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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Viertes Buch.
bistu zu Flegelhafftig/ und meine Handierung zu be-
greiffen und zu treiben/ bistu nichts nutz. Ach was
hab ich doch mit meinem grossen Kosten/ den ich an
dich gewendet/ außgericht? Jch hab gehofft/ Freud
an dir zu erleben/ und dich zum Mann zu machen/
so hab ich dich hingegen jetzt auß deß Henckers Hän-
den kauffen müssen: Pfuy der Schand! Das beste
wirds seyn/ daß ich dich in eine Kelmüß-Mühl thue/
und Miseriam cum aceto schmeltzen lasse/ biß dir ohne
das ein besser Glück auffstößt/ wenn du dein übel Ver-
halten abgebüst haben würdest.

Solche und dergleichen Lectiones muste ich täg-
lich hören/ biß ich zuletzt auch ungedultig wurde/
und zu meinem Vatter sagte: Jch wäre an allem nit
schuldig/ sondern er und mein Praeceptor, der mich
verführet hätte; daß er keine Frend an mir erlebe/
wäre billich/ sintemal seine Eltern sich auch seiner
nicht zu erfreuen/ als die er gleichsam im Bettel ver-
hungern lasse: Er aber erdappte einen Prügel/ und
wolte mir umb meine Wahrsagung lohnen/ hoch und
theur sich verschwörend/ er wolte mich nach Amster-
damb ins Zuchthauß thun. Da gieng ich durch/ und
verfügte mich selbige Nacht auff seinen unlängst er-
kaufften Meyerhof/ sahe meinen Vortel auß/ und
ritte seinem Meyer den besten Hengst auff Cöln zu/
den er im Stall hatte.

Denselben verstlberte ich/ und kam abermal in eine
Gesellschafft der Spitzbuben und Diebe/ wie ich zu
Lüttich eine verlassen hatte/ diese erkanten mich gleich
am Spielen/ und ich sie hinwieder/ weil wirs beyder-
seits so wol konten; Jch verfügte mich gleich in ihre
Zunfft/ und balff bey Nacht einfahren wo ich zukom-

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Viertes Buch.
biſtu zu Flegelhafftig/ und meine Handierung zu be-
greiffen und zu treiben/ biſtu nichts nutz. Ach was
hab ich doch mit meinem groſſen Koſten/ den ich an
dich gewendet/ außgericht? Jch hab gehofft/ Freud
an dir zu erleben/ und dich zum Mann zu machen/
ſo hab ich dich hingegen jetzt auß deß Henckers Haͤn-
den kauffen muͤſſen: Pfuy der Schand! Das beſte
wirds ſeyn/ daß ich dich in eine Kelmuͤß-Muͤhl thue/
und Miſeriam cum aceto ſchmeltzen laſſe/ biß dir ohne
das ein beſſer Gluͤck auffſtoͤßt/ wenn du dein uͤbel Ver-
halten abgebuͤſt haben wuͤrdeſt.

Solche und dergleichen Lectiones muſte ich taͤg-
lich hoͤren/ biß ich zuletzt auch ungedultig wurde/
und zu meinem Vatter ſagte: Jch waͤre an allem nit
ſchuldig/ ſondern er und mein Præceptor, der mich
verfuͤhret haͤtte; daß er keine Frend an mir erlebe/
waͤre billich/ ſintemal ſeine Eltern ſich auch ſeiner
nicht zu erfreuen/ als die er gleichſam im Bettel ver-
hungern laſſe: Er aber erdappte einen Pruͤgel/ und
wolte mir umb meine Wahrſagung lohnen/ hoch und
theur ſich verſchwoͤrend/ er wolte mich nach Amſter-
damb ins Zuchthauß thun. Da gieng ich durch/ und
verfuͤgte mich ſelbige Nacht auff ſeinen unlaͤngſt er-
kaufften Meyerhof/ ſahe meinen Vortel auß/ und
ritte ſeinem Meyer den beſten Hengſt auff Coͤln zu/
den er im Stall hatte.

Denſelben verſtlberte ich/ und kam abermal in eine
Geſellſchafft der Spitzbuben und Diebe/ wie ich zu
Luͤttich eine verlaſſen hatte/ dieſe erkanten mich gleich
am Spielen/ und ich ſie hinwieder/ weil wirs beyder-
ſeits ſo wol konten; Jch verfuͤgte mich gleich in ihre
Zunfft/ und balff bey Nacht einfahren wo ich zukom-

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[465/0471] Viertes Buch. biſtu zu Flegelhafftig/ und meine Handierung zu be- greiffen und zu treiben/ biſtu nichts nutz. Ach was hab ich doch mit meinem groſſen Koſten/ den ich an dich gewendet/ außgericht? Jch hab gehofft/ Freud an dir zu erleben/ und dich zum Mann zu machen/ ſo hab ich dich hingegen jetzt auß deß Henckers Haͤn- den kauffen muͤſſen: Pfuy der Schand! Das beſte wirds ſeyn/ daß ich dich in eine Kelmuͤß-Muͤhl thue/ und Miſeriam cum aceto ſchmeltzen laſſe/ biß dir ohne das ein beſſer Gluͤck auffſtoͤßt/ wenn du dein uͤbel Ver- halten abgebuͤſt haben wuͤrdeſt. Solche und dergleichen Lectiones muſte ich taͤg- lich hoͤren/ biß ich zuletzt auch ungedultig wurde/ und zu meinem Vatter ſagte: Jch waͤre an allem nit ſchuldig/ ſondern er und mein Præceptor, der mich verfuͤhret haͤtte; daß er keine Frend an mir erlebe/ waͤre billich/ ſintemal ſeine Eltern ſich auch ſeiner nicht zu erfreuen/ als die er gleichſam im Bettel ver- hungern laſſe: Er aber erdappte einen Pruͤgel/ und wolte mir umb meine Wahrſagung lohnen/ hoch und theur ſich verſchwoͤrend/ er wolte mich nach Amſter- damb ins Zuchthauß thun. Da gieng ich durch/ und verfuͤgte mich ſelbige Nacht auff ſeinen unlaͤngſt er- kaufften Meyerhof/ ſahe meinen Vortel auß/ und ritte ſeinem Meyer den beſten Hengſt auff Coͤln zu/ den er im Stall hatte. Denſelben verſtlberte ich/ und kam abermal in eine Geſellſchafft der Spitzbuben und Diebe/ wie ich zu Luͤttich eine verlaſſen hatte/ dieſe erkanten mich gleich am Spielen/ und ich ſie hinwieder/ weil wirs beyder- ſeits ſo wol konten; Jch verfuͤgte mich gleich in ihre Zunfft/ und balff bey Nacht einfahren wo ich zukom- men U vj

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/471>, abgerufen am 21.11.2024.