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Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

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Fromkeit willen übersehe? (Ruben sah[e]
wol daß er keinen von seinen Brüdern
hiermit bewögte/ dann sie sahen alle stür-
misch und mörderisch aus/ grißgram-
ten/ und bissen die Zähn auffeinander/
mit grosser Ungedult; Derowegen len-
cket er seine Red auff folgenden Schlag
hinaus.) Dieses alles liebe Brüder/
bring ich nicht darum vor euere Ohren/
daß ihr den Joseph mir und euch zum
HErrn behalten sollet; Sondern des-
wegen: Damit wir so wol ausser seiner
Herrschafft und Dienstbarkeit nach un-
serer Altvätter Herkommen in Freyheit
leben: Als auch unsere Händ von sei-
nem unschuldigen Blut rein und unbe-
fleckt behalten mögen/ und in alle Weg
uns weißlich vorsehen sollen/ damit wir
unsere Handlungen vor GOtt und der
gantzen Erbarn Welt/ wo nicht verant-
worten/ doch wenigst beschönen können;
Was Rahts dann nun hertzliebste
Brüder? Wir haben einmal ein Ayd
geschworen zu seinem Verderben/ der
muß gehalten seyn/ so lieb uns der jenig[e]

Gott

Fromkeit willen uͤberſehe? (Ruben ſah[e]
wol daß er keinen von ſeinen Bruͤdern
hiermit bewoͤgte/ dann ſie ſahen alle ſtuͤr-
miſch und moͤrderiſch aus/ grißgram-
ten/ und biſſen die Zaͤhn auffeinander/
mit groſſer Ungedult; Derowegen len-
cket er ſeine Red auff folgenden Schlag
hinaus.) Dieſes alles liebe Bruͤder/
bring ich nicht darum vor euere Ohren/
daß ihr den Joſeph mir und euch zum
HErꝛn behalten ſollet; Sondern des-
wegen: Damit wir ſo wol auſſer ſeiner
Herꝛſchafft und Dienſtbarkeit nach un-
ſerer Altvaͤtter Herkommen in Freyheit
leben: Als auch unſere Haͤnd von ſei-
nem unſchuldigen Blut rein und unbe-
fleckt behalten moͤgen/ und in alle Weg
uns weißlich vorſehen ſollen/ damit wir
unſere Handlungen vor GOtt und der
gantzen Erbarn Welt/ wo nicht verant-
worten/ doch wenigſt beſchoͤnen koͤnnen;
Was Rahts dann nun hertzliebſte
Bruͤder? Wir haben einmal ein Ayd
geſchworen zu ſeinem Verderben/ der
muß gehalten ſeyn/ ſo lieb uns der jenig[e]

Gott
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[34.[34]/0038] Fromkeit willen uͤberſehe? (Ruben ſahe wol daß er keinen von ſeinen Bruͤdern hiermit bewoͤgte/ dann ſie ſahen alle ſtuͤr- miſch und moͤrderiſch aus/ grißgram- ten/ und biſſen die Zaͤhn auffeinander/ mit groſſer Ungedult; Derowegen len- cket er ſeine Red auff folgenden Schlag hinaus.) Dieſes alles liebe Bruͤder/ bring ich nicht darum vor euere Ohren/ daß ihr den Joſeph mir und euch zum HErꝛn behalten ſollet; Sondern des- wegen: Damit wir ſo wol auſſer ſeiner Herꝛſchafft und Dienſtbarkeit nach un- ſerer Altvaͤtter Herkommen in Freyheit leben: Als auch unſere Haͤnd von ſei- nem unſchuldigen Blut rein und unbe- fleckt behalten moͤgen/ und in alle Weg uns weißlich vorſehen ſollen/ damit wir unſere Handlungen vor GOtt und der gantzen Erbarn Welt/ wo nicht verant- worten/ doch wenigſt beſchoͤnen koͤnnen; Was Rahts dann nun hertzliebſte Bruͤder? Wir haben einmal ein Ayd geſchworen zu ſeinem Verderben/ der muß gehalten ſeyn/ ſo lieb uns der jenige Gott

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Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 34.[34]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/38>, abgerufen am 22.11.2024.