Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.ausrisse/ das ander aber sich in die Wehr schick- me:
ausriſſe/ das ander aber ſich in die Wehr ſchick- me:
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0247" n="251"/> ausriſſe/ das ander aber ſich in die Wehr ſchick-<lb/> te; Der Bauer ſelbſt vernahm von der Magd/<lb/> welche vor Forcht und Schrecken zitterte/ die<lb/> Urſach ihres Geſchreys/ daß nemlich das Kalb<lb/> dem armen Zimmermann den ſie uͤber Nacht ge-<lb/> herbergt/ biß auf die Fuͤſſe gefreſſen/ und ein ſol-<lb/> ches greßliches Geſicht gegen ihr gemacht haͤtte/<lb/> daß ſie glaube/ wann ſie ſich nicht aus dem Staub<lb/> gemacht/ daß es auch an ſie geſprungen waͤre; der<lb/> Bauer wolte das Kalb mit ſeinem Knebelſpieß<lb/> nidermachen/ aber ſein Weib wolte ihn in ſolche<lb/> Gefahr nicht wagen/ noch in die Stub laſſen/<lb/> ſondern vermittelte/ daß er den Schultheiſſen<lb/> um Huͤlff anſuchte/ der lieffe alſobald der Ge-<lb/> mein zufammen leuten/ um das Hauß geſamter<lb/> Hand zu ſtuͤrmen/ und dieſen gemeinen Feind<lb/> des menſchlichen Geſchlechts/ ehe er gar zu einer<lb/> Kuhe aufwuͤchſe/ bey Zeiten auszureuten; Da<lb/> ſahe man nun ein artliches Spectackel/ wie die<lb/> Baͤurin ihre Kinder/ und den Haußrath/ zum<lb/> Kammer-Laden nacheinander heraus langte/<lb/> hingegen die Bauren zu den Stuben-Fenſtern<lb/> hinein guckten/ und den ſchroͤcklichen Wurm/<lb/> ſamt bey ſich liegenden Schenckeln anſchaueten/<lb/> welches ihnen genugſame Zeugnuͤß einer groſſen<lb/> Grauſamkeit einbildete; Der Schultheiß gebo-<lb/> te das Hauß zu ſtuͤrmen/ und dieſes greuliche<lb/> Wunder-Thier niderzumachen/ aber es ſchonete<lb/> ein jeder ſeiner Haut; Jeder ſagte: Was hat<lb/> mein Weib und Kind darvon/ wann ich umkaͤ-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">me:</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [251/0247]
ausriſſe/ das ander aber ſich in die Wehr ſchick-
te; Der Bauer ſelbſt vernahm von der Magd/
welche vor Forcht und Schrecken zitterte/ die
Urſach ihres Geſchreys/ daß nemlich das Kalb
dem armen Zimmermann den ſie uͤber Nacht ge-
herbergt/ biß auf die Fuͤſſe gefreſſen/ und ein ſol-
ches greßliches Geſicht gegen ihr gemacht haͤtte/
daß ſie glaube/ wann ſie ſich nicht aus dem Staub
gemacht/ daß es auch an ſie geſprungen waͤre; der
Bauer wolte das Kalb mit ſeinem Knebelſpieß
nidermachen/ aber ſein Weib wolte ihn in ſolche
Gefahr nicht wagen/ noch in die Stub laſſen/
ſondern vermittelte/ daß er den Schultheiſſen
um Huͤlff anſuchte/ der lieffe alſobald der Ge-
mein zufammen leuten/ um das Hauß geſamter
Hand zu ſtuͤrmen/ und dieſen gemeinen Feind
des menſchlichen Geſchlechts/ ehe er gar zu einer
Kuhe aufwuͤchſe/ bey Zeiten auszureuten; Da
ſahe man nun ein artliches Spectackel/ wie die
Baͤurin ihre Kinder/ und den Haußrath/ zum
Kammer-Laden nacheinander heraus langte/
hingegen die Bauren zu den Stuben-Fenſtern
hinein guckten/ und den ſchroͤcklichen Wurm/
ſamt bey ſich liegenden Schenckeln anſchaueten/
welches ihnen genugſame Zeugnuͤß einer groſſen
Grauſamkeit einbildete; Der Schultheiß gebo-
te das Hauß zu ſtuͤrmen/ und dieſes greuliche
Wunder-Thier niderzumachen/ aber es ſchonete
ein jeder ſeiner Haut; Jeder ſagte: Was hat
mein Weib und Kind darvon/ wann ich umkaͤ-
me:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |