German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Deß Abentheurl. Simplicissimi rolle) ein kleines Teuffelgen daher lauffe/ welchesihn regiere/ und Augen geben lasse/ wie es seiner Prin- cipalen Interesse erfordere. Darbey solte ich beden- cken/ daß sich der Teuffel freylich nicht umbsonst deß Spielens so eyferig annehme/ sondern ohne Zweiffel seinen trefflichen Gewin darbey zu schöpffen wisse. Darbey mercke ferner/ daß gleich wie neben dem Spielplatz auch einige Schacherer und Jnden zu sie- hen pflegen/ die von den Spielern wolfail auffkauf- fen/ was sie etwan an Ringen/ Kleidern oder Cleino- dien gewonnen/ oder noch zu verspielen versilbern wollen/ daß eben also auch allbier die Teuffel auff- passen/ damit sie bey den abgefertigten Spielern/ sie haben gleich gewonnen oder verloren/ andere See- len-verderbliche Gedancken erregen und hegen; bey den Gewinnern zwar bauet er schröckliche Schlös- ser in die Lufft/ bey denen aber so verspielt haben/ de- ren Gemüt ohne das gantz verwirrt/ und desto be- quemer ist/ seine schädliche Eingebungen anzuneh- men/ setzet er ohne Zweiffel lauter solche Gedancken und Anschläg/ die auff nichts anders als das endli- che Verderben zielen. Jch versichere dich/ Simplici, daß ich willens bin/ von dieser Materi ein gantz Buch zu schreiben/ so bald ich wieder bey den Meinigen zu Ruhe komme/ da will ich den Verlust der edlen Zeit beschreiben/ die man mit dem Spielen unnütz hin- bringet; nicht weniger die grausame Flüch/ mit wel- chen man Gott bey dem Spielen lästert; Jch will die Scheliwort erzehlen/ mit welchen man einander an- tastet/ und viel schröckliche Exempel und Historien mit einbringen/ die sich bey/ mit/ und in dem Spielen zutragen; dabey ich dann die Duell und Todtschläg/ so
Deß Abentheurl. Simpliciſſimi rolle) ein kleines Teuffelgen daher lauffe/ welchesihn regiere/ und Augen geben laſſe/ wie es ſeiner Prin- cipalen Intereſſe erfordere. Darbey ſolte ich beden- cken/ daß ſich der Teuffel freylich nicht umbſonſt deß Spielens ſo eyferig annehme/ ſondern ohne Zweiffel ſeinen trefflichen Gewin darbey zu ſchoͤpffen wiſſe. Darbey mercke ferner/ daß gleich wie neben dem Spielplatz auch einige Schacherer und Jnden zu ſie- hen pflegen/ die von den Spielern wolfail auffkauf- fen/ was ſie etwan an Ringen/ Kleidern oder Cleino- dien gewonnen/ oder noch zu verſpielen verſilbern wollen/ daß eben alſo auch allbier die Teuffel auff- paſſen/ damit ſie bey den abgefertigten Spielern/ ſie haben gleich gewonnen oder verloren/ andere See- len-verderbliche Gedancken erꝛegen und hegen; bey den Gewinnern zwar bauet er ſchroͤckliche Schloͤſ- ſer in die Lufft/ bey denen aber ſo verſpielt haben/ de- ren Gemuͤt ohne das gantz verwirꝛt/ und deſto be- quemer iſt/ ſeine ſchaͤdliche Eingebungen anzuneh- men/ ſetzet er ohne Zweiffel lauter ſolche Gedancken und Anſchlaͤg/ die auff nichts anders als das endli- che Verderben zielen. Jch verſichere dich/ Simplici, daß ich willens bin/ von dieſer Materi ein gantz Buch zu ſchreiben/ ſo bald ich wieder bey den Meinigen zu Ruhe komme/ da will ich den Verluſt der edlen Zeit beſchreiben/ die man mit dem Spielen unnuͤtz hin- bringet; nicht weniger die grauſame Fluͤch/ mit wel- chen man Gott bey dem Spielen laͤſtert; Jch will die Scheliwort erzehlen/ mit welchen man einander an- taſtet/ und viel ſchroͤckliche Exempel und Hiſtorien mit einbringen/ die ſich bey/ mit/ und in dem Spielen zutragen; dabey ich dann die Duell und Todtſchlaͤg/ ſo
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Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
rolle) ein kleines Teuffelgen daher lauffe/ welches
ihn regiere/ und Augen geben laſſe/ wie es ſeiner Prin-
cipalen Intereſſe erfordere. Darbey ſolte ich beden-
cken/ daß ſich der Teuffel freylich nicht umbſonſt deß
Spielens ſo eyferig annehme/ ſondern ohne Zweiffel
ſeinen trefflichen Gewin darbey zu ſchoͤpffen wiſſe.
Darbey mercke ferner/ daß gleich wie neben dem
Spielplatz auch einige Schacherer und Jnden zu ſie-
hen pflegen/ die von den Spielern wolfail auffkauf-
fen/ was ſie etwan an Ringen/ Kleidern oder Cleino-
dien gewonnen/ oder noch zu verſpielen verſilbern
wollen/ daß eben alſo auch allbier die Teuffel auff-
paſſen/ damit ſie bey den abgefertigten Spielern/ ſie
haben gleich gewonnen oder verloren/ andere See-
len-verderbliche Gedancken erꝛegen und hegen; bey
den Gewinnern zwar bauet er ſchroͤckliche Schloͤſ-
ſer in die Lufft/ bey denen aber ſo verſpielt haben/ de-
ren Gemuͤt ohne das gantz verwirꝛt/ und deſto be-
quemer iſt/ ſeine ſchaͤdliche Eingebungen anzuneh-
men/ ſetzet er ohne Zweiffel lauter ſolche Gedancken
und Anſchlaͤg/ die auff nichts anders als das endli-
che Verderben zielen. Jch verſichere dich/ Simplici,
daß ich willens bin/ von dieſer Materi ein gantz Buch
zu ſchreiben/ ſo bald ich wieder bey den Meinigen zu
Ruhe komme/ da will ich den Verluſt der edlen Zeit
beſchreiben/ die man mit dem Spielen unnuͤtz hin-
bringet; nicht weniger die grauſame Fluͤch/ mit wel-
chen man Gott bey dem Spielen laͤſtert; Jch will die
Scheliwort erzehlen/ mit welchen man einander an-
taſtet/ und viel ſchroͤckliche Exempel und Hiſtorien
mit einbringen/ die ſich bey/ mit/ und in dem Spielen
zutragen; dabey ich dann die Duell und Todtſchlaͤg/
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