Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.das Ander Buch. 1. Zusatz. Viel hat die Höll! viel ein Tyrann' erschrecket; Du grosser Geist hast sie noch mehr gesterckt Viel hat die Pein der Folter banck gerecket. Man hat in jhrem Hertzen dich vermerckt. Viel sind bedeckt/ mit Purpur rottem Blutt/ Gewiesen in die glutt: Jhr Fleisch verfiel/ doch jhnen wuchs der Mutt/ Durch dich/ du höchstes Gutt. 2. Satz. Geist durch den die Geister leben/ Geist durch den die Weißheit lehrt: Geist durch den man IESVM ehrt: Geist der rechten trost kan geben. Wenn vnß der Strom der Angst biß in den Abgrund reisset: Wenn vnß der Feind ansticht. Geist/ durch den vnser GOtt vnß seine Kinder heisset. Vnd frey von Schulden spricht. Durch dessen krafft wir können betten. Vnd für deß höchsten Augen tretten: Durch dessen hülffe/ wir obsiegen: Wenn vnß anfechtung wil bekriegen. 2. Gegensatz. Ach/ Erwecke meine Seele: Wende meinen vnverstand Zeige den/ den GOtt gesand. Reiß mich auß der Jammer höle/ Jn welcher mein gemütt verschlossen vnd verhüttet Vnd sonder ende zagt. Jn der deß Höchsten zorn mit heissen Eyver wüttet Vnd mein Gewissen nagt: Jch zitter: Hilff mir den erbitten. Der seine Donner auß wil schütten: Jch kämpffe: Hilff mir vberwinden: Jch jrre laß den weg michfinden. 2. Zu-
das Ander Buch. 1. Zuſatz. Viel hat die Hoͤll! viel ein Tyrann’ erſchrecket; Du groſſer Geiſt haſt ſie noch mehr geſterckt Viel hat die Pein der Folter banck gerecket. Man hat in jhrem Hertzen dich vermerckt. Viel ſind bedeckt/ mit Purpur rottem Blutt/ Gewieſen in die glutt: Jhr Fleiſch verfiel/ doch jhnen wuchs der Mutt/ Durch dich/ du hoͤchſtes Gutt. 2. Satz. Geiſt durch den die Geiſter leben/ Geiſt durch den die Weißheit lehrt: Geiſt durch den man IESVM ehrt: Geiſt der rechten troſt kan geben. Wenn vnß der Strom der Angſt biß in den Abgrund reiſſet: Wenn vnß der Feind anſticht. Geiſt/ durch den vnſer GOtt vnß ſeine Kinder heiſſet. Vnd frey von Schulden ſpricht. Durch deſſen krafft wir koͤnnen betten. Vnd fuͤr deß hoͤchſten Augen tretten: Durch deſſen huͤlffe/ wir obſiegen: Wenn vnß anfechtung wil bekriegen. 2. Gegenſatz. Ach/ Erwecke meine Seele: Wende meinen vnverſtand Zeige den/ den GOtt geſand. Reiß mich auß der Jammer hoͤle/ Jn welcher mein gemuͤtt verſchloſſen vnd verhuͤttet Vnd ſonder ende zagt. Jn der deß Hoͤchſten zorn mit heiſſen Eyver wuͤttet Vnd mein Gewiſſen nagt: Jch zitter: Hilff mir den erbitten. Der ſeine Donner auß wil ſchuͤtten: Jch kaͤmpffe: Hilff mir vberwinden: Jch jrꝛe laß den weg michfinden. 2. Zu-
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das Ander Buch.
1. Zuſatz.
Viel hat die Hoͤll! viel ein Tyrann’ erſchrecket;
Du groſſer Geiſt haſt ſie noch mehr geſterckt
Viel hat die Pein der Folter banck gerecket.
Man hat in jhrem Hertzen dich vermerckt.
Viel ſind bedeckt/ mit Purpur rottem Blutt/
Gewieſen in die glutt:
Jhr Fleiſch verfiel/ doch jhnen wuchs der Mutt/
Durch dich/ du hoͤchſtes Gutt.
2. Satz.
Geiſt durch den die Geiſter leben/
Geiſt durch den die Weißheit lehrt:
Geiſt durch den man IESVM ehrt:
Geiſt der rechten troſt kan geben.
Wenn vnß der Strom der Angſt biß in den Abgrund reiſſet:
Wenn vnß der Feind anſticht.
Geiſt/ durch den vnſer GOtt vnß ſeine Kinder heiſſet.
Vnd frey von Schulden ſpricht.
Durch deſſen krafft wir koͤnnen betten.
Vnd fuͤr deß hoͤchſten Augen tretten:
Durch deſſen huͤlffe/ wir obſiegen:
Wenn vnß anfechtung wil bekriegen.
2. Gegenſatz.
Ach/ Erwecke meine Seele:
Wende meinen vnverſtand
Zeige den/ den GOtt geſand.
Reiß mich auß der Jammer hoͤle/
Jn welcher mein gemuͤtt verſchloſſen vnd verhuͤttet
Vnd ſonder ende zagt.
Jn der deß Hoͤchſten zorn mit heiſſen Eyver wuͤttet
Vnd mein Gewiſſen nagt:
Jch zitter: Hilff mir den erbitten.
Der ſeine Donner auß wil ſchuͤtten:
Jch kaͤmpffe: Hilff mir vberwinden:
Jch jrꝛe laß den weg michfinden.
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Zitationshilfe: | Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/147>, abgerufen am 16.02.2025. |