Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.Von Erlangung des Eigenthums von andern Hierüber entstand besonders in neuern Zeiten, wegenkünftiger Vereinigung der Marggrafthümer Anspach und Bayrenth mit der Kur Brandenburg, Streit zwischen diesem Kurhause und dem Hause Oesterreich, indem letz- teres bey Gelegenheit der baierischen Erbfolgsirrungen verlangte, der König von Preussen solle auf diese Ver- einigung Verzicht leisten, so lange noch nachgeborne Prinzen dieses Hauses da sind; demienigen zu Folge, was durch die im brandenburgischen Hause errichtete pragmatische Sanction festgesetzt ist, welche durch Kai- ser und Reich bestätiget worden, und dadurch die Kraft eines öffentlichen Gesetzes erhalten hat. Der König von Preussen wandte aber dagegen ein: daß die angebliche Sanction weiter nichts, als das Testament des Kurfür- sten Albrechts I. sey, welches auf dessen Ansuchen von Kaiser Friedrich III. bestätigt worden, das aber von sei- nen Nachfolgern habe geändert werden können und würk- lich geändert worden sey. Die kaiserliche Bestätigung welche blos eine gewöhnliche Formalität sey, könne keine Kraft und Bedeutung haben, als nur zum Besten der dabey interessirten Partheien; sie könne durch keinen an- dern Reichsstand in Anspruch genommen werden, der bey dieser Erbfolgsordnung nicht interessirt ist, und der eben aus diesem Grunde gar kein Recht hat, darzwischen zu kommen oder darinn etwas nachzulassen. Eben das- selbe lasse sich von dem Reiche sagen, dessen Beitritt bey der erwähnten Bestätigung in nichts andern bestehe als in der blossen Erklärung: daß diese Bestätigung mit Einwil- ligung des Reichs geschehen sey. [Oeuvres posth. Tom. 5.] Oesterreich muste auch davon abstehen und im Teschner Frie- den 1779. Art. 10. ausdrücklich versprechen, daß es sich dieser Vereinigung nicht widersetzen wolle. m] Mehrere zu dieser Materie gehörige Schriften sehe man daher auch in Pütters Litteratur des teutschen Staats- rechts 3. Th. S. 736. u. ff. Drit-
Von Erlangung des Eigenthums von andern Hieruͤber entſtand beſonders in neuern Zeiten, wegenkuͤnftiger Vereinigung der Marggrafthuͤmer Anſpach und Bayrenth mit der Kur Brandenburg, Streit zwiſchen dieſem Kurhauſe und dem Hauſe Oeſterreich, indem letz- teres bey Gelegenheit der baieriſchen Erbfolgsirrungen verlangte, der Koͤnig von Preuſſen ſolle auf dieſe Ver- einigung Verzicht leiſten, ſo lange noch nachgeborne Prinzen dieſes Hauſes da ſind; demienigen zu Folge, was durch die im brandenburgiſchen Hauſe errichtete pragmatiſche Sanction feſtgeſetzt iſt, welche durch Kai- ſer und Reich beſtaͤtiget worden, und dadurch die Kraft eines oͤffentlichen Geſetzes erhalten hat. Der Koͤnig von Preuſſen wandte aber dagegen ein: daß die angebliche Sanction weiter nichts, als das Teſtament des Kurfuͤr- ſten Albrechts I. ſey, welches auf deſſen Anſuchen von Kaiſer Friedrich III. beſtaͤtigt worden, das aber von ſei- nen Nachfolgern habe geaͤndert werden koͤnnen und wuͤrk- lich geaͤndert worden ſey. Die kaiſerliche Beſtaͤtigung welche blos eine gewoͤhnliche Formalitaͤt ſey, koͤnne keine Kraft und Bedeutung haben, als nur zum Beſten der dabey intereſſirten Partheien; ſie koͤnne durch keinen an- dern Reichsſtand in Anſpruch genommen werden, der bey dieſer Erbfolgsordnung nicht intereſſirt iſt, und der eben aus dieſem Grunde gar kein Recht hat, darzwiſchen zu kommen oder darinn etwas nachzulaſſen. Eben daſ- ſelbe laſſe ſich von dem Reiche ſagen, deſſen Beitritt bey der erwaͤhnten Beſtaͤtigung in nichts andern beſtehe als in der bloſſen Erklaͤrung: daß dieſe Beſtaͤtigung mit Einwil- ligung des Reichs geſchehen ſey. [Oeuvres posth. Tom. 5.] Oeſterreich muſte auch davon abſtehen und im Teſchner Frie- den 1779. Art. 10. ausdruͤcklich verſprechen, daß es ſich dieſer Vereinigung nicht widerſetzen wolle. m] Mehrere zu dieſer Materie gehoͤrige Schriften ſehe man daher auch in Puͤtters Litteratur des teutſchen Staats- rechts 3. Th. S. 736. u. ff. Drit-
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Von Erlangung des Eigenthums von andern
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Hieruͤber entſtand beſonders in neuern Zeiten, wegen
kuͤnftiger Vereinigung der Marggrafthuͤmer Anſpach und
Bayrenth mit der Kur Brandenburg, Streit zwiſchen
dieſem Kurhauſe und dem Hauſe Oeſterreich, indem letz-
teres bey Gelegenheit der baieriſchen Erbfolgsirrungen
verlangte, der Koͤnig von Preuſſen ſolle auf dieſe Ver-
einigung Verzicht leiſten, ſo lange noch nachgeborne
Prinzen dieſes Hauſes da ſind; demienigen zu Folge,
was durch die im brandenburgiſchen Hauſe errichtete
pragmatiſche Sanction feſtgeſetzt iſt, welche durch Kai-
ſer und Reich beſtaͤtiget worden, und dadurch die Kraft
eines oͤffentlichen Geſetzes erhalten hat. Der Koͤnig von
Preuſſen wandte aber dagegen ein: daß die angebliche
Sanction weiter nichts, als das Teſtament des Kurfuͤr-
ſten Albrechts I. ſey, welches auf deſſen Anſuchen von
Kaiſer Friedrich III. beſtaͤtigt worden, das aber von ſei-
nen Nachfolgern habe geaͤndert werden koͤnnen und wuͤrk-
lich geaͤndert worden ſey. Die kaiſerliche Beſtaͤtigung
welche blos eine gewoͤhnliche Formalitaͤt ſey, koͤnne keine
Kraft und Bedeutung haben, als nur zum Beſten der
dabey intereſſirten Partheien; ſie koͤnne durch keinen an-
dern Reichsſtand in Anſpruch genommen werden, der
bey dieſer Erbfolgsordnung nicht intereſſirt iſt, und der
eben aus dieſem Grunde gar kein Recht hat, darzwiſchen
zu kommen oder darinn etwas nachzulaſſen. Eben daſ-
ſelbe laſſe ſich von dem Reiche ſagen, deſſen Beitritt bey
der erwaͤhnten Beſtaͤtigung in nichts andern beſtehe als
in der bloſſen Erklaͤrung: daß dieſe Beſtaͤtigung mit Einwil-
ligung des Reichs geſchehen ſey. [Oeuvres posth. Tom. 5.]
Oeſterreich muſte auch davon abſtehen und im Teſchner Frie-
den 1779. Art. 10. ausdruͤcklich verſprechen, daß es ſich
dieſer Vereinigung nicht widerſetzen wolle.
m] Mehrere zu dieſer Materie gehoͤrige Schriften ſehe man
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