German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Viertes Buch. nige/ und hatte ich genug zu thun/ den Plunder in dieZettel zu wickeln/ und Geld darvor einzunehmen/ es waren etliche unter ihnen/ die kaufftens wol 3. 4. 5. und sechsfach/ damit sie ja auff den Nothfall mit so köstlicher Gifftlatwerge versehen wären/ ja sie kauff- ten auch vor ihre Freund und Verwandte/ die an an- dern Orten wohnten/ daß ich also mit der Narrnweis/ da doch kein Marcktag war/ denselben Abend zehen Cronen löste/ und doch noch mehr als die Helffte mei- ner Wahr behielte. Jch machte mich noch dieselbe Nacht in ein ander Dorff/ weil ich sorgte/ es möchte etwan auch ein Baur so curios seyn/ und eine Krott in ein Wasser setzen/ meinen Theriac zu probirn/ und wenn es denn mißlinge/ mir der Buckel geraumt wer- den. Damit ich aber gleichwol auch die Vortreff- lichkeit meiner Gifft-Latwerge auff ein andere Ma- nier erweisen könte/ machte ich mir auß Meel/ Saff- ran und Gallus, einen gelben Arsenicum, und auß Meel und Victril einen Mercurium Sublimatum, und wenn ich die Prob thun wolte/ hatte ich zwey gleiche Glä- ser mit frischem Wasser auff dem Tisch/ davon das eine zimlich starck mit Aqua fort oder Spiritus victril vermischt war/ in dasselbe zerrührte ich ein wenig von meinem Theriac/ und schabte alsdann von meinen beyden Gifften so viel als genug war/ hinein/ davon wurde das eine Wasser/ so keinen Theriac/ und also auch kein Aqua fort hatte/ so schwartz wie eine Dinte/ das ander aber bliebe wegen deß Scheidwassers wie es war; Ha/ sagten dann die Leut/ seht/ das ist fur- wahr ein köstlicher Theriac/ so umb ein gering Gelt! Wann ich dann beyde untereinander gosse/ so wurde wieder alles klar; davon zogen dann die gute Baurn ihre S vij
Viertes Buch. nige/ und hatte ich genug zu thun/ den Plunder in dieZettel zu wickeln/ und Geld darvor einzunehmen/ es waren etliche unter ihnen/ die kaufftens wol 3. 4. 5. und ſechsfach/ damit ſie ja auff den Nothfall mit ſo koͤſtlicher Gifftlatwerge verſehen waͤren/ ja ſie kauff- ten auch vor ihre Freund und Verwandte/ die an an- dern Orten wohnten/ daß ich alſo mit der Narꝛnweis/ da doch kein Marcktag war/ denſelben Abend zehen Cronen loͤſte/ und doch noch mehr als die Helffte mei- ner Wahr behielte. Jch machte mich noch dieſelbe Nacht in ein ander Dorff/ weil ich ſorgte/ es moͤchte etwan auch ein Baur ſo curios ſeyn/ und eine Krott in ein Waſſer ſetzen/ meinen Theriac zu probirn/ und wenn es denn mißlinge/ mir der Buckel geraumt wer- den. Damit ich aber gleichwol auch die Vortreff- lichkeit meiner Gifft-Latwerge auff ein andere Ma- nier erweiſen koͤnte/ machte ich mir auß Meel/ Saff- ran und Gallus, einen gelben Arſenicum, und auß Meel und Victril einen Mercurium Sublimatum, und wenn ich die Prob thun wolte/ hatte ich zwey gleiche Glaͤ- ſer mit friſchem Waſſer auff dem Tiſch/ davon das eine zimlich ſtarck mit Aqua fort oder Spiritus victril vermiſcht war/ in daſſelbe zerꝛuͤhrte ich ein wenig von meinem Theriac/ und ſchabte alsdann von meinen beyden Gifften ſo viel als genug war/ hinein/ davon wurde das eine Waſſer/ ſo keinen Theriac/ und alſo auch kein Aqua fort hatte/ ſo ſchwartz wie eine Dinte/ das ander aber bliebe wegen deß Scheidwaſſers wie es war; Ha/ ſagten dann die Leut/ ſeht/ das iſt fůr- wahr ein koͤſtlicher Theriac/ ſo umb ein gering Gelt! Wann ich dann beyde untereinander goſſe/ ſo wurde wieder alles klar; davon zogen dann die gute Baurn ihre S vij
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0425" n="419"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi></fw><lb/> nige/ und hatte ich genug zu thun/ den Plunder in die<lb/> Zettel zu wickeln/ und Geld darvor einzunehmen/ es<lb/> waren etliche unter ihnen/ die kaufftens wol 3. 4. 5.<lb/> und ſechsfach/ damit ſie ja auff den Nothfall mit ſo<lb/> koͤſtlicher Gifftlatwerge verſehen waͤren/ ja ſie kauff-<lb/> ten auch vor ihre Freund und Verwandte/ die an an-<lb/> dern Orten wohnten/ daß ich alſo mit der Narꝛnweis/<lb/> da doch kein Marcktag war/ denſelben Abend zehen<lb/> Cronen loͤſte/ und doch noch mehr als die Helffte mei-<lb/> ner Wahr behielte. Jch machte mich noch dieſelbe<lb/> Nacht in ein ander Dorff/ weil ich ſorgte/ es moͤchte<lb/> etwan auch ein Baur ſo <hi rendition="#aq">curios</hi> ſeyn/ und eine Krott<lb/> in ein Waſſer ſetzen/ meinen Theriac zu probirn/ und<lb/> wenn es denn mißlinge/ mir der Buckel geraumt wer-<lb/> den. Damit ich aber gleichwol auch die Vortreff-<lb/> lichkeit meiner Gifft-Latwerge auff ein andere Ma-<lb/> nier erweiſen koͤnte/ machte ich mir auß Meel/ Saff-<lb/> ran und <hi rendition="#aq">Gallus,</hi> einen gelben <hi rendition="#aq">Arſenicum,</hi> und auß Meel<lb/> und <hi rendition="#aq">Victril</hi> einen <hi rendition="#aq">Mercurium Sublimatum,</hi> und wenn<lb/> ich die Prob thun wolte/ hatte ich zwey gleiche Glaͤ-<lb/> ſer mit friſchem Waſſer auff dem Tiſch/ davon das<lb/> eine zimlich ſtarck mit <hi rendition="#aq">Aqua fort</hi> oder <hi rendition="#aq">Spiritus victril</hi><lb/> vermiſcht war/ in daſſelbe zerꝛuͤhrte ich ein wenig von<lb/> meinem Theriac/ und ſchabte alsdann von meinen<lb/> beyden Gifften ſo viel als genug war/ hinein/ davon<lb/> wurde das eine Waſſer/ ſo keinen Theriac/ und alſo<lb/> auch kein <hi rendition="#aq">Aqua fort</hi> hatte/ ſo ſchwartz wie eine Dinte/<lb/> das ander aber bliebe wegen deß Scheidwaſſers wie<lb/> es war; Ha/ ſagten dann die Leut/ ſeht/ das iſt fůr-<lb/> wahr ein koͤſtlicher Theriac/ ſo umb ein gering Gelt!<lb/> Wann ich dann beyde untereinander goſſe/ ſo wurde<lb/> wieder alles klar; davon zogen dann die gute Baurn<lb/> <fw place="bottom" type="sig">S vij</fw><fw place="bottom" type="catch">ihre</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [419/0425]
Viertes Buch.
nige/ und hatte ich genug zu thun/ den Plunder in die
Zettel zu wickeln/ und Geld darvor einzunehmen/ es
waren etliche unter ihnen/ die kaufftens wol 3. 4. 5.
und ſechsfach/ damit ſie ja auff den Nothfall mit ſo
koͤſtlicher Gifftlatwerge verſehen waͤren/ ja ſie kauff-
ten auch vor ihre Freund und Verwandte/ die an an-
dern Orten wohnten/ daß ich alſo mit der Narꝛnweis/
da doch kein Marcktag war/ denſelben Abend zehen
Cronen loͤſte/ und doch noch mehr als die Helffte mei-
ner Wahr behielte. Jch machte mich noch dieſelbe
Nacht in ein ander Dorff/ weil ich ſorgte/ es moͤchte
etwan auch ein Baur ſo curios ſeyn/ und eine Krott
in ein Waſſer ſetzen/ meinen Theriac zu probirn/ und
wenn es denn mißlinge/ mir der Buckel geraumt wer-
den. Damit ich aber gleichwol auch die Vortreff-
lichkeit meiner Gifft-Latwerge auff ein andere Ma-
nier erweiſen koͤnte/ machte ich mir auß Meel/ Saff-
ran und Gallus, einen gelben Arſenicum, und auß Meel
und Victril einen Mercurium Sublimatum, und wenn
ich die Prob thun wolte/ hatte ich zwey gleiche Glaͤ-
ſer mit friſchem Waſſer auff dem Tiſch/ davon das
eine zimlich ſtarck mit Aqua fort oder Spiritus victril
vermiſcht war/ in daſſelbe zerꝛuͤhrte ich ein wenig von
meinem Theriac/ und ſchabte alsdann von meinen
beyden Gifften ſo viel als genug war/ hinein/ davon
wurde das eine Waſſer/ ſo keinen Theriac/ und alſo
auch kein Aqua fort hatte/ ſo ſchwartz wie eine Dinte/
das ander aber bliebe wegen deß Scheidwaſſers wie
es war; Ha/ ſagten dann die Leut/ ſeht/ das iſt fůr-
wahr ein koͤſtlicher Theriac/ ſo umb ein gering Gelt!
Wann ich dann beyde untereinander goſſe/ ſo wurde
wieder alles klar; davon zogen dann die gute Baurn
ihre
S vij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDer angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |