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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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oder den abgeleiteten Erwerbungsarten.
Zuwachs verschaft. König Franz I. von Frankreich
versprach im Frieden zu Noyon 1516. seine Tochter Lu-
dovica dem Könige Karl von Kastilien und zum Hei-
rathsgut alle Rechte und Ansprüche die er an das Kö-
nigreich Neapel hatte f].

Auch auf den Fall, wenn die verabredete Heirath
durch Verschulden des einen oder des andern Theils
nicht volzogen würde hat man einander schon gewisse
Lande zur Entschädigung versprochen. Dies geschah
z. B. in den verschiedenen Heirathsverträgen zwischen
den Königen von Frankreich und Spanien in Absicht
einer Vermälung des spanischen Prinzen Karls, nach-
maligen Kaisers unter dem Namen Karls V., mit
einer französischen Prinzessin; wiewohl alles unerfült
blieb g].

Am häufigsten aber wird noch heutzutage durch Ver-
mälung den Regenten anderer Reiche ein Recht verschaft,
für die Zukunft, bey einem nach der Staatsverfassung
sich ereignenden Falle, durch Erbfolge, mehrere Länder
zu erwerben h], das ihnen mitunter in den Eheverträ-
gen ausdrücklich zugesichert zu werden pflegt i].

a] B. G. Struvii Iurisp. her. P. II. c. 9. Sect. 1. de
dote et pactis dotalibus exterorum §. 37. seqq.
Real Science d. G. T. VI. c. 2. Sect.
2. §. 7.
b] Io. Fr. Wilh. de Neumann Medit. iur. princ. priv.
T. IV. p.
383.
c] Henault Abrege chron. de l'hist. de France 1258.
T. I. p. 230. ed. de
1765.
d] Struv. a. a. O. §. 1. u. ff.
e] Struv. a. a. O. P. III. c. 1. Sect. 3. de regnis et
principatibus iure vxorio adquisitis
§. 28.
f] Struv. P. II. c. 9. Sect. 1. §. 60. u. ff.
g] Recueil de traites de paix etc. a Amst. 1700. fol.
T. II. p.
11. 16. u. 69.
h] Wenn
G 2

oder den abgeleiteten Erwerbungsarten.
Zuwachs verſchaft. Koͤnig Franz I. von Frankreich
verſprach im Frieden zu Noyon 1516. ſeine Tochter Lu-
dovica dem Koͤnige Karl von Kaſtilien und zum Hei-
rathsgut alle Rechte und Anſpruͤche die er an das Koͤ-
nigreich Neapel hatte f].

Auch auf den Fall, wenn die verabredete Heirath
durch Verſchulden des einen oder des andern Theils
nicht volzogen wuͤrde hat man einander ſchon gewiſſe
Lande zur Entſchaͤdigung verſprochen. Dies geſchah
z. B. in den verſchiedenen Heirathsvertraͤgen zwiſchen
den Koͤnigen von Frankreich und Spanien in Abſicht
einer Vermaͤlung des ſpaniſchen Prinzen Karls, nach-
maligen Kaiſers unter dem Namen Karls V., mit
einer franzoͤſiſchen Prinzeſſin; wiewohl alles unerfuͤlt
blieb g].

Am haͤufigſten aber wird noch heutzutage durch Ver-
maͤlung den Regenten anderer Reiche ein Recht verſchaft,
fuͤr die Zukunft, bey einem nach der Staatsverfaſſung
ſich ereignenden Falle, durch Erbfolge, mehrere Laͤnder
zu erwerben h], das ihnen mitunter in den Ehevertraͤ-
gen ausdruͤcklich zugeſichert zu werden pflegt i].

a] B. G. Struvii Iurisp. her. P. II. c. 9. Sect. 1. de
dote et pactis dotalibus exterorum §. 37. ſeqq.
Real Science d. G. T. VI. c. 2. Sect.
2. §. 7.
b] Io. Fr. Wilh. de Neumann Medit. iur. princ. priv.
T. IV. p.
383.
c] Henault Abrégé chron. de l’hiſt. de France 1258.
T. I. p. 230. ed. de
1765.
d] Struv. a. a. O. §. 1. u. ff.
e] Struv. a. a. O. P. III. c. 1. Sect. 3. de regnis et
principatibus iure vxorio adquiſitis
§. 28.
f] Struv. P. II. c. 9. Sect. 1. §. 60. u. ff.
g] Recueil de traités de paix etc. à Amſt. 1700. fol.
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[99/0113] oder den abgeleiteten Erwerbungsarten. Zuwachs verſchaft. Koͤnig Franz I. von Frankreich verſprach im Frieden zu Noyon 1516. ſeine Tochter Lu- dovica dem Koͤnige Karl von Kaſtilien und zum Hei- rathsgut alle Rechte und Anſpruͤche die er an das Koͤ- nigreich Neapel hatte f]. Auch auf den Fall, wenn die verabredete Heirath durch Verſchulden des einen oder des andern Theils nicht volzogen wuͤrde hat man einander ſchon gewiſſe Lande zur Entſchaͤdigung verſprochen. Dies geſchah z. B. in den verſchiedenen Heirathsvertraͤgen zwiſchen den Koͤnigen von Frankreich und Spanien in Abſicht einer Vermaͤlung des ſpaniſchen Prinzen Karls, nach- maligen Kaiſers unter dem Namen Karls V., mit einer franzoͤſiſchen Prinzeſſin; wiewohl alles unerfuͤlt blieb g]. Am haͤufigſten aber wird noch heutzutage durch Ver- maͤlung den Regenten anderer Reiche ein Recht verſchaft, fuͤr die Zukunft, bey einem nach der Staatsverfaſſung ſich ereignenden Falle, durch Erbfolge, mehrere Laͤnder zu erwerben h], das ihnen mitunter in den Ehevertraͤ- gen ausdruͤcklich zugeſichert zu werden pflegt i]. a] B. G. Struvii Iurisp. her. P. II. c. 9. Sect. 1. de dote et pactis dotalibus exterorum §. 37. ſeqq. Real Science d. G. T. VI. c. 2. Sect. 2. §. 7. b] Io. Fr. Wilh. de Neumann Medit. iur. princ. priv. T. IV. p. 383. c] Henault Abrégé chron. de l’hiſt. de France 1258. T. I. p. 230. ed. de 1765. d] Struv. a. a. O. §. 1. u. ff. e] Struv. a. a. O. P. III. c. 1. Sect. 3. de regnis et principatibus iure vxorio adquiſitis §. 28. f] Struv. P. II. c. 9. Sect. 1. §. 60. u. ff. g] Recueil de traités de paix etc. à Amſt. 1700. fol. T. II. p. 11. 16. u. 69. h] Wenn G 2

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/113>, abgerufen am 23.11.2024.