Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
Von Erlangung des Eigenthums von andern
wenn es wolte, geben möchte, ist noch kein genugsames
Eqvivalent zur Sicherheit des teutschen Reichs, daß sel-
biges nicht durch die, mittelst solchen Tausches, inner-
lich und übermässig vermehrte Macht des Hauses Oester-
reich in Gefahr gerathe. Das Reich und die Garants
des Teschner Friedens haben nach den vorhin so oft an-
geführten Gründen ein Recht, bey dem ohne ihre Zuzie-
hung versuchten Tausch von ganz Baiern ein Wort zu
sprechen. Man mag es auch, wenn man will, Vor-
mundschaft nennen. Reuß teutsche Staatskanzley 12. Th.
S. 290. 310. 314. Die weitere Ausführung der bei-
derseitigen Gründe verdient in den gewechselten Staats-
schriften selbst nachgelesen zu werden. M. vergl. noch:
Betrachtung über das Gleichgewicht von Europa und
Teutschland in Rücksicht auf den Umtausch von Baiern;
Reuß a. a. O. 14. Th. S. 100. u. ff. Der erwähn-
te Fürstenbund findet sich nunmehro gedruckt in Martens
Recueil des principaux traites etc. Gottingue
1790.
u. 91. 3. Tom. 8. Tom. II. p. 553. u. ff.
g] Beide nur angeführte Fälle von den baierischen Landen
wolte man als abgenöthigte Veräusserungen ansehen.
Im Nimwegischen Frieden kamen Frankreich und Spa-
nien sogar überein, daß ersteres Dienant im Lüttichschen
behalten und letzteres die Einwilligung des Reichs und
des Stifts Lüttich verschaffen solte. Mosers ausw.
Staatsr. 4. Buch 17. Kap. §. 8. S. 370.
h] Man findet dergleichen Erwerbungen aller Art in der
Geschichte. Marggraf George zu Brandenburg kaufte
1524. das Herzogthum Jägerndorf und vermachte es,
weil sein Prinz keine Kinder hatte, dem Kurhause Bran-
denburg. Das Haus Oesterreich hat bekantlich seine
meisten Besitzungen durch Vermählung erworben. Nach
Absterben Christoph III. Königs von Dänemark etc. wähl-
ten die Stände 1448. Christian I. Grafen von Olden-
burg und Delmhorft. Die Schweden wählten 1743.
Von Erlangung des Eigenthums von andern
wenn es wolte, geben moͤchte, iſt noch kein genugſames
Eqvivalent zur Sicherheit des teutſchen Reichs, daß ſel-
biges nicht durch die, mittelſt ſolchen Tauſches, inner-
lich und uͤbermaͤſſig vermehrte Macht des Hauſes Oeſter-
reich in Gefahr gerathe. Das Reich und die Garants
des Teſchner Friedens haben nach den vorhin ſo oft an-
gefuͤhrten Gruͤnden ein Recht, bey dem ohne ihre Zuzie-
hung verſuchten Tauſch von ganz Baiern ein Wort zu
ſprechen. Man mag es auch, wenn man will, Vor-
mundſchaft nennen. Reuß teutſche Staatskanzley 12. Th.
S. 290. 310. 314. Die weitere Ausfuͤhrung der bei-
derſeitigen Gruͤnde verdient in den gewechſelten Staats-
ſchriften ſelbſt nachgeleſen zu werden. M. vergl. noch:
Betrachtung uͤber das Gleichgewicht von Europa und
Teutſchland in Ruͤckſicht auf den Umtauſch von Baiern;
Reuß a. a. O. 14. Th. S. 100. u. ff. Der erwaͤhn-
te Fuͤrſtenbund findet ſich nunmehro gedruckt in Martens
Recueil des principaux traités etc. Gottingue
1790.
u. 91. 3. Tom. 8. Tom. II. p. 553. u. ff.
g] Beide nur angefuͤhrte Faͤlle von den baieriſchen Landen
wolte man als abgenoͤthigte Veraͤuſſerungen anſehen.
Im Nimwegiſchen Frieden kamen Frankreich und Spa-
nien ſogar uͤberein, daß erſteres Dienant im Luͤttichſchen
behalten und letzteres die Einwilligung des Reichs und
des Stifts Luͤttich verſchaffen ſolte. Moſers ausw.
Staatsr. 4. Buch 17. Kap. §. 8. S. 370.
h] Man findet dergleichen Erwerbungen aller Art in der
Geſchichte. Marggraf George zu Brandenburg kaufte
1524. das Herzogthum Jaͤgerndorf und vermachte es,
weil ſein Prinz keine Kinder hatte, dem Kurhauſe Bran-
denburg. Das Haus Oeſterreich hat bekantlich ſeine
meiſten Beſitzungen durch Vermaͤhlung erworben. Nach
Abſterben Chriſtoph III. Koͤnigs von Daͤnemark ꝛc. waͤhl-
ten die Staͤnde 1448. Chriſtian I. Grafen von Olden-
burg und Delmhorft. Die Schweden waͤhlten 1743.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note place="end" n="f]">
              <pb facs="#f0160" n="146"/>
              <fw place="top" type="header">Von Erlangung des Eigenthums von andern</fw><lb/> <hi rendition="#et">wenn es wolte, geben mo&#x0364;chte, i&#x017F;t noch kein genug&#x017F;ames<lb/>
Eqvivalent zur Sicherheit des teut&#x017F;chen Reichs, daß &#x017F;el-<lb/>
biges nicht durch die, mittel&#x017F;t &#x017F;olchen Tau&#x017F;ches, inner-<lb/>
lich und u&#x0364;berma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig vermehrte Macht des Hau&#x017F;es Oe&#x017F;ter-<lb/>
reich in Gefahr gerathe. Das Reich und die Garants<lb/>
des Te&#x017F;chner Friedens haben nach den vorhin &#x017F;o oft an-<lb/>
gefu&#x0364;hrten Gru&#x0364;nden ein Recht, bey dem ohne ihre Zuzie-<lb/>
hung ver&#x017F;uchten Tau&#x017F;ch von ganz Baiern ein Wort zu<lb/>
&#x017F;prechen. Man mag es auch, wenn man will, Vor-<lb/>
mund&#x017F;chaft nennen. Reuß teut&#x017F;che Staatskanzley 12. Th.<lb/>
S. 290. 310. 314. Die weitere Ausfu&#x0364;hrung der bei-<lb/>
der&#x017F;eitigen Gru&#x0364;nde verdient in den gewech&#x017F;elten Staats-<lb/>
&#x017F;chriften &#x017F;elb&#x017F;t nachgele&#x017F;en zu werden. M. vergl. noch:<lb/><hi rendition="#fr">Betrachtung</hi> u&#x0364;ber das Gleichgewicht von Europa und<lb/>
Teut&#x017F;chland in Ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf den Umtau&#x017F;ch von Baiern;<lb/><hi rendition="#fr">Reuß</hi> a. a. O. 14. Th. S. 100. u. ff. Der erwa&#x0364;hn-<lb/>
te Fu&#x0364;r&#x017F;tenbund findet &#x017F;ich nunmehro gedruckt in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Martens</hi><lb/>
Recueil des principaux traités etc. Gottingue</hi> 1790.<lb/>
u. 91. 3. <hi rendition="#aq">Tom. 8. Tom. II. p.</hi> 553. u. ff.</hi> </note><lb/>
            <note place="end" n="g]">Beide nur angefu&#x0364;hrte Fa&#x0364;lle von den baieri&#x017F;chen Landen<lb/>
wolte man als abgeno&#x0364;thigte Vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erungen an&#x017F;ehen.<lb/>
Im Nimwegi&#x017F;chen Frieden kamen Frankreich und Spa-<lb/>
nien &#x017F;ogar u&#x0364;berein, daß er&#x017F;teres Dienant im Lu&#x0364;ttich&#x017F;chen<lb/>
behalten und letzteres die Einwilligung des Reichs und<lb/>
des Stifts Lu&#x0364;ttich ver&#x017F;chaffen &#x017F;olte. <hi rendition="#fr">Mo&#x017F;ers</hi> ausw.<lb/>
Staatsr. 4. Buch 17. Kap. §. 8. S. 370.</note><lb/>
            <note place="end" n="h]">Man findet dergleichen Erwerbungen aller Art in der<lb/>
Ge&#x017F;chichte. Marggraf George zu Brandenburg kaufte<lb/>
1524. das Herzogthum Ja&#x0364;gerndorf und vermachte es,<lb/>
weil &#x017F;ein Prinz keine Kinder hatte, dem Kurhau&#x017F;e Bran-<lb/>
denburg. Das Haus Oe&#x017F;terreich hat bekantlich &#x017F;eine<lb/>
mei&#x017F;ten Be&#x017F;itzungen durch Verma&#x0364;hlung erworben. Nach<lb/>
Ab&#x017F;terben Chri&#x017F;toph <hi rendition="#aq">III.</hi> Ko&#x0364;nigs von Da&#x0364;nemark &#xA75B;c. wa&#x0364;hl-<lb/>
ten die Sta&#x0364;nde 1448. Chri&#x017F;tian <hi rendition="#aq">I.</hi> Grafen von Olden-<lb/>
burg und Delmhorft. Die Schweden wa&#x0364;hlten 1743.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></note>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0160] Von Erlangung des Eigenthums von andern f] wenn es wolte, geben moͤchte, iſt noch kein genugſames Eqvivalent zur Sicherheit des teutſchen Reichs, daß ſel- biges nicht durch die, mittelſt ſolchen Tauſches, inner- lich und uͤbermaͤſſig vermehrte Macht des Hauſes Oeſter- reich in Gefahr gerathe. Das Reich und die Garants des Teſchner Friedens haben nach den vorhin ſo oft an- gefuͤhrten Gruͤnden ein Recht, bey dem ohne ihre Zuzie- hung verſuchten Tauſch von ganz Baiern ein Wort zu ſprechen. Man mag es auch, wenn man will, Vor- mundſchaft nennen. Reuß teutſche Staatskanzley 12. Th. S. 290. 310. 314. Die weitere Ausfuͤhrung der bei- derſeitigen Gruͤnde verdient in den gewechſelten Staats- ſchriften ſelbſt nachgeleſen zu werden. M. vergl. noch: Betrachtung uͤber das Gleichgewicht von Europa und Teutſchland in Ruͤckſicht auf den Umtauſch von Baiern; Reuß a. a. O. 14. Th. S. 100. u. ff. Der erwaͤhn- te Fuͤrſtenbund findet ſich nunmehro gedruckt in Martens Recueil des principaux traités etc. Gottingue 1790. u. 91. 3. Tom. 8. Tom. II. p. 553. u. ff. g] Beide nur angefuͤhrte Faͤlle von den baieriſchen Landen wolte man als abgenoͤthigte Veraͤuſſerungen anſehen. Im Nimwegiſchen Frieden kamen Frankreich und Spa- nien ſogar uͤberein, daß erſteres Dienant im Luͤttichſchen behalten und letzteres die Einwilligung des Reichs und des Stifts Luͤttich verſchaffen ſolte. Moſers ausw. Staatsr. 4. Buch 17. Kap. §. 8. S. 370. h] Man findet dergleichen Erwerbungen aller Art in der Geſchichte. Marggraf George zu Brandenburg kaufte 1524. das Herzogthum Jaͤgerndorf und vermachte es, weil ſein Prinz keine Kinder hatte, dem Kurhauſe Bran- denburg. Das Haus Oeſterreich hat bekantlich ſeine meiſten Beſitzungen durch Vermaͤhlung erworben. Nach Abſterben Chriſtoph III. Koͤnigs von Daͤnemark ꝛc. waͤhl- ten die Staͤnde 1448. Chriſtian I. Grafen von Olden- burg und Delmhorft. Die Schweden waͤhlten 1743. den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/160
Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/160>, abgerufen am 27.11.2024.