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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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Von den Landesgrenzen.
a] Bey Grenzbäumen nimt man gemeiniglich diese Regel
an: Wenn der Baum auf beiden Seiten mit den ver-
schiedenen Merkzeichen der daran stossenden Staaten be-
zeichnet ist; so gehört er beiden gemeinschaftlich: hat
er nur auf einer Seite ein Grenzzeichen, so gehört er
dem, auf dessen Seite er gezeichnet ist. Menius diss.
cit. de finibus territorii
§. 20.
b] Ausser den schon oberwähnten Fällen liesse sich dieses
Herkommen noch durch eine unzählige Menge Beispiele
von allen Nazionen erweisen. Ich will nur noch einige
wenige anführen. Die Oder macht die Grenze zwischen
Preussen und Oesterreich in Schlesien, und es heißt in
dem Grenzvertrage vom 6. December 1742. deshalb:
Gleichwie nunmehro die Mitte von dem Oberflus auf
beiden Seiten die oberschlesische Landesgrenze -- con-
stituiret etc. Im Wormser Vertrage von 1743. wurde
zwischen Sardinien und Oesterreich beliebt: que le Thessin
formera a l'avenir au milieu de son courant la sepa-
ration et les limites des etats respectifs.
Mosers
Versuch 5. Th. S. 43. Im Aboer Frieden zwischen
Rußland und Schweden 1743. Art. 7. l'on est ex-
pressement convenu, que tous les fleuves et ruissaux
qui separeront les royaumes, seront aussi partages
en eux memes.
Wegen der Schelde zwischen Frank-
reich und den Vereinigten Niederlanden ist in dem Grenz-
vertrage 1769. Art. 7. festgesetzt: Le milieu de la
riviere de l'Escaut sera la separation des deux domi-
nations.
Mosers Versuch. 5. Th. S. 264. Einer
besondern Uebereinkunft hierunter gedenkt Mollinger
a. a. O. [diss. I. th. 7.] nach welcher zwischen der
Stadt Strasburg und Kehl: der Ort, da das meh-
rere Theil Wasser abhinlauft, oder wo der tieffest
und grössest Rhein ist etc. eine Grenzscheidung macht.
c] Daß die Netze bei der Theilung von Polen 1773. ganz
an Preussen überlassen worden, habe ich schon angeführt.
Von den Landesgrenzen.
a] Bey Grenzbaͤumen nimt man gemeiniglich dieſe Regel
an: Wenn der Baum auf beiden Seiten mit den ver-
ſchiedenen Merkzeichen der daran ſtoſſenden Staaten be-
zeichnet iſt; ſo gehoͤrt er beiden gemeinſchaftlich: hat
er nur auf einer Seite ein Grenzzeichen, ſo gehoͤrt er
dem, auf deſſen Seite er gezeichnet iſt. Menius diſſ.
cit. de finibus territorii
§. 20.
b] Auſſer den ſchon oberwaͤhnten Faͤllen lieſſe ſich dieſes
Herkommen noch durch eine unzaͤhlige Menge Beiſpiele
von allen Nazionen erweiſen. Ich will nur noch einige
wenige anfuͤhren. Die Oder macht die Grenze zwiſchen
Preuſſen und Oeſterreich in Schleſien, und es heißt in
dem Grenzvertrage vom 6. December 1742. deshalb:
Gleichwie nunmehro die Mitte von dem Oberflus auf
beiden Seiten die oberſchleſiſche Landesgrenze — con-
ſtituiret ꝛc. Im Wormſer Vertrage von 1743. wurde
zwiſchen Sardinien und Oeſterreich beliebt: que le Theſſin
formera à l’avenir au milieu de ſon courant la ſepa-
ration et les limites des états reſpectifs.
Moſers
Verſuch 5. Th. S. 43. Im Aboer Frieden zwiſchen
Rußland und Schweden 1743. Art. 7. l’on eſt ex-
preſſément convenu, que tous les fleuves et ruiſſaux
qui ſepareront les royaumes, ſeront auſſi partagés
en eux mêmes.
Wegen der Schelde zwiſchen Frank-
reich und den Vereinigten Niederlanden iſt in dem Grenz-
vertrage 1769. Art. 7. feſtgeſetzt: Le milieu de la
rivière de l’Escaut ſera la ſeparation des deux domi-
nations.
Moſers Verſuch. 5. Th. S. 264. Einer
beſondern Uebereinkunft hierunter gedenkt Mollinger
a. a. O. [diſſ. I. th. 7.] nach welcher zwiſchen der
Stadt Strasburg und Kehl: der Ort, da das meh-
rere Theil Waſſer abhinlauft, oder wo der tieffeſt
und groͤſſeſt Rhein iſt ꝛc. eine Grenzſcheidung macht.
c] Daß die Netze bei der Theilung von Polen 1773. ganz
an Preuſſen uͤberlaſſen worden, habe ich ſchon angefuͤhrt.
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[182/0196] Von den Landesgrenzen. a] Bey Grenzbaͤumen nimt man gemeiniglich dieſe Regel an: Wenn der Baum auf beiden Seiten mit den ver- ſchiedenen Merkzeichen der daran ſtoſſenden Staaten be- zeichnet iſt; ſo gehoͤrt er beiden gemeinſchaftlich: hat er nur auf einer Seite ein Grenzzeichen, ſo gehoͤrt er dem, auf deſſen Seite er gezeichnet iſt. Menius diſſ. cit. de finibus territorii §. 20. b] Auſſer den ſchon oberwaͤhnten Faͤllen lieſſe ſich dieſes Herkommen noch durch eine unzaͤhlige Menge Beiſpiele von allen Nazionen erweiſen. Ich will nur noch einige wenige anfuͤhren. Die Oder macht die Grenze zwiſchen Preuſſen und Oeſterreich in Schleſien, und es heißt in dem Grenzvertrage vom 6. December 1742. deshalb: Gleichwie nunmehro die Mitte von dem Oberflus auf beiden Seiten die oberſchleſiſche Landesgrenze — con- ſtituiret ꝛc. Im Wormſer Vertrage von 1743. wurde zwiſchen Sardinien und Oeſterreich beliebt: que le Theſſin formera à l’avenir au milieu de ſon courant la ſepa- ration et les limites des états reſpectifs. Moſers Verſuch 5. Th. S. 43. Im Aboer Frieden zwiſchen Rußland und Schweden 1743. Art. 7. l’on eſt ex- preſſément convenu, que tous les fleuves et ruiſſaux qui ſepareront les royaumes, ſeront auſſi partagés en eux mêmes. Wegen der Schelde zwiſchen Frank- reich und den Vereinigten Niederlanden iſt in dem Grenz- vertrage 1769. Art. 7. feſtgeſetzt: Le milieu de la rivière de l’Escaut ſera la ſeparation des deux domi- nations. Moſers Verſuch. 5. Th. S. 264. Einer beſondern Uebereinkunft hierunter gedenkt Mollinger a. a. O. [diſſ. I. th. 7.] nach welcher zwiſchen der Stadt Strasburg und Kehl: der Ort, da das meh- rere Theil Waſſer abhinlauft, oder wo der tieffeſt und groͤſſeſt Rhein iſt ꝛc. eine Grenzſcheidung macht. c] Daß die Netze bei der Theilung von Polen 1773. ganz an Preuſſen uͤberlaſſen worden, habe ich ſchon angefuͤhrt. In

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/196>, abgerufen am 23.11.2024.