Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

werde; Mein Herr verfahre doch sachte/
bis wir wissen was sein Meinung ist?

Schälck/ Bösewicht und Dieb seyd
ihr/ antwortet Musai/ ihr habt meinen
Herren bestohlen uud ihm sein liebstes
Kleinod/ nemlich sein Trinckgeschir ent-
wendet/ wormit er zu weissagen pflegte;
Ach schämt euch ihr leichtfertige Leut/
das ihr so gar aller euch erzeugten Ehr:
Gutthat und Gastfreygebigkeit verges-
set/ und euch mit einem solchen schänd-
lichen Diebstahl beflecken möcht; Pfui
ihr Schelmen/ ich hab doch gleich am
ersten mahl meinem Herren gesagt/ was
ihr vor liderliche Kunden seyet; kein gut
Haar ist an euch; warum hat er euch
doch nicht damal gleich alsobald allsam-
men an den liechten Galgen lassen auff-
häncken/ so wären wir und unsere
Pferd jetzt der Mühe euch nachzujagen
überhoden gewesen; Jn Summa Mu-
saiwuste sich so erzörnt zu stellen und die
Sach so grausam zu machen/ daß den
Söhnen Jacobs alle Haar gen Berg
stunden. Doch waren Ruben/ Judas

und

werde; Mein Herr verfahre doch ſachte/
bis wir wiſſen was ſein Meinung iſt?

Schaͤlck/ Boͤſewicht und Dieb ſeyd
ihr/ antwortet Muſai/ ihr habt meinen
Herren beſtohlen uud ihm ſein liebſtes
Kleinod/ nemlich ſein Trinckgeſchir ent-
wendet/ wormit er zu weiſſagen pflegte;
Ach ſchaͤmt euch ihr leichtfertige Leut/
das ihr ſo gar aller euch erzeugten Ehr:
Gutthat und Gaſtfreygebigkeit vergeſ-
ſet/ und euch mit einem ſolchen ſchaͤnd-
lichen Diebſtahl beflecken moͤcht; Pfui
ihr Schelmen/ ich hab doch gleich am
erſten mahl meinem Herren geſagt/ was
ihr vor liderliche Kunden ſeyet; kein gut
Haar iſt an euch; warum hat er euch
doch nicht damal gleich alſobald allſam-
men an den liechten Galgen laſſen auff-
haͤncken/ ſo waͤren wir und unſere
Pferd jetzt der Muͤhe euch nachzujagen
uͤberhoden geweſen; Jn Sum̃a Mu-
ſaiwuſte ſich ſo erzoͤrnt zu ſtellen und die
Sach ſo grauſam zu machen/ daß den
Soͤhnen Jacobs alle Haar gen Berg
ſtunden. Doch waren Ruben/ Judas

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0203" n="201.[201]"/>
werde; Mein Herr verfahre doch &#x017F;achte/<lb/>
bis wir wi&#x017F;&#x017F;en was &#x017F;ein Meinung i&#x017F;t?</p><lb/>
        <p>Scha&#x0364;lck/ Bo&#x0364;&#x017F;ewicht und Dieb &#x017F;eyd<lb/>
ihr/ antwortet Mu&#x017F;ai/ ihr habt meinen<lb/>
Herren be&#x017F;tohlen uud ihm &#x017F;ein lieb&#x017F;tes<lb/>
Kleinod/ nemlich &#x017F;ein Trinckge&#x017F;chir ent-<lb/>
wendet/ wormit er zu wei&#x017F;&#x017F;agen pflegte;<lb/>
Ach &#x017F;cha&#x0364;mt euch ihr leichtfertige Leut/<lb/>
das ihr &#x017F;o gar aller euch erzeugten Ehr:<lb/>
Gutthat und Ga&#x017F;tfreygebigkeit verge&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et/ und euch mit einem &#x017F;olchen &#x017F;cha&#x0364;nd-<lb/>
lichen Dieb&#x017F;tahl beflecken mo&#x0364;cht; Pfui<lb/>
ihr Schelmen/ ich hab doch gleich am<lb/>
er&#x017F;ten mahl meinem Herren ge&#x017F;agt/ was<lb/>
ihr vor liderliche Kunden &#x017F;eyet; kein gut<lb/>
Haar i&#x017F;t an euch; warum hat er euch<lb/>
doch nicht damal gleich al&#x017F;obald all&#x017F;am-<lb/>
men an den liechten Galgen la&#x017F;&#x017F;en auff-<lb/>
ha&#x0364;ncken/ &#x017F;o wa&#x0364;ren wir und un&#x017F;ere<lb/>
Pferd jetzt der Mu&#x0364;he euch nachzujagen<lb/>
u&#x0364;berhoden gewe&#x017F;en; Jn Sum&#x0303;a Mu-<lb/>
&#x017F;aiwu&#x017F;te &#x017F;ich &#x017F;o erzo&#x0364;rnt zu &#x017F;tellen und die<lb/>
Sach &#x017F;o grau&#x017F;am zu machen/ daß den<lb/>
So&#x0364;hnen Jacobs alle Haar gen Berg<lb/>
&#x017F;tunden. Doch waren Ruben/ Judas<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201.[201]/0203] werde; Mein Herr verfahre doch ſachte/ bis wir wiſſen was ſein Meinung iſt? Schaͤlck/ Boͤſewicht und Dieb ſeyd ihr/ antwortet Muſai/ ihr habt meinen Herren beſtohlen uud ihm ſein liebſtes Kleinod/ nemlich ſein Trinckgeſchir ent- wendet/ wormit er zu weiſſagen pflegte; Ach ſchaͤmt euch ihr leichtfertige Leut/ das ihr ſo gar aller euch erzeugten Ehr: Gutthat und Gaſtfreygebigkeit vergeſ- ſet/ und euch mit einem ſolchen ſchaͤnd- lichen Diebſtahl beflecken moͤcht; Pfui ihr Schelmen/ ich hab doch gleich am erſten mahl meinem Herren geſagt/ was ihr vor liderliche Kunden ſeyet; kein gut Haar iſt an euch; warum hat er euch doch nicht damal gleich alſobald allſam- men an den liechten Galgen laſſen auff- haͤncken/ ſo waͤren wir und unſere Pferd jetzt der Muͤhe euch nachzujagen uͤberhoden geweſen; Jn Sum̃a Mu- ſaiwuſte ſich ſo erzoͤrnt zu ſtellen und die Sach ſo grauſam zu machen/ daß den Soͤhnen Jacobs alle Haar gen Berg ſtunden. Doch waren Ruben/ Judas und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/203
Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 201.[201]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/203>, abgerufen am 09.11.2024.