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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
wann man mir die Kehl hätte abstechen wollen: Je
greulicher der Unterwind knallete/ je grausamer das
Je pete oben herauß fuhr/ gleichsam als ob meines
Magens Ein- und Außgang einen Wettstreit mitein-
ander gehalten hätten/ welcher unter ihnen beyden
die schröcklichste Stimm von sich zu donnern ver-
möchte. Hierdurch bekam ich wol Linderung in mei-
nem Eingeweid/ dargegen aber einen ungnädigen
Herrn an meinem Gouverneur; Seine Gäst wurden
über diesem unversehenen Knall fast wieder alle nüch-
tern/ ich aber/ weil ich mit aller meiner angewandten
Mühe und Arbeit keinen Wind bannen können/ in
eine Futterwanne gespannet/ und also zerkarbäitscht/
daß ich noch biß auff diese Stund daran gedencke.
Solches waren die erste Pastonaden die ich kriegte/
seit ich das erste mal Lufft geschöpfft/ weil ich den-
selben so abscheulich verderbt hatte/ in welchem wir
doch gemeinschafftlicher Weis leben müssen/ da
brachte man Rauch-täfelein und Kertzen/ und die
Gäst suchten ihre Bisemknöpff und Balsambüchs-
lein/ auch so gar ihren Schnupfftoback hervor/ aber
die beste arommata wolten schier nichts erklecken.
Also hatte ich von diesem Actu, den ich besser als der
beste Comoediant in der Welt spielte/ Friede in mei-
nem Bauch/ hingegen Schläg auff den Buckel/ die
Gäst aber ihre Nafen voller Gestanck/ und die Auff-
warter ihre Mühe/ wieder einen guten Geruch ins
Zimmer zu machen.

Das XXXII. Capitel.

WJe diß vorüber/ muste ich wieder auffwarten/
wie zuvor/ mein Pfarrer war noch vorhanden/

und

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
wann man mir die Kehl haͤtte abſtechen wollen: Je
greulicher der Unterwind knallete/ je grauſamer das
Je pete oben herauß fuhr/ gleichſam als ob meines
Magens Ein- und Außgang einen Wettſtreit mitein-
ander gehalten haͤtten/ welcher unter ihnen beyden
die ſchroͤcklichſte Stimm von ſich zu donnern ver-
moͤchte. Hierdurch bekam ich wol Linderung in mei-
nem Eingeweid/ dargegen aber einen ungnaͤdigen
Herꝛn an meinem Gouverneur; Seine Gaͤſt wurden
uͤber dieſem unverſehenen Knall faſt wieder alle nuͤch-
tern/ ich aber/ weil ich mit aller meiner angewandten
Muͤhe und Arbeit keinen Wind bannen koͤnnen/ in
eine Futterwanne geſpannet/ und alſo zerkarbaͤitſcht/
daß ich noch biß auff dieſe Stund daran gedencke.
Solches waren die erſte Paſtonaden die ich kriegte/
ſeit ich das erſte mal Lufft geſchoͤpfft/ weil ich den-
ſelben ſo abſcheulich verderbt hatte/ in welchem wir
doch gemeinſchafftlicher Weis leben muͤſſen/ da
brachte man Rauch-taͤfelein und Kertzen/ und die
Gaͤſt ſuchten ihre Biſemknoͤpff und Balſambuͤchs-
lein/ auch ſo gar ihren Schnupfftoback hervor/ aber
die beſte arommata wolten ſchier nichts erklecken.
Alſo hatte ich von dieſem Actu, den ich beſſer als der
beſte Comœdiant in der Welt ſpielte/ Friede in mei-
nem Bauch/ hingegen Schlaͤg auff den Buckel/ die
Gaͤſt aber ihre Nafen voller Geſtanck/ und die Auff-
warter ihre Muͤhe/ wieder einen guten Geruch ins
Zimmer zu machen.

Das XXXII. Capitel.

WJe diß voruͤber/ muſte ich wieder auffwarten/
wie zuvor/ mein Pfarꝛer war noch vorhanden/

und
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[110/0116] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi wann man mir die Kehl haͤtte abſtechen wollen: Je greulicher der Unterwind knallete/ je grauſamer das Je pete oben herauß fuhr/ gleichſam als ob meines Magens Ein- und Außgang einen Wettſtreit mitein- ander gehalten haͤtten/ welcher unter ihnen beyden die ſchroͤcklichſte Stimm von ſich zu donnern ver- moͤchte. Hierdurch bekam ich wol Linderung in mei- nem Eingeweid/ dargegen aber einen ungnaͤdigen Herꝛn an meinem Gouverneur; Seine Gaͤſt wurden uͤber dieſem unverſehenen Knall faſt wieder alle nuͤch- tern/ ich aber/ weil ich mit aller meiner angewandten Muͤhe und Arbeit keinen Wind bannen koͤnnen/ in eine Futterwanne geſpannet/ und alſo zerkarbaͤitſcht/ daß ich noch biß auff dieſe Stund daran gedencke. Solches waren die erſte Paſtonaden die ich kriegte/ ſeit ich das erſte mal Lufft geſchoͤpfft/ weil ich den- ſelben ſo abſcheulich verderbt hatte/ in welchem wir doch gemeinſchafftlicher Weis leben muͤſſen/ da brachte man Rauch-taͤfelein und Kertzen/ und die Gaͤſt ſuchten ihre Biſemknoͤpff und Balſambuͤchs- lein/ auch ſo gar ihren Schnupfftoback hervor/ aber die beſte arommata wolten ſchier nichts erklecken. Alſo hatte ich von dieſem Actu, den ich beſſer als der beſte Comœdiant in der Welt ſpielte/ Friede in mei- nem Bauch/ hingegen Schlaͤg auff den Buckel/ die Gaͤſt aber ihre Nafen voller Geſtanck/ und die Auff- warter ihre Muͤhe/ wieder einen guten Geruch ins Zimmer zu machen. Das XXXII. Capitel. WJe diß voruͤber/ muſte ich wieder auffwarten/ wie zuvor/ mein Pfarꝛer war noch vorhanden/ und

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/116>, abgerufen am 21.11.2024.