Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.sammen in den Schleyer/ machte etliche Knöpff Aber entweder wurde dieser fromme leicht- Messer
ſammen in den Schleyer/ machte etliche Knoͤpff Aber entweder wurde dieſer fromme leicht- Meſſer
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0252" n="256"/> ſammen in den Schleyer/ machte etliche Knoͤpff<lb/> daran/ murmelte unterſchiedliche naͤrriſche Woͤr-<lb/> ter darzu/ und legte alles zuſammen in der Ver-<lb/> liebten Bette/ hernach ſagte ich/ wir muͤſſen mit-<lb/> einander in Keller; da wir hinkamen/ uͤberredet<lb/> ich ſie/ daß ſie ſich auszoͤge/ biß aufs Hembd/ und<lb/> unterdeſſen/ als ſolches geſchahe/ machte ich et-<lb/> liche wunderbare Characteres an den Boden ei-<lb/> nes groſſen Faſſes voll Wein/ zoge endlich den<lb/> Zapffen heraus/ und befahl der Damen ihren<lb/> Finger vorzuhalten/ biß ich die Kunſt mit dem<lb/> Zapffen droben im Hauſe auch der Gebuͤhr nach<lb/> verrichtet haͤtte; Da ich nun das einfaͤltige Ding<lb/> dergeſtalten gleichſam angebunden/ gieng ich<lb/> hin/ und holete die Kleinodien aus ihrem Bet-<lb/> te/ mit welchen ich mich ohnverweilt aus der<lb/> Stadt machte.</p><lb/> <p>Aber entweder wurde dieſer fromme leicht-<lb/> glaubige verliebte ſamt den Seinigen vom guͤti-<lb/> gen Himmel beſchuͤtzt/ oder ihre Kleinodia wa-<lb/> ren mir ſonſt nicht beſcheret/ dann ehe ich unſer<lb/> Lager mit meiner Beute gar erreichte/ erdappte<lb/> mich ein vornehmer Officier aus der Guarniſon<lb/> der ſolche wieder von mir fordert; Jch laugne-<lb/> te zwar/ er wieſe mir aber was anders/ doch<lb/> kan ich nicht ſagen/ daß er mich gepruͤgelt: hin-<lb/> gegen aber ſchweren/ daß er mich rechtſchaffen<lb/> gedegelt habe; Dann nach dem er ſeinen Diener<lb/> abſteigen laſſen/ um mich zu beſuchen/ ich aber<lb/> demſelbigen mit meinem ſchroͤcklichen Ziegeuner-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Meſſer</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [256/0252]
ſammen in den Schleyer/ machte etliche Knoͤpff
daran/ murmelte unterſchiedliche naͤrriſche Woͤr-
ter darzu/ und legte alles zuſammen in der Ver-
liebten Bette/ hernach ſagte ich/ wir muͤſſen mit-
einander in Keller; da wir hinkamen/ uͤberredet
ich ſie/ daß ſie ſich auszoͤge/ biß aufs Hembd/ und
unterdeſſen/ als ſolches geſchahe/ machte ich et-
liche wunderbare Characteres an den Boden ei-
nes groſſen Faſſes voll Wein/ zoge endlich den
Zapffen heraus/ und befahl der Damen ihren
Finger vorzuhalten/ biß ich die Kunſt mit dem
Zapffen droben im Hauſe auch der Gebuͤhr nach
verrichtet haͤtte; Da ich nun das einfaͤltige Ding
dergeſtalten gleichſam angebunden/ gieng ich
hin/ und holete die Kleinodien aus ihrem Bet-
te/ mit welchen ich mich ohnverweilt aus der
Stadt machte.
Aber entweder wurde dieſer fromme leicht-
glaubige verliebte ſamt den Seinigen vom guͤti-
gen Himmel beſchuͤtzt/ oder ihre Kleinodia wa-
ren mir ſonſt nicht beſcheret/ dann ehe ich unſer
Lager mit meiner Beute gar erreichte/ erdappte
mich ein vornehmer Officier aus der Guarniſon
der ſolche wieder von mir fordert; Jch laugne-
te zwar/ er wieſe mir aber was anders/ doch
kan ich nicht ſagen/ daß er mich gepruͤgelt: hin-
gegen aber ſchweren/ daß er mich rechtſchaffen
gedegelt habe; Dann nach dem er ſeinen Diener
abſteigen laſſen/ um mich zu beſuchen/ ich aber
demſelbigen mit meinem ſchroͤcklichen Ziegeuner-
Meſſer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |