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Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703.

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Vorrede.
genieurs einen eigenen Modum fortificandi
zu erwehlen/ und ihre Meynung in Schrifften
an Tag zu geben/ so aber vielmahls Sachen
sind/ die ein ander nicht närrischer und einfäl-
tiger erdencken könte/ welches denn/ wenn
man ihren Zustand bedencket/ nicht wohl an-
ders seyn kan/ indem sie Zeit Lebens nichts
gründliches und solides erlernet/ und also wohl
haben lauten hören/ aber eigentlich nicht wis-
sen/ wo die Glocken hangen/ dahero sie noth-
wendiger Weise nur Stümpler und Hümpler
bleiben müssen: Nichts desto weniger geschie-
hets öffters/ daß das blinde Glücke der Albern
Vormund wird/ und solche Leute vor etwas
besonders gehalten/ und im Lande wohl ac-
commodi
ret werden/ da es denn recht heisset/
Mundus vult decipi. Ob nun wohl ein sol-
cher halbgelehrter Practicus nicht capabel ist/
die Fortification in ihren Fundamenten recht
zu profitiren/ noch sonst hievon etwas solides
zu schreiben/ oder viel rühmliches zu erfinden;
so ist mir doch ein solcher Mann im Felde bey
einer Expedition viel lieber/ als etliche blosse
Theoristen mit allen ihren Concepten/ weil
ein Practicus der würcklichen Arbeit in Cam-
pagne
schon gewohnet/ und einem andern noch
ziemliche Dienste leisten kan/ wenn er nur zu-

vor

Vorrede.
genieurs einen eigenen Modum fortificandi
zu erwehlen/ und ihre Meynung in Schrifften
an Tag zu geben/ ſo aber vielmahls Sachen
ſind/ die ein ander nicht naͤrriſcher und einfaͤl-
tiger erdencken koͤnte/ welches denn/ wenn
man ihren Zuſtand bedencket/ nicht wohl an-
ders ſeyn kan/ indem ſie Zeit Lebens nichts
gruͤndliches und ſolides erlernet/ und alſo wohl
haben lauten hoͤren/ aber eigentlich nicht wiſ-
ſen/ wo die Glocken hangen/ dahero ſie noth-
wendiger Weiſe nur Stuͤmpler und Huͤmpler
bleiben muͤſſen: Nichts deſto weniger geſchie-
hets oͤffters/ daß das blinde Gluͤcke der Albern
Vormund wird/ und ſolche Leute vor etwas
beſonders gehalten/ und im Lande wohl ac-
commodi
ret werden/ da es denn recht heiſſet/
Mundus vult decipi. Ob nun wohl ein ſol-
cher halbgelehrter Practicus nicht capabel iſt/
die Fortification in ihren Fundamenten recht
zu profitiren/ noch ſonſt hievon etwas ſolides
zu ſchreiben/ oder viel ruͤhmliches zu erfinden;
ſo iſt mir doch ein ſolcher Mann im Felde bey
einer Expedition viel lieber/ als etliche bloſſe
Theoriſten mit allen ihren Concepten/ weil
ein Practicus der wuͤrcklichen Arbeit in Cam-
pagne
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[0024] Vorrede. genieurs einen eigenen Modum fortificandi zu erwehlen/ und ihre Meynung in Schrifften an Tag zu geben/ ſo aber vielmahls Sachen ſind/ die ein ander nicht naͤrriſcher und einfaͤl- tiger erdencken koͤnte/ welches denn/ wenn man ihren Zuſtand bedencket/ nicht wohl an- ders ſeyn kan/ indem ſie Zeit Lebens nichts gruͤndliches und ſolides erlernet/ und alſo wohl haben lauten hoͤren/ aber eigentlich nicht wiſ- ſen/ wo die Glocken hangen/ dahero ſie noth- wendiger Weiſe nur Stuͤmpler und Huͤmpler bleiben muͤſſen: Nichts deſto weniger geſchie- hets oͤffters/ daß das blinde Gluͤcke der Albern Vormund wird/ und ſolche Leute vor etwas beſonders gehalten/ und im Lande wohl ac- commodiret werden/ da es denn recht heiſſet/ Mundus vult decipi. Ob nun wohl ein ſol- cher halbgelehrter Practicus nicht capabel iſt/ die Fortification in ihren Fundamenten recht zu profitiren/ noch ſonſt hievon etwas ſolides zu ſchreiben/ oder viel ruͤhmliches zu erfinden; ſo iſt mir doch ein ſolcher Mann im Felde bey einer Expedition viel lieber/ als etliche bloſſe Theoriſten mit allen ihren Concepten/ weil ein Practicus der wuͤrcklichen Arbeit in Cam- pagne ſchon gewohnet/ und einem andern noch ziemliche Dienſte leiſten kan/ wenn er nur zu- vor

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Zitationshilfe: Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703/24>, abgerufen am 24.11.2024.