Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

costen sparete/ er war zwar Liebens
wehrt und liebte mich auch von Hertzen/
und ich hielte ihn vor den Besten unterm
gantzen Hauffen/ mir meine Begierden
zu sättigen; Aber dannoch so wäre er
nicht darzu kommen/ wann er mir nicht
gleich nach abgelegter Traur ein Stück
Columbinen Adlaß mit aller Ausstaffie-
rung zu einem neuen Kleid geschickt/ und
vor allen Dingen 100. Ducaten in mei-
ne Haushaltung/ umb daß ich mich über
meines Manns Verlust desto besser trö-
sten solte/ verehrt hätte; Der Ander nach
ihm war eines grossen Potentaten Am-
bassador/ welcher mir die erste Nacht
60. Pistolen zu verdienen gabe/ nach die-
sen kamen auch andere/ und zwar keine
die nicht tapffer spendieren konnten/ dann
was arm war/ oder wenigst nicht gar
reich und hoch/ das mochte entweder
draussen bleiben/ oder sich mit meiner
Würthin Töchtern behelffen/ und sol-
cher Gestalt richtete ichs dahin/ daß mei-
ne Mühle gleichsamb nie leer stunde/ ich
maltzerte auch so Meisterlich/ daß ich in-

ner
C v

coſten ſparete/ er war zwar Liebens
wehrt und liebte mich auch von Hertzen/
und ich hielte ihn vor den Beſten unterm
gantzen Hauffen/ mir meine Begierden
zu ſaͤttigen; Aber dannoch ſo waͤre er
nicht darzu kommen/ wann er mir nicht
gleich nach abgelegter Traur ein Stuͤck
Columbinen Adlaß mit aller Ausſtaffie-
rung zu einem neuen Kleid geſchickt/ und
vor allen Dingen 100. Ducaten in mei-
ne Haushaltung/ umb daß ich mich uͤber
meines Manns Verluſt deſto beſſer troͤ-
ſten ſolte/ verehrt haͤtte; Der Ander nach
ihm war eines groſſen Potentaten Am-
baſſador/ welcher mir die erſte Nacht
60. Piſtolen zu verdienen gabe/ nach die-
ſen kamen auch andere/ und zwar keine
die nicht tapffer ſpendieren konnten/ dañ
was arm war/ oder wenigſt nicht gar
reich und hoch/ das mochte entweder
drauſſen bleiben/ oder ſich mit meiner
Wuͤrthin Toͤchtern behelffen/ und ſol-
cher Geſtalt richtete ichs dahin/ daß mei-
ne Muͤhle gleichſamb nie leer ſtunde/ ich
maltzerte auch ſo Meiſterlich/ daß ich in-

ner
C v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0055" n="53"/>
co&#x017F;ten &#x017F;parete/ er war zwar Liebens<lb/>
wehrt und liebte mich auch von Hertzen/<lb/>
und ich hielte ihn vor den Be&#x017F;ten unterm<lb/>
gantzen Hauffen/ mir meine Begierden<lb/>
zu &#x017F;a&#x0364;ttigen; Aber dannoch &#x017F;o wa&#x0364;re er<lb/>
nicht darzu kommen/ wann er mir nicht<lb/>
gleich nach abgelegter Traur ein Stu&#x0364;ck<lb/>
Columbinen Adlaß mit aller Aus&#x017F;taffie-<lb/>
rung zu einem neuen Kleid ge&#x017F;chickt/ und<lb/>
vor allen Dingen 100. Ducaten in mei-<lb/>
ne Haushaltung/ umb daß ich mich u&#x0364;ber<lb/>
meines Manns Verlu&#x017F;t de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er tro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten &#x017F;olte/ verehrt ha&#x0364;tte; Der Ander nach<lb/>
ihm war eines gro&#x017F;&#x017F;en Potentaten Am-<lb/>
ba&#x017F;&#x017F;ador/ welcher mir die er&#x017F;te Nacht<lb/>
60. Pi&#x017F;tolen zu verdienen gabe/ nach die-<lb/>
&#x017F;en kamen auch andere/ und zwar keine<lb/>
die nicht tapffer &#x017F;pendieren konnten/ dan&#x0303;<lb/>
was arm war/ oder wenig&#x017F;t nicht gar<lb/>
reich und hoch/ das mochte entweder<lb/>
drau&#x017F;&#x017F;en bleiben/ oder &#x017F;ich mit meiner<lb/>
Wu&#x0364;rthin To&#x0364;chtern behelffen/ und &#x017F;ol-<lb/>
cher Ge&#x017F;talt richtete ichs dahin/ daß mei-<lb/>
ne Mu&#x0364;hle gleich&#x017F;amb nie leer &#x017F;tunde/ ich<lb/>
maltzerte auch &#x017F;o Mei&#x017F;terlich/ daß ich in-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C v</fw><fw place="bottom" type="catch">ner</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0055] coſten ſparete/ er war zwar Liebens wehrt und liebte mich auch von Hertzen/ und ich hielte ihn vor den Beſten unterm gantzen Hauffen/ mir meine Begierden zu ſaͤttigen; Aber dannoch ſo waͤre er nicht darzu kommen/ wann er mir nicht gleich nach abgelegter Traur ein Stuͤck Columbinen Adlaß mit aller Ausſtaffie- rung zu einem neuen Kleid geſchickt/ und vor allen Dingen 100. Ducaten in mei- ne Haushaltung/ umb daß ich mich uͤber meines Manns Verluſt deſto beſſer troͤ- ſten ſolte/ verehrt haͤtte; Der Ander nach ihm war eines groſſen Potentaten Am- baſſador/ welcher mir die erſte Nacht 60. Piſtolen zu verdienen gabe/ nach die- ſen kamen auch andere/ und zwar keine die nicht tapffer ſpendieren konnten/ dañ was arm war/ oder wenigſt nicht gar reich und hoch/ das mochte entweder drauſſen bleiben/ oder ſich mit meiner Wuͤrthin Toͤchtern behelffen/ und ſol- cher Geſtalt richtete ichs dahin/ daß mei- ne Muͤhle gleichſamb nie leer ſtunde/ ich maltzerte auch ſo Meiſterlich/ daß ich in- ner C v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/55
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/55>, abgerufen am 23.11.2024.