ne pas ignorer, qu’vn prince Sou-
verain et ſurtout vn Empereur ne doit jamais embraſ-
ſer les occaſions de fomenter les ſeditions et les re-
voltes dans les états des autres princes, ni donner
du ſecours aux rebelles.
b] Der aͤltern zugeſchweigen, verdienen beſonders die ge-
genwaͤrtigen franzoͤſiſchen Unruhen die groͤſte Aufmerk-
ſamkeit, und die zu Verbreitung derſelben vorhanden
ſeyn ſollende Propaganda, in Abſicht welcher die Aeuſ-
ſerung des Grafen von Montmorin in der Nationalver-
ſammlung merkwuͤrdig iſt. Die Verhaͤltniſſe der Nazio-
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[276/0290] Von d. Rechten der Nazionen gegen einander §. 8. Aufwiegelung des Volks. Es iſt aber keinesweges, zumal in Friedenszeiten, erlaubt, das Volk eines andern Staats durch gehaͤſ- ſige Inſinuationen, Beſtechungen und andere Vorſpie- gelungen zu Beſchwerden gegen die Oberherſchaft, oder gar zur Untreue und zum Aufruhr gegen dieſelbe zu verleiten a]. Indes fehlt es doch auch nicht an Beiſpielen hiervon in der Geſchichte b]. Gegen ein ſolches Benehmen ſind, wegen der uͤblen Folgen fuͤr die algemeine Ruhe, die ſchaͤrfſten Ahndungen erlaubt. a] Amicitiae aeque ac iuſtitiae repugnare et adverſare videtur, ſollicitare populum ad defectionem. Gra- vis haec ad ſeditionem commotis offenſa foret bello vlciſcenda de Steck Obſerv. ſubſeciv. Spec. Hal. 1779. n. 14. p. 50. Glafey im V. R. 3. Kap. §. 44. S. 159. billigt daher mit Recht die Antwort, welche Kaiſer Karl V. ſeinen Miniſtern gab, die ihm zu Unterſtuͤtzung der damaligen franzoͤſiſchen Unruhen riethen: que Dieu lui avoit donné aſſez de bon ſens et de conſcience pour ne pas ignorer, qu’vn prince Sou- verain et ſurtout vn Empereur ne doit jamais embraſ- ſer les occaſions de fomenter les ſeditions et les re- voltes dans les états des autres princes, ni donner du ſecours aux rebelles. b] Der aͤltern zugeſchweigen, verdienen beſonders die ge- genwaͤrtigen franzoͤſiſchen Unruhen die groͤſte Aufmerk- ſamkeit, und die zu Verbreitung derſelben vorhanden ſeyn ſollende Propaganda, in Abſicht welcher die Aeuſ- ſerung des Grafen von Montmorin in der Nationalver- ſammlung merkwuͤrdig iſt. Die Verhaͤltniſſe der Nazio- nen, ſagte er, ſetzen eine gegenſeitige Achtung fuͤr die verſchiedenen Regierungsformen voraus, Will eine da- von

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/290>, abgerufen am 23.11.2024.