Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665.Schertz-Spiel. Seiden stücken gelernet; da hab ich aus Kurtzweildiese Kunst von den Jungfrauen begriffen. Nun sie höre weiter! Jch langvire in dem Hospital der Liebe/ in welches mich eure grausame Schönheit ein furiret, und wie ein Krancker sich nach nichts sehnet/ als nach seinem Artzt. Ita ego vehe- menter opto nur einen Anblick eurer Clementz, welchen ihr doch Hunden und Katzen nicht mißzu- gönnen pfleget. Wiedrigen Falls gehet der Schneider schon zu Wercke/ meiner Hoffnung/ die nichts hat/ als Pein und Knochen ein Traur Kleid zu machen; weil ich gäntzlich entschlossen bin mit dem ersten Schiff/ welches Charon wird nach dem Campis Elysiis abgehen lassen/ mich von hir da- hin zubegeben/ ubi veteri respondet amore Si- chaeus. Dieses/ wo euch möglich/ verhüttet und seyd gegrüsset von Dem/ der die Erde küsset/ auff welcher das Gras gewachsen/ Welches der Ochse auffgessen/ aus dessen Leder eure Schuch- Solen geschnitten Titus Sempronius, Caji Filius, Cornelii Nepos, Sexti Abnepos. Coelest. Ach armseliger Semproni! wilst du vor grossem Alter gar kindisch werden! Camilla Ja wol/ armseliger Semproni! warumb bist du nicht Palladius! Was wollen wir aber mit dem Brieffe thun? Coelest. Stellet ihn unsern Koch zu. Denn weil er so voll feuriger Gedancken/ können wir etwas Holtz zu dem Braten ersparen. Camil-
Schertz-Spiel. Seiden ſtuͤcken gelernet; da hab ich aus Kurtzweildieſe Kunſt von den Jungfrauen begriffen. Nun ſie hoͤre weiter! Jch langvire in dem Hoſpital der Liebe/ in welches mich eure grauſame Schoͤnheit ein furiret, und wie ein Krancker ſich nach nichts ſehnet/ als nach ſeinem Artzt. Ita ego vehe- menter opto nur einen Anblick eurer Clementz, welchen ihr doch Hunden und Katzen nicht mißzu- goͤnnen pfleget. Wiedrigen Falls gehet der Schneider ſchon zu Wercke/ meiner Hoffnung/ die nichts hat/ als Pein und Knochen ein Traur Kleid zu machen; weil ich gaͤntzlich entſchloſſen bin mit dem erſten Schiff/ welches Charon wird nach dem Campis Elyſiis abgehen laſſen/ mich von hir da- hin zubegeben/ ubi veteri reſpondet amore Si- chæus. Dieſes/ wo euch moͤglich/ verhuͤttet und ſeyd gegruͤſſet von Dem/ der die Erde kuͤſſet/ auff welcher das Gras gewachſen/ Welches der Ochſe auffgeſſen/ aus deſſen Leder eure Schuch- Solen geſchnitten Titus Sempronius, Caji Filius, Cornelii Nepos, Sexti Abnepos. Cœleſt. Ach armſeliger Semproni! wilſt du vor groſſem Alter gar kindiſch werden! Camilla Ja wol/ armſeliger Semproni! warumb biſt du nicht Palladius! Was wollen wir aber mit dem Brieffe thun? Cœleſt. Stellet ihn unſern Koch zu. Denn weil er ſo voll feuriger Gedancken/ koͤnnen wir etwas Holtz zu dem Braten erſparen. Camil-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CAM"> <p><pb facs="#f0047" n="31"/><fw place="top" type="header">Schertz-Spiel.</fw><lb/> Seiden ſtuͤcken gelernet; da hab ich aus Kurtzweil<lb/> dieſe Kunſt von den Jungfrauen begriffen. Nun<lb/> ſie hoͤre weiter! Jch <hi rendition="#aq">langvire</hi> in dem Hoſpital der<lb/> Liebe/ in welches mich eure grauſame Schoͤnheit<lb/> ein <hi rendition="#aq">furiret,</hi> und wie ein Krancker ſich nach nichts<lb/> ſehnet/ als nach ſeinem Artzt. <hi rendition="#aq">Ita ego vehe-<lb/> menter opto</hi> nur einen Anblick eurer <hi rendition="#aq">Clementz,</hi><lb/> welchen ihr doch Hunden und Katzen nicht mißzu-<lb/> goͤnnen pfleget. Wiedrigen Falls gehet der<lb/> Schneider ſchon zu Wercke/ meiner Hoffnung/ die<lb/> nichts hat/ als Pein und Knochen ein Traur Kleid<lb/> zu machen; weil ich gaͤntzlich entſchloſſen bin mit<lb/> dem erſten Schiff/ welches <hi rendition="#aq">Charon</hi> wird nach dem<lb/><hi rendition="#aq">Campis Elyſiis</hi> abgehen laſſen/ mich von hir da-<lb/> hin zubegeben/ <hi rendition="#aq">ubi veteri reſpondet amore Si-<lb/> chæus.</hi> Dieſes/ wo euch moͤglich/ verhuͤttet und<lb/> ſeyd gegruͤſſet von<lb/> Dem/ der die Erde kuͤſſet/<lb/> auff welcher das Gras gewachſen/<lb/> Welches der Ochſe auffgeſſen/<lb/> aus deſſen Leder eure Schuch-<lb/> Solen geſchnitten<lb/><hi rendition="#aq">Titus Sempronius,<lb/> Caji Filius,<lb/> Cornelii Nepos,<lb/> Sexti Abnepos.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#CAE"> <speaker> <hi rendition="#aq">Cœleſt.</hi> </speaker> <p>Ach armſeliger <hi rendition="#aq">Sempron</hi>i! wilſt du vor groſſem<lb/> Alter gar kindiſch werden<hi rendition="#i">!</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#CAM"> <speaker> <hi rendition="#aq">Camilla</hi> </speaker> <p>Ja wol/ armſeliger <hi rendition="#aq">Semproni!</hi> warumb biſt du<lb/> nicht <hi rendition="#aq">Palladius!</hi> Was wollen wir aber mit dem<lb/> Brieffe thun<hi rendition="#i">?</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#CAE"> <speaker> <hi rendition="#aq">Cœleſt.</hi> </speaker> <p>Stellet ihn unſern Koch zu. Denn weil er ſo<lb/> voll feuriger Gedancken/ koͤnnen wir etwas Holtz<lb/> zu dem Braten erſparen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Camil-</hi> </fw> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0047]
Schertz-Spiel.
Seiden ſtuͤcken gelernet; da hab ich aus Kurtzweil
dieſe Kunſt von den Jungfrauen begriffen. Nun
ſie hoͤre weiter! Jch langvire in dem Hoſpital der
Liebe/ in welches mich eure grauſame Schoͤnheit
ein furiret, und wie ein Krancker ſich nach nichts
ſehnet/ als nach ſeinem Artzt. Ita ego vehe-
menter opto nur einen Anblick eurer Clementz,
welchen ihr doch Hunden und Katzen nicht mißzu-
goͤnnen pfleget. Wiedrigen Falls gehet der
Schneider ſchon zu Wercke/ meiner Hoffnung/ die
nichts hat/ als Pein und Knochen ein Traur Kleid
zu machen; weil ich gaͤntzlich entſchloſſen bin mit
dem erſten Schiff/ welches Charon wird nach dem
Campis Elyſiis abgehen laſſen/ mich von hir da-
hin zubegeben/ ubi veteri reſpondet amore Si-
chæus. Dieſes/ wo euch moͤglich/ verhuͤttet und
ſeyd gegruͤſſet von
Dem/ der die Erde kuͤſſet/
auff welcher das Gras gewachſen/
Welches der Ochſe auffgeſſen/
aus deſſen Leder eure Schuch-
Solen geſchnitten
Titus Sempronius,
Caji Filius,
Cornelii Nepos,
Sexti Abnepos.
Cœleſt. Ach armſeliger Semproni! wilſt du vor groſſem
Alter gar kindiſch werden!
Camilla Ja wol/ armſeliger Semproni! warumb biſt du
nicht Palladius! Was wollen wir aber mit dem
Brieffe thun?
Cœleſt. Stellet ihn unſern Koch zu. Denn weil er ſo
voll feuriger Gedancken/ koͤnnen wir etwas Holtz
zu dem Braten erſparen.
Camil-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/47 |
Zitationshilfe: | Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/47>, abgerufen am 01.08.2024. |