German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Viertes Buch. bistu zu Flegelhafftig/ und meine Handierung zu be-greiffen und zu treiben/ bistu nichts nutz. Ach was hab ich doch mit meinem grossen Kosten/ den ich an dich gewendet/ außgericht? Jch hab gehofft/ Freud an dir zu erleben/ und dich zum Mann zu machen/ so hab ich dich hingegen jetzt auß deß Henckers Hän- den kauffen müssen: Pfuy der Schand! Das beste wirds seyn/ daß ich dich in eine Kelmüß-Mühl thue/ und Miseriam cum aceto schmeltzen lasse/ biß dir ohne das ein besser Glück auffstößt/ wenn du dein übel Ver- halten abgebüst haben würdest. Solche und dergleichen Lectiones muste ich täg- Denselben verstlberte ich/ und kam abermal in eine men U vj
Viertes Buch. biſtu zu Flegelhafftig/ und meine Handierung zu be-greiffen und zu treiben/ biſtu nichts nutz. Ach was hab ich doch mit meinem groſſen Koſten/ den ich an dich gewendet/ außgericht? Jch hab gehofft/ Freud an dir zu erleben/ und dich zum Mann zu machen/ ſo hab ich dich hingegen jetzt auß deß Henckers Haͤn- den kauffen muͤſſen: Pfuy der Schand! Das beſte wirds ſeyn/ daß ich dich in eine Kelmuͤß-Muͤhl thue/ und Miſeriam cum aceto ſchmeltzen laſſe/ biß dir ohne das ein beſſer Gluͤck auffſtoͤßt/ wenn du dein uͤbel Ver- halten abgebuͤſt haben wuͤrdeſt. Solche und dergleichen Lectiones muſte ich taͤg- Denſelben verſtlberte ich/ und kam abermal in eine men U vj
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Viertes Buch.
biſtu zu Flegelhafftig/ und meine Handierung zu be-
greiffen und zu treiben/ biſtu nichts nutz. Ach was
hab ich doch mit meinem groſſen Koſten/ den ich an
dich gewendet/ außgericht? Jch hab gehofft/ Freud
an dir zu erleben/ und dich zum Mann zu machen/
ſo hab ich dich hingegen jetzt auß deß Henckers Haͤn-
den kauffen muͤſſen: Pfuy der Schand! Das beſte
wirds ſeyn/ daß ich dich in eine Kelmuͤß-Muͤhl thue/
und Miſeriam cum aceto ſchmeltzen laſſe/ biß dir ohne
das ein beſſer Gluͤck auffſtoͤßt/ wenn du dein uͤbel Ver-
halten abgebuͤſt haben wuͤrdeſt.
Solche und dergleichen Lectiones muſte ich taͤg-
lich hoͤren/ biß ich zuletzt auch ungedultig wurde/
und zu meinem Vatter ſagte: Jch waͤre an allem nit
ſchuldig/ ſondern er und mein Præceptor, der mich
verfuͤhret haͤtte; daß er keine Frend an mir erlebe/
waͤre billich/ ſintemal ſeine Eltern ſich auch ſeiner
nicht zu erfreuen/ als die er gleichſam im Bettel ver-
hungern laſſe: Er aber erdappte einen Pruͤgel/ und
wolte mir umb meine Wahrſagung lohnen/ hoch und
theur ſich verſchwoͤrend/ er wolte mich nach Amſter-
damb ins Zuchthauß thun. Da gieng ich durch/ und
verfuͤgte mich ſelbige Nacht auff ſeinen unlaͤngſt er-
kaufften Meyerhof/ ſahe meinen Vortel auß/ und
ritte ſeinem Meyer den beſten Hengſt auff Coͤln zu/
den er im Stall hatte.
Denſelben verſtlberte ich/ und kam abermal in eine
Geſellſchafft der Spitzbuben und Diebe/ wie ich zu
Luͤttich eine verlaſſen hatte/ dieſe erkanten mich gleich
am Spielen/ und ich ſie hinwieder/ weil wirs beyder-
ſeits ſo wol konten; Jch verfuͤgte mich gleich in ihre
Zunfft/ und balff bey Nacht einfahren wo ich zukom-
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