Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.was ich Ihnen erlaube, wird die Freiheit sein, sich in den Fremdenbüchern als meinen Bruder einzutragen, bis wir vollkommen in Sicherheit sind. Und dann, Julia? Und dann sollen Sie belohnt werden. -- Frau Julia sagte diese Worte mit gesenkten Augen und unsicherer Stimme. Wollen Sie alles Das geloben? Ich gelobe es! rief Vetter Isidor und erhob seine Hand. Nur nicht so laut, Vetter -- gut, jetzt gehen Sie und treffen Sie zu Hause alle Vorbereitungen, ich schicke Ihnen heute noch durch einen Boten weitere Weisungen, wie die Sache zu arrangiren ist. Bedenken Sie aber wohl, setzte sie mit feierlichem Tone hinzu: es wird mein Tod sein, wenn Sie nicht in allen Stücken gehorchen. Vetter Isidor überlief es wie eine tragische Gänsehaut -- zu seinem höchsten Entzücken. Frau Julia mußte fast wieder laut auflachen, als sie die verklärte Miene ihres "Helden" sah. -- Nun, nehmen Sie die Sache nur nicht gar so ernst, Herr Vetter. Besorgen Sie im voraus einen Wagen für morgen und machen Sie sich reisefertig zu einem Ausflug auf ein Vierteljahr. Adieu, mein heldenmüthiger Vetter, Adieu. -- Halt! noch Eines. Geloben Sie mir das tiefste Schweigen! Ich gelobe, kam es mit grabeshohlem Tone zurück. was ich Ihnen erlaube, wird die Freiheit sein, sich in den Fremdenbüchern als meinen Bruder einzutragen, bis wir vollkommen in Sicherheit sind. Und dann, Julia? Und dann sollen Sie belohnt werden. — Frau Julia sagte diese Worte mit gesenkten Augen und unsicherer Stimme. Wollen Sie alles Das geloben? Ich gelobe es! rief Vetter Isidor und erhob seine Hand. Nur nicht so laut, Vetter — gut, jetzt gehen Sie und treffen Sie zu Hause alle Vorbereitungen, ich schicke Ihnen heute noch durch einen Boten weitere Weisungen, wie die Sache zu arrangiren ist. Bedenken Sie aber wohl, setzte sie mit feierlichem Tone hinzu: es wird mein Tod sein, wenn Sie nicht in allen Stücken gehorchen. Vetter Isidor überlief es wie eine tragische Gänsehaut — zu seinem höchsten Entzücken. Frau Julia mußte fast wieder laut auflachen, als sie die verklärte Miene ihres „Helden“ sah. — Nun, nehmen Sie die Sache nur nicht gar so ernst, Herr Vetter. Besorgen Sie im voraus einen Wagen für morgen und machen Sie sich reisefertig zu einem Ausflug auf ein Vierteljahr. Adieu, mein heldenmüthiger Vetter, Adieu. — Halt! noch Eines. Geloben Sie mir das tiefste Schweigen! Ich gelobe, kam es mit grabeshohlem Tone zurück. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="4"> <p><pb facs="#f0099"/> was ich Ihnen erlaube, wird die Freiheit sein, sich in den Fremdenbüchern als meinen Bruder einzutragen, bis wir vollkommen in Sicherheit sind.</p><lb/> <p>Und dann, Julia?</p><lb/> <p>Und dann sollen Sie belohnt werden. — Frau Julia sagte diese Worte mit gesenkten Augen und unsicherer Stimme. Wollen Sie alles Das geloben?</p><lb/> <p>Ich gelobe es! rief Vetter Isidor und erhob seine Hand.</p><lb/> <p>Nur nicht so laut, Vetter — gut, jetzt gehen Sie und treffen Sie zu Hause alle Vorbereitungen, ich schicke Ihnen heute noch durch einen Boten weitere Weisungen, wie die Sache zu arrangiren ist. Bedenken Sie aber wohl, setzte sie mit feierlichem Tone hinzu: es wird mein Tod sein, wenn Sie nicht in allen Stücken gehorchen.</p><lb/> <p>Vetter Isidor überlief es wie eine tragische Gänsehaut — zu seinem höchsten Entzücken.</p><lb/> <p>Frau Julia mußte fast wieder laut auflachen, als sie die verklärte Miene ihres „Helden“ sah. — Nun, nehmen Sie die Sache nur nicht gar so ernst, Herr Vetter. Besorgen Sie im voraus einen Wagen für morgen und machen Sie sich reisefertig zu einem Ausflug auf ein Vierteljahr. Adieu, mein heldenmüthiger Vetter, Adieu. — Halt! noch Eines. Geloben Sie mir das tiefste Schweigen!</p><lb/> <p>Ich gelobe, kam es mit grabeshohlem Tone zurück.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0099]
was ich Ihnen erlaube, wird die Freiheit sein, sich in den Fremdenbüchern als meinen Bruder einzutragen, bis wir vollkommen in Sicherheit sind.
Und dann, Julia?
Und dann sollen Sie belohnt werden. — Frau Julia sagte diese Worte mit gesenkten Augen und unsicherer Stimme. Wollen Sie alles Das geloben?
Ich gelobe es! rief Vetter Isidor und erhob seine Hand.
Nur nicht so laut, Vetter — gut, jetzt gehen Sie und treffen Sie zu Hause alle Vorbereitungen, ich schicke Ihnen heute noch durch einen Boten weitere Weisungen, wie die Sache zu arrangiren ist. Bedenken Sie aber wohl, setzte sie mit feierlichem Tone hinzu: es wird mein Tod sein, wenn Sie nicht in allen Stücken gehorchen.
Vetter Isidor überlief es wie eine tragische Gänsehaut — zu seinem höchsten Entzücken.
Frau Julia mußte fast wieder laut auflachen, als sie die verklärte Miene ihres „Helden“ sah. — Nun, nehmen Sie die Sache nur nicht gar so ernst, Herr Vetter. Besorgen Sie im voraus einen Wagen für morgen und machen Sie sich reisefertig zu einem Ausflug auf ein Vierteljahr. Adieu, mein heldenmüthiger Vetter, Adieu. — Halt! noch Eines. Geloben Sie mir das tiefste Schweigen!
Ich gelobe, kam es mit grabeshohlem Tone zurück.
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