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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
Hungerleider gehalten würde/ stellte ich auch zwo
Gastereyen/ die eine zwar vor die Officier/ und die
ander vor die vornehmste Bürger an/ dardurch ich
mir bey beyden Theilen Gunst/ und einen Zutritt ver-
mittelte/ weil ich kostbar aufftragen liesse. Es war
mir aber alles nur umb die liebe Jungfrauen zu thun/
und ob ich gleich bey einer oder der andern nit fande/
was ich suchte (dann es gab auch noch etliche/ die es
verhalten konten) so gienge ich doch ein weg als den
andern zu ihnen/ damit sie die jenige/ die mir mehr
Gunst erzeigten/ als ehrlichen Jungfrauen gebührt/
in keinen bösen Verdacht bringen/ sondern glauben
solten/ daß ich mich bey denselbigen auch nur Discurs
halber auffhielte. Und das überredet ich ein jede in-
sonderheit/ daß sie es von den andern glaubte/ und nit
anders meynte/ als wäre sie allein die jenige/ die sich
meiner erfreute.

Jch hatte gerad sechs die mich liebten/ und ich sie
hinwiederumb/ doch hat keine mein Hertz gar/ oder
mich allein; an der einen gefielen mir nur die schwar-
tze Augen/ an der andern die Goldgelbe Haar/ an der
dritten die liebliche Holdseeligkeit/ und an den übri-
gen auch so etwas/ das die andere nicht hatte. Wenn
ich aber ohne diese andere besuchte/ so geschahe es
nur entweder auß obgesagter Ursach/ oder weilen es
fremd und neu war/ und ich ohne das nichts auß-
schlug oder verachtete/ indem ich nit immer an dem-
selben Ort zu bleiben gedachte. Mein Jung/ der ein
Ertz-Schelm war/ hatte genug zu thun mit Kupplen
und Bulen-Brieflein hin und wieder zu tragen/ und
wuste reinen Mund/ und meine lose Händel gegen
einer und der andern so geheim zu halten/ daß nichts

drüber

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
Hungerleider gehalten wuͤrde/ ſtellte ich auch zwo
Gaſtereyen/ die eine zwar vor die Officier/ und die
ander vor die vornehmſte Buͤrger an/ dardurch ich
mir bey beyden Theilen Gunſt/ und einen Zutritt ver-
mittelte/ weil ich koſtbar aufftragen lieſſe. Es war
mir aber alles nur umb die liebe Jungfrauen zu thun/
und ob ich gleich bey einer oder der andern nit fande/
was ich ſuchte (dann es gab auch noch etliche/ die es
verhalten konten) ſo gienge ich doch ein weg als den
andern zu ihnen/ damit ſie die jenige/ die mir mehr
Gunſt erzeigten/ als ehrlichen Jungfrauen gebuͤhrt/
in keinen boͤſen Verdacht bringen/ ſondern glauben
ſolten/ daß ich mich bey denſelbigen auch nur Diſcurs
halber auffhielte. Und das uͤberꝛedet ich ein jede in-
ſonderheit/ daß ſie es von den andern glaubte/ und nit
anders meynte/ als waͤre ſie allein die jenige/ die ſich
meiner erfreute.

Jch hatte gerad ſechs die mich liebten/ und ich ſie
hinwiederumb/ doch hat keine mein Hertz gar/ oder
mich allein; an der einen gefielen mir nur die ſchwar-
tze Augen/ an der andern die Goldgelbe Haar/ an der
dritten die liebliche Holdſeeligkeit/ und an den uͤbri-
gen auch ſo etwas/ das die andere nicht hatte. Wenn
ich aber ohne dieſe andere beſuchte/ ſo geſchahe es
nur entweder auß obgeſagter Urſach/ oder weilen es
fremd und neu war/ und ich ohne das nichts auß-
ſchlug oder verachtete/ indem ich nit immer an dem-
ſelben Ort zu bleiben gedachte. Mein Jung/ der ein
Ertz-Schelm war/ hatte genug zu thun mit Kupplen
und Bulen-Brieflein hin und wieder zu tragen/ und
wuſte reinen Mund/ und meine loſe Haͤndel gegen
einer und der andern ſo geheim zu halten/ daß nichts

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[350/0356] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi Hungerleider gehalten wuͤrde/ ſtellte ich auch zwo Gaſtereyen/ die eine zwar vor die Officier/ und die ander vor die vornehmſte Buͤrger an/ dardurch ich mir bey beyden Theilen Gunſt/ und einen Zutritt ver- mittelte/ weil ich koſtbar aufftragen lieſſe. Es war mir aber alles nur umb die liebe Jungfrauen zu thun/ und ob ich gleich bey einer oder der andern nit fande/ was ich ſuchte (dann es gab auch noch etliche/ die es verhalten konten) ſo gienge ich doch ein weg als den andern zu ihnen/ damit ſie die jenige/ die mir mehr Gunſt erzeigten/ als ehrlichen Jungfrauen gebuͤhrt/ in keinen boͤſen Verdacht bringen/ ſondern glauben ſolten/ daß ich mich bey denſelbigen auch nur Diſcurs halber auffhielte. Und das uͤberꝛedet ich ein jede in- ſonderheit/ daß ſie es von den andern glaubte/ und nit anders meynte/ als waͤre ſie allein die jenige/ die ſich meiner erfreute. Jch hatte gerad ſechs die mich liebten/ und ich ſie hinwiederumb/ doch hat keine mein Hertz gar/ oder mich allein; an der einen gefielen mir nur die ſchwar- tze Augen/ an der andern die Goldgelbe Haar/ an der dritten die liebliche Holdſeeligkeit/ und an den uͤbri- gen auch ſo etwas/ das die andere nicht hatte. Wenn ich aber ohne dieſe andere beſuchte/ ſo geſchahe es nur entweder auß obgeſagter Urſach/ oder weilen es fremd und neu war/ und ich ohne das nichts auß- ſchlug oder verachtete/ indem ich nit immer an dem- ſelben Ort zu bleiben gedachte. Mein Jung/ der ein Ertz-Schelm war/ hatte genug zu thun mit Kupplen und Bulen-Brieflein hin und wieder zu tragen/ und wuſte reinen Mund/ und meine loſe Haͤndel gegen einer und der andern ſo geheim zu halten/ daß nichts druͤber

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/356>, abgerufen am 18.12.2024.