Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite
Schertz-Spiel.
terungen gegen einander getragen. Er hat die
unvergleichliche Ariana verlassen/ und ich habe die
Sinn- und Tugendreiche Corneliam geringe ge-
halten/ ja schier gezwungen meinen Vetter zu hey-
rathen/ damit ich desto freyer dieser Wanckelmü-
tigen auffwarten könte.
Bonosus. Solte es aber wol möglich seyn/ daß es gesche-
hen?
Pallad. Des Capitains Diener/ welcher des meinen
Landsmann und getreuer Camerade, hat anitz
in meinem Hause den gantzen Zustand entdecket.
Bonosus. Vnbesonnene! thörichte! leichtfertige undanck-
bare Selenissa!
Pallad. Mein Herr/ last uns nicht auff sie fluchen/ ich tra-
ge ein hertzliches Mittleiden mit ihr/ sie darff kei-
ner Straffe mehr/ die durch eine solche Heyrath
mehr denn überhefftig gestraffet wird.
Bonosus. Wo ich dem Capitain auff seine Hochzeit nicht
einen sondern Schimpff erweise/ so müsse die gan-
tze Stadt von meiner Zagheit sagen.
Pallad. Mein Herr/ der hat Schimfps mehr denn zu viel/
dem man keinen Schimpff mehr erweisen kan. Die
gantze Welt hält ihn für einen Landlügner. Er
steckt in tausend Schulden vertäuffet biß über die
Ohren. Selenissa hat auff der Welt nichts! wie
kan man beyden mehr Vnglücks wündschen?
Bonosus. Jch kan mich nicht genung verwundern über der
thörichten und unbesonnenen Jugend!

Cleander. Bonosus. Palladius.
Cleander. Recht! Finde ich die Herren und wehrteste
Freunde hir beysammen! Jch habe Herren Pal-
ladium
den gantzen Morgen gesucht.
Pallad. Mein Herr/ die Ehre/ die er seinem geringsten
Diener erweiset/ ist zu hoch! und ich bin schuldig
ihm auch sonder sein Begehren stets auffzuwarten.

Cleand-
D
Schertz-Spiel.
terungen gegen einander getragen. Er hat die
unvergleichliche Ariana verlaſſen/ und ich habe die
Sinn- und Tugendreiche Corneliam geringe ge-
halten/ ja ſchier gezwungen meinen Vetter zu hey-
rathen/ damit ich deſto freyer dieſer Wanckelmuͤ-
tigen auffwarten koͤnte.
Bonoſus. Solte es aber wol moͤglich ſeyn/ daß es geſche-
hen?
Pallad. Des Capitains Diener/ welcher des meinen
Landsmann und getreuer Camerade, hat anitz
in meinem Hauſe den gantzen Zuſtand entdecket.
Bonoſus. Vnbeſonnene! thoͤrichte! leichtfertige undanck-
bare Seleniſſa!
Pallad. Mein Herr/ laſt uns nicht auff ſie fluchen/ ich tra-
ge ein hertzliches Mittleiden mit ihr/ ſie darff kei-
ner Straffe mehr/ die durch eine ſolche Heyrath
mehr denn uͤberhefftig geſtraffet wird.
Bonoſus. Wo ich dem Capitain auff ſeine Hochzeit nicht
einen ſondern Schimpff erweiſe/ ſo muͤſſe die gan-
tze Stadt von meiner Zagheit ſagen.
Pallad. Mein Herr/ der hat Schimfps mehr denn zu viel/
dem man keinen Schimpff mehr erweiſen kan. Die
gantze Welt haͤlt ihn fuͤr einen Landluͤgner. Er
ſteckt in tauſend Schulden vertaͤuffet biß uͤber die
Ohren. Seleniſſa hat auff der Welt nichts! wie
kan man beyden mehr Vngluͤcks wuͤndſchen?
Bonoſus. Jch kan mich nicht genung verwundern uͤber der
thoͤrichten und unbeſonnenen Jugend!

Cleander. Bonoſus. Palladius.
Cleander. Recht! Finde ich die Herren und wehrteſte
Freunde hir beyſammen! Jch habe Herren Pal-
ladium
den gantzen Morgen geſucht.
Pallad. Mein Herr/ die Ehre/ die er ſeinem geringſten
Diener erweiſet/ iſt zu hoch! und ich bin ſchuldig
ihm auch ſonder ſein Begehren ſtets auffzuwarten.

Cleand-
D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#PAL">
            <p><pb facs="#f0053" n="37"/><fw place="top" type="header">Schertz-Spiel.</fw><lb/>
terungen gegen einander getragen. Er hat die<lb/>
unvergleichliche <hi rendition="#aq">Ariana</hi> verla&#x017F;&#x017F;en/ und ich habe die<lb/>
Sinn- und Tugendreiche <hi rendition="#aq">Corneliam</hi> geringe ge-<lb/>
halten/ ja &#x017F;chier gezwungen meinen Vetter zu hey-<lb/>
rathen/ damit ich de&#x017F;to freyer die&#x017F;er Wanckelmu&#x0364;-<lb/>
tigen auffwarten ko&#x0364;nte.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BON">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bono&#x017F;us.</hi> </speaker>
            <p>Solte es aber wol mo&#x0364;glich &#x017F;eyn/ daß es ge&#x017F;che-<lb/>
hen<hi rendition="#i">?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAL">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Pallad.</hi> </speaker>
            <p>Des <hi rendition="#aq">Capitains</hi> Diener/ welcher des meinen<lb/>
Landsmann und getreuer <hi rendition="#aq">Camerade,</hi> hat anitz<lb/>
in meinem Hau&#x017F;e den gantzen Zu&#x017F;tand entdecket.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BON">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bono&#x017F;us.</hi> </speaker>
            <p>Vnbe&#x017F;onnene! tho&#x0364;richte! leichtfertige undanck-<lb/>
bare <hi rendition="#aq">Seleni&#x017F;&#x017F;a!</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAL">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Pallad.</hi> </speaker>
            <p>Mein Herr/ la&#x017F;t uns nicht auff &#x017F;ie fluchen/ ich tra-<lb/>
ge ein hertzliches Mittleiden mit ihr/ &#x017F;ie darff kei-<lb/>
ner Straffe mehr/ die durch eine &#x017F;olche Heyrath<lb/>
mehr denn u&#x0364;berhefftig ge&#x017F;traffet wird.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BON">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bono&#x017F;us.</hi> </speaker>
            <p>Wo ich dem <hi rendition="#aq">Capitain</hi> auff &#x017F;eine Hochzeit nicht<lb/>
einen &#x017F;ondern Schimpff erwei&#x017F;e/ &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e die gan-<lb/>
tze Stadt von meiner Zagheit &#x017F;agen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAL">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Pallad.</hi> </speaker>
            <p>Mein Herr/ der hat Schimfps mehr denn zu viel/<lb/>
dem man keinen Schimpff mehr erwei&#x017F;en kan. Die<lb/>
gantze Welt ha&#x0364;lt ihn fu&#x0364;r einen Landlu&#x0364;gner. Er<lb/>
&#x017F;teckt in tau&#x017F;end Schulden verta&#x0364;uffet biß u&#x0364;ber die<lb/>
Ohren. <hi rendition="#aq">Seleni&#x017F;&#x017F;a</hi> hat auff der Welt nichts! wie<lb/>
kan man beyden mehr Vnglu&#x0364;cks wu&#x0364;nd&#x017F;chen<hi rendition="#i">?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BON">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bono&#x017F;us.</hi> </speaker>
            <p>Jch kan mich nicht genung verwundern u&#x0364;ber der<lb/>
tho&#x0364;richten und unbe&#x017F;onnenen Jugend!</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#aq">Cleander. Bono&#x017F;us. Palladius.</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleander.</hi> </speaker>
            <p>Recht! Finde ich die Herren und wehrte&#x017F;te<lb/>
Freunde hir bey&#x017F;ammen! Jch habe Herren <hi rendition="#aq">Pal-<lb/>
ladium</hi> den gantzen Morgen ge&#x017F;ucht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAL">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Pallad.</hi> </speaker>
            <p>Mein Herr/ die Ehre/ die er &#x017F;einem gering&#x017F;ten<lb/>
Diener erwei&#x017F;et/ i&#x017F;t zu hoch! und ich bin &#x017F;chuldig<lb/>
ihm auch &#x017F;onder &#x017F;ein Begehren &#x017F;tets auffzuwarten.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">D</fw>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Cleand-</hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0053] Schertz-Spiel. terungen gegen einander getragen. Er hat die unvergleichliche Ariana verlaſſen/ und ich habe die Sinn- und Tugendreiche Corneliam geringe ge- halten/ ja ſchier gezwungen meinen Vetter zu hey- rathen/ damit ich deſto freyer dieſer Wanckelmuͤ- tigen auffwarten koͤnte. Bonoſus. Solte es aber wol moͤglich ſeyn/ daß es geſche- hen? Pallad. Des Capitains Diener/ welcher des meinen Landsmann und getreuer Camerade, hat anitz in meinem Hauſe den gantzen Zuſtand entdecket. Bonoſus. Vnbeſonnene! thoͤrichte! leichtfertige undanck- bare Seleniſſa! Pallad. Mein Herr/ laſt uns nicht auff ſie fluchen/ ich tra- ge ein hertzliches Mittleiden mit ihr/ ſie darff kei- ner Straffe mehr/ die durch eine ſolche Heyrath mehr denn uͤberhefftig geſtraffet wird. Bonoſus. Wo ich dem Capitain auff ſeine Hochzeit nicht einen ſondern Schimpff erweiſe/ ſo muͤſſe die gan- tze Stadt von meiner Zagheit ſagen. Pallad. Mein Herr/ der hat Schimfps mehr denn zu viel/ dem man keinen Schimpff mehr erweiſen kan. Die gantze Welt haͤlt ihn fuͤr einen Landluͤgner. Er ſteckt in tauſend Schulden vertaͤuffet biß uͤber die Ohren. Seleniſſa hat auff der Welt nichts! wie kan man beyden mehr Vngluͤcks wuͤndſchen? Bonoſus. Jch kan mich nicht genung verwundern uͤber der thoͤrichten und unbeſonnenen Jugend! Cleander. Bonoſus. Palladius. Cleander. Recht! Finde ich die Herren und wehrteſte Freunde hir beyſammen! Jch habe Herren Pal- ladium den gantzen Morgen geſucht. Pallad. Mein Herr/ die Ehre/ die er ſeinem geringſten Diener erweiſet/ iſt zu hoch! und ich bin ſchuldig ihm auch ſonder ſein Begehren ſtets auffzuwarten. Cleand- D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar stellt den ersten datierten Druck da… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/53
Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/53>, abgerufen am 25.11.2024.