Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

könnten zusammen gesehen werden, und so ließ ich sie allein gehen.

Aber Vetter, was sind Sie für ein Hasenfuß mitten im Heldenthum!

Es hatte Alles seine Gründe, werthe Freundin. Uebrigens war ich nicht unthätig inzwischen, während sich Frau Julia von einem Hausknecht des Hotels auf das Telegraphenamt begleiten ließ, -- wo sie eine Depesche aufgeben wollte. Ich beschwor sie zuerst, dieses gefährliche Unternehmen zu unterlassen oder mir zu übertragen; aber sie bestand auf ihrem Kopf und verheimlichte mir sogar den Inhalt der Depesche -- in der Zwischenzeit also schlenderte ich in die Stadt, um mich für alle Fälle zu rüsten, denn die persönliche Sicherheit ist auch etwas werth; glücklicherweise fand ich auch bei einem Händler, was ich suchte, ein Paar solide, alte Feuerwaffen, zwar noch mit Steinschloß, sonst aber gut erhalten. Ein bischen theuer waren sie, das ist wahr.

Die Conrectorin mußte abermals lachen.

Warum lachen Sie, Frau Conrectorin?

Nun, ich kann es mir denken, wie Sie bei dem Trödler standen und sich ein Paar alte, verrostete Donnerbüchsen aufhängen ließen, die zu nichts mehr zu brauchen waren. Das sieht Ihnen ähnlich, Vetterchen, das sieht Ihnen ähnlich; aber fahren Sie nur fort.

Merkwürdig, sagte Vetter Isidor. Frau Julia war auch nicht damit zufrieden, als sie es erfuhr, und äußerte sich in demselben Sinne; sie wollte sogar, ich sollte sie

könnten zusammen gesehen werden, und so ließ ich sie allein gehen.

Aber Vetter, was sind Sie für ein Hasenfuß mitten im Heldenthum!

Es hatte Alles seine Gründe, werthe Freundin. Uebrigens war ich nicht unthätig inzwischen, während sich Frau Julia von einem Hausknecht des Hotels auf das Telegraphenamt begleiten ließ, — wo sie eine Depesche aufgeben wollte. Ich beschwor sie zuerst, dieses gefährliche Unternehmen zu unterlassen oder mir zu übertragen; aber sie bestand auf ihrem Kopf und verheimlichte mir sogar den Inhalt der Depesche — in der Zwischenzeit also schlenderte ich in die Stadt, um mich für alle Fälle zu rüsten, denn die persönliche Sicherheit ist auch etwas werth; glücklicherweise fand ich auch bei einem Händler, was ich suchte, ein Paar solide, alte Feuerwaffen, zwar noch mit Steinschloß, sonst aber gut erhalten. Ein bischen theuer waren sie, das ist wahr.

Die Conrectorin mußte abermals lachen.

Warum lachen Sie, Frau Conrectorin?

Nun, ich kann es mir denken, wie Sie bei dem Trödler standen und sich ein Paar alte, verrostete Donnerbüchsen aufhängen ließen, die zu nichts mehr zu brauchen waren. Das sieht Ihnen ähnlich, Vetterchen, das sieht Ihnen ähnlich; aber fahren Sie nur fort.

Merkwürdig, sagte Vetter Isidor. Frau Julia war auch nicht damit zufrieden, als sie es erfuhr, und äußerte sich in demselben Sinne; sie wollte sogar, ich sollte sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="5">
        <p><pb facs="#f0121"/>
könnten                zusammen gesehen werden, und so ließ ich sie allein gehen.</p><lb/>
        <p>Aber Vetter, was sind Sie für ein Hasenfuß mitten im Heldenthum!</p><lb/>
        <p>Es hatte Alles seine Gründe, werthe Freundin. Uebrigens war ich nicht unthätig                inzwischen, während sich Frau Julia von einem Hausknecht des Hotels auf das                Telegraphenamt begleiten ließ, &#x2014; wo sie eine Depesche aufgeben wollte. Ich beschwor                sie zuerst, dieses gefährliche Unternehmen zu unterlassen oder mir zu übertragen;                aber sie bestand auf ihrem Kopf und verheimlichte mir sogar den Inhalt der Depesche &#x2014;                in der Zwischenzeit also schlenderte ich in die Stadt, um mich für alle Fälle zu                rüsten, denn die persönliche Sicherheit ist auch etwas werth; glücklicherweise fand                ich auch bei einem Händler, was ich suchte, ein Paar solide, alte Feuerwaffen, zwar                noch mit Steinschloß, sonst aber gut erhalten. Ein bischen theuer waren sie, das ist                wahr.</p><lb/>
        <p>Die Conrectorin mußte abermals lachen.</p><lb/>
        <p>Warum lachen Sie, Frau Conrectorin?</p><lb/>
        <p>Nun, ich kann es mir denken, wie Sie bei dem Trödler standen und sich ein Paar alte,                verrostete Donnerbüchsen aufhängen ließen, die zu nichts mehr zu brauchen waren. Das                sieht Ihnen ähnlich, Vetterchen, das sieht Ihnen ähnlich; aber fahren Sie nur                fort.</p><lb/>
        <p>Merkwürdig, sagte Vetter Isidor. Frau Julia war auch nicht damit zufrieden, als sie                es erfuhr, und äußerte sich in demselben Sinne; sie wollte sogar, ich sollte sie<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0121] könnten zusammen gesehen werden, und so ließ ich sie allein gehen. Aber Vetter, was sind Sie für ein Hasenfuß mitten im Heldenthum! Es hatte Alles seine Gründe, werthe Freundin. Uebrigens war ich nicht unthätig inzwischen, während sich Frau Julia von einem Hausknecht des Hotels auf das Telegraphenamt begleiten ließ, — wo sie eine Depesche aufgeben wollte. Ich beschwor sie zuerst, dieses gefährliche Unternehmen zu unterlassen oder mir zu übertragen; aber sie bestand auf ihrem Kopf und verheimlichte mir sogar den Inhalt der Depesche — in der Zwischenzeit also schlenderte ich in die Stadt, um mich für alle Fälle zu rüsten, denn die persönliche Sicherheit ist auch etwas werth; glücklicherweise fand ich auch bei einem Händler, was ich suchte, ein Paar solide, alte Feuerwaffen, zwar noch mit Steinschloß, sonst aber gut erhalten. Ein bischen theuer waren sie, das ist wahr. Die Conrectorin mußte abermals lachen. Warum lachen Sie, Frau Conrectorin? Nun, ich kann es mir denken, wie Sie bei dem Trödler standen und sich ein Paar alte, verrostete Donnerbüchsen aufhängen ließen, die zu nichts mehr zu brauchen waren. Das sieht Ihnen ähnlich, Vetterchen, das sieht Ihnen ähnlich; aber fahren Sie nur fort. Merkwürdig, sagte Vetter Isidor. Frau Julia war auch nicht damit zufrieden, als sie es erfuhr, und äußerte sich in demselben Sinne; sie wollte sogar, ich sollte sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:31:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:31:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grosse_isidor_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grosse_isidor_1910/121
Zitationshilfe: Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grosse_isidor_1910/121>, abgerufen am 23.11.2024.