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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

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dentlich austheilen könten/ daß ich zwo gan-
tzer geschlagener Glockenstund/ trutz dem
besten tambour, den Zapffenstreich darmit
hätte/ verrichten mögen; Es wehrete aber
ungefehr nur eine halbe Stund/ in welcher
Zeit beides Gäst und Auffwarter mehr
Qual von dem Lachen als ich von dem con-
tinuir
lichen Trompeten erlitten.

Diesen Possen rechnete ich mir vor ei-
nen grossen Schimpff/ und wolte vor
Scham und Unmuth außreissen/ eben also
thät auch mein Gast-Herr als der mich zu
etwas anders als diese schöne Music zuhal-
ten/ zu sich kommen lassen/ hoch und theuer
schwerrent/ daß er diesen affront rächen wol-
te; Wann er nur erfahren könte/ durch was
vor Pfeffer-Körner: und Ameyssen-Eyer-
Köch diese Harmonia angestimmt worden
wäre; weil ich aber daran zweiffelt/ ob nicht
er vielleicht selbst den gantzen Handel ange-
stellt/ sihe/ so sasse ich dort zu protzen/ als wann
ich mit den plitzenden Strahlen meiner zor-
nigen Augen alles hätte töden wollen/ biß ich
endlich von einem beysitzenden erfuhr/ daß
obengedachte Kürschnerin damit umgehen

könte/

dentlich austheilen koͤnten/ daß ich zwo gan-
tzer geſchlagener Glockenſtund/ trutz dem
beſten tambour, den Zapffenſtreich darmit
haͤtte/ verrichten moͤgen; Es wehrete aber
ungefehr nur eine halbe Stund/ in welcher
Zeit beides Gaͤſt und Auffwarter mehr
Qual von dem Lachen als ich von dem con-
tinuir
lichen Trompeten erlitten.

Dieſen Poſſen rechnete ich mir vor ei-
nen groſſen Schimpff/ und wolte vor
Scham und Unmuth außreiſſen/ eben alſo
thaͤt auch mein Gaſt-Herr als der mich zu
etwas anders als dieſe ſchoͤne Muſic zuhal-
ten/ zu ſich kommen laſſen/ hoch und theuer
ſchwerrent/ daß er dieſen affront raͤchen wol-
te; Wann er nur erfahren koͤnte/ durch was
vor Pfeffer-Koͤrner: und Ameyſſen-Eyer-
Koͤch dieſe Harmonia angeſtimmt worden
waͤre; weil ich aber daran zweiffelt/ ob nicht
er vielleicht ſelbſt den gantzen Handel ange-
ſtellt/ ſihe/ ſo ſaſſe ich dort zu protzen/ als wañ
ich mit den plitzenden Strahlen meiner zor-
nigen Augen alles haͤtte toͤden wollen/ biß ich
endlich von einem beyſitzenden erfuhr/ daß
obengedachte Kuͤrſchnerin damit umgehen

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[159/0161] dentlich austheilen koͤnten/ daß ich zwo gan- tzer geſchlagener Glockenſtund/ trutz dem beſten tambour, den Zapffenſtreich darmit haͤtte/ verrichten moͤgen; Es wehrete aber ungefehr nur eine halbe Stund/ in welcher Zeit beides Gaͤſt und Auffwarter mehr Qual von dem Lachen als ich von dem con- tinuirlichen Trompeten erlitten. Dieſen Poſſen rechnete ich mir vor ei- nen groſſen Schimpff/ und wolte vor Scham und Unmuth außreiſſen/ eben alſo thaͤt auch mein Gaſt-Herr als der mich zu etwas anders als dieſe ſchoͤne Muſic zuhal- ten/ zu ſich kommen laſſen/ hoch und theuer ſchwerrent/ daß er dieſen affront raͤchen wol- te; Wann er nur erfahren koͤnte/ durch was vor Pfeffer-Koͤrner: und Ameyſſen-Eyer- Koͤch dieſe Harmonia angeſtimmt worden waͤre; weil ich aber daran zweiffelt/ ob nicht er vielleicht ſelbſt den gantzen Handel ange- ſtellt/ ſihe/ ſo ſaſſe ich dort zu protzen/ als wañ ich mit den plitzenden Strahlen meiner zor- nigen Augen alles haͤtte toͤden wollen/ biß ich endlich von einem beyſitzenden erfuhr/ daß obengedachte Kuͤrſchnerin damit umgehen koͤnte/

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/161>, abgerufen am 07.05.2024.