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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
Gewonheit die Kriegs- und andere Aempter in Pos-
session,
wie der Adel/ so würden sie gewißlich so bald
keinen Edelmann einkommen lassen; zu dem/ ob man
euch Soldaten von Fortun (wie ihr genennet werdet)
schon offt gerne helffen wolte/ daß ihr zu höhern Eh-
ren erhaben würdet/ so seyt ihr aber alsdann gemei-
niglich schon so abgelebt/ wenn man euch probirt
hat/ und eines bessern würdig schätzet/ daß man Be-
denckens haben muß/ euch zu befördern; dann da ist
die Hitz der Jugend verloschen/ und gedencket ihr nur
schlechts dahin/ wie ihr euren krancken Leibern/ die
durch viel erstandene Widerwertigkeit außgemer-
gelt/ und zu Kriegs-Diensten wenig mehr nutz seyn/
gütlich thun/ und wol pflegen möget/ GOtt geb/
wer fechte und Ehr einlege; hingegen aber ist ein
junger Hund zum Jagen viel freudiger/ als ein alter
Löw.

Der Feldwaibel antwortet: Welcher Narr wolte
dann dienen/ wenn er nicht hoffen darff/ durch sein
Wolverhalten befördert/ und also umb seine getreue
Dienst belohnt zu werden: Der Teuffel hol solchen
Krieg! Auff diese Weis gilts gleich/ ob sich einer
wol hält/ oder nicht. Jch hab von unserm alten Ob-
risten vielmals gehört/ daß er keinen Soldaten un-
ter sein Regiment begehre/ der ihm nicht vestiglich
einbilde/ durch Wolverhalten ein General zu werden.
So muß auch alle Welt bekennen/ daß die jenige
Nationen/ so gemeinen/ aber doch rechtschaffenen
Soldaten fort helffen/ und ihre Dapfferkeit bedencken/
gemeiniglich victorisiren/ welches man an den Per-
sern und Türcken wol sihet. Es heist/

Die

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
Gewonheit die Kriegs- und andere Aempter in Poſ-
ſeſſion,
wie der Adel/ ſo wuͤrden ſie gewißlich ſo bald
keinen Edelmann einkom̃en laſſen; zu dem/ ob man
euch Soldaten von Fortun (wie ihr genennet werdet)
ſchon offt gerne helffen wolte/ daß ihr zu hoͤhern Eh-
ren erhaben wuͤrdet/ ſo ſeyt ihr aber alsdann gemei-
niglich ſchon ſo abgelebt/ wenn man euch probirt
hat/ und eines beſſern wuͤrdig ſchaͤtzet/ daß man Be-
denckens haben muß/ euch zu befoͤrdern; dann da iſt
die Hitz der Jugend verloſchen/ und gedencket ihr nur
ſchlechts dahin/ wie ihr euren krancken Leibern/ die
durch viel erſtandene Widerwertigkeit außgemer-
gelt/ und zu Kriegs-Dienſten wenig mehr nutz ſeyn/
guͤtlich thun/ und wol pflegen moͤget/ GOtt geb/
wer fechte und Ehr einlege; hingegen aber iſt ein
junger Hund zum Jagen viel freudiger/ als ein alter
Loͤw.

Der Feldwaibel antwortet: Welcher Narꝛ wolte
dann dienen/ wenn er nicht hoffen darff/ durch ſein
Wolverhalten befoͤrdert/ und alſo umb ſeine getreue
Dienſt belohnt zu werden: Der Teuffel hol ſolchen
Krieg! Auff dieſe Weis gilts gleich/ ob ſich einer
wol haͤlt/ oder nicht. Jch hab von unſerm alten Ob-
riſten vielmals gehoͤrt/ daß er keinen Soldaten un-
ter ſein Regiment begehre/ der ihm nicht veſtiglich
einbilde/ durch Wolverhalten ein General zu werden.
So muß auch alle Welt bekennen/ daß die jenige
Nationen/ ſo gemeinen/ aber doch rechtſchaffenen
Soldaten foꝛt helffen/ und ihre Dapfferkeit bedencken/
gemeiniglich victoriſiren/ welches man an den Per-
ſern und Tuͤrcken wol ſihet. Es heiſt/

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[60/0066] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi Gewonheit die Kriegs- und andere Aempter in Poſ- ſeſſion, wie der Adel/ ſo wuͤrden ſie gewißlich ſo bald keinen Edelmann einkom̃en laſſen; zu dem/ ob man euch Soldaten von Fortun (wie ihr genennet werdet) ſchon offt gerne helffen wolte/ daß ihr zu hoͤhern Eh- ren erhaben wuͤrdet/ ſo ſeyt ihr aber alsdann gemei- niglich ſchon ſo abgelebt/ wenn man euch probirt hat/ und eines beſſern wuͤrdig ſchaͤtzet/ daß man Be- denckens haben muß/ euch zu befoͤrdern; dann da iſt die Hitz der Jugend verloſchen/ und gedencket ihr nur ſchlechts dahin/ wie ihr euren krancken Leibern/ die durch viel erſtandene Widerwertigkeit außgemer- gelt/ und zu Kriegs-Dienſten wenig mehr nutz ſeyn/ guͤtlich thun/ und wol pflegen moͤget/ GOtt geb/ wer fechte und Ehr einlege; hingegen aber iſt ein junger Hund zum Jagen viel freudiger/ als ein alter Loͤw. Der Feldwaibel antwortet: Welcher Narꝛ wolte dann dienen/ wenn er nicht hoffen darff/ durch ſein Wolverhalten befoͤrdert/ und alſo umb ſeine getreue Dienſt belohnt zu werden: Der Teuffel hol ſolchen Krieg! Auff dieſe Weis gilts gleich/ ob ſich einer wol haͤlt/ oder nicht. Jch hab von unſerm alten Ob- riſten vielmals gehoͤrt/ daß er keinen Soldaten un- ter ſein Regiment begehre/ der ihm nicht veſtiglich einbilde/ durch Wolverhalten ein General zu werden. So muß auch alle Welt bekennen/ daß die jenige Nationen/ ſo gemeinen/ aber doch rechtſchaffenen Soldaten foꝛt helffen/ und ihre Dapfferkeit bedencken/ gemeiniglich victoriſiren/ welches man an den Per- ſern und Tuͤrcken wol ſihet. Es heiſt/ Die

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/66>, abgerufen am 27.04.2024.