Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

welches er auch nicht erwehren mögen;
da sagte Joseph ich wolte dir zwar gern
was Guts verkünden/ aber dein Traum
bedeut ein anders; nemlich die Früchten
Pharaonis daraus du Brod gebachen/
so die Vögel gefressen/ bedeuten das du
seine Früchten nicht länger geniessen
werdest/ die drey Körb aber bedeuten
drey Täg/ nach welchen du an Galgen
gehänckt wirst/ und alsdann werden die
Vögel auff deinen Kopff sitzen und dein
Fleisch verzehren/ denen du solches nicht
verwehren wirst können; wie Joseph
gesagt/ also geschahe es/ dann am drit-
ten Tag begieng der König seinen Ge-
burts-Tag/ an welchem er alle Ge-
fängniß von den Gefangnen zimlich leu-
terte/ und unter andern auch den
Mundschencken wider begnädigt und
an sein Ambt setzet/ den Obristen Pfiste
reyverwalter aber als einen überzeugten
Dieb an Galgen hängen liesse; aber Jo-
seph muste neben andern mehr sitzen blei-
ben bis auff weitern Bescheid.

Der Kerckermeister sahe wohl/ das

sich

welches er auch nicht erwehren moͤgen;
da ſagte Joſeph ich wolte dir zwar gern
was Guts verkuͤnden/ aber dein Traum
bedeut ein anders; nemlich die Fruͤchten
Pharaonis daraus du Brod gebachen/
ſo die Voͤgel gefreſſen/ bedeuten das du
ſeine Fruͤchten nicht laͤnger genieſſen
werdeſt/ die drey Koͤrb aber bedeuten
drey Taͤg/ nach welchen du an Galgen
gehaͤnckt wirſt/ und alsdann werden die
Voͤgel auff deinen Kopff ſitzen und dein
Fleiſch verzehren/ denen du ſolches nicht
verwehren wirſt koͤnnen; wie Joſeph
geſagt/ alſo geſchahe es/ dann am drit-
ten Tag begieng der Koͤnig ſeinen Ge-
burts-Tag/ an welchem er alle Ge-
faͤngniß von den Gefangnen zimlich leu-
terte/ und unter andern auch den
Mundſchencken wider begnaͤdigt und
an ſein Ambt ſetzet/ den Obriſten Pfiſte
reyverwalter aber als einen uͤberzeugten
Dieb an Galgen haͤngen lieſſe; aber Jo-
ſeph muſte neben andern mehr ſitzen blei-
ben bis auff weitern Beſcheid.

Der Kerckermeiſter ſahe wohl/ das

ſich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0148" n="144.[144]"/>
welches er auch nicht erwehren mo&#x0364;gen;<lb/>
da &#x017F;agte Jo&#x017F;eph ich wolte dir zwar gern<lb/>
was Guts verku&#x0364;nden/ aber dein Traum<lb/>
bedeut ein anders; nemlich die Fru&#x0364;chten<lb/>
Pharaonis daraus du Brod gebachen/<lb/>
&#x017F;o die Vo&#x0364;gel gefre&#x017F;&#x017F;en/ bedeuten das du<lb/>
&#x017F;eine Fru&#x0364;chten nicht la&#x0364;nger genie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
werde&#x017F;t/ die drey Ko&#x0364;rb aber bedeuten<lb/>
drey Ta&#x0364;g/ nach welchen du an Galgen<lb/>
geha&#x0364;nckt wir&#x017F;t/ und alsdann werden die<lb/>
Vo&#x0364;gel auff deinen Kopff &#x017F;itzen und dein<lb/>
Flei&#x017F;ch verzehren/ denen du &#x017F;olches nicht<lb/>
verwehren wir&#x017F;t ko&#x0364;nnen; wie Jo&#x017F;eph<lb/>
ge&#x017F;agt/ al&#x017F;o ge&#x017F;chahe es/ dann am drit-<lb/>
ten Tag begieng der Ko&#x0364;nig &#x017F;einen Ge-<lb/>
burts-Tag/ an welchem er alle Ge-<lb/>
fa&#x0364;ngniß von den Gefangnen zimlich leu-<lb/>
terte/ und unter andern auch den<lb/>
Mund&#x017F;chencken wider begna&#x0364;digt und<lb/>
an &#x017F;ein Ambt &#x017F;etzet/ den Obri&#x017F;ten Pfi&#x017F;te<lb/>
reyverwalter aber als einen u&#x0364;berzeugten<lb/>
Dieb an Galgen ha&#x0364;ngen lie&#x017F;&#x017F;e; aber Jo-<lb/>
&#x017F;eph mu&#x017F;te neben andern mehr &#x017F;itzen blei-<lb/>
ben bis auff weitern Be&#x017F;cheid.</p><lb/>
        <p>Der Kerckermei&#x017F;ter &#x017F;ahe wohl/ das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144.[144]/0148] welches er auch nicht erwehren moͤgen; da ſagte Joſeph ich wolte dir zwar gern was Guts verkuͤnden/ aber dein Traum bedeut ein anders; nemlich die Fruͤchten Pharaonis daraus du Brod gebachen/ ſo die Voͤgel gefreſſen/ bedeuten das du ſeine Fruͤchten nicht laͤnger genieſſen werdeſt/ die drey Koͤrb aber bedeuten drey Taͤg/ nach welchen du an Galgen gehaͤnckt wirſt/ und alsdann werden die Voͤgel auff deinen Kopff ſitzen und dein Fleiſch verzehren/ denen du ſolches nicht verwehren wirſt koͤnnen; wie Joſeph geſagt/ alſo geſchahe es/ dann am drit- ten Tag begieng der Koͤnig ſeinen Ge- burts-Tag/ an welchem er alle Ge- faͤngniß von den Gefangnen zimlich leu- terte/ und unter andern auch den Mundſchencken wider begnaͤdigt und an ſein Ambt ſetzet/ den Obriſten Pfiſte reyverwalter aber als einen uͤberzeugten Dieb an Galgen haͤngen lieſſe; aber Jo- ſeph muſte neben andern mehr ſitzen blei- ben bis auff weitern Beſcheid. Der Kerckermeiſter ſahe wohl/ das ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/148
Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 144.[144]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/148>, abgerufen am 09.11.2024.