German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Deß Abenth. Simplicissimi geborn (welches Wort einen Fürsten oder Grafenanzeige) gesetzt werde/ solchen Fürstlichen Titul verringere? das Wort Wolgeborn sey eine gantze Unwarheit/ solches würde eines jeden Barons Mutter bezeugen/ wenn man sie fraget/ wie es ihr bey ihres Sohns Geburt ergangen wäre? Jn dem ich nun dieses also belachte/ entranne mir Das XXVIII. Capitel. JCh kam aber sehr unschuldig in diß Unglück/ denn chen
Deß Abenth. Simpliciſſimi geborn (welches Wort einen Fuͤrſten oder Grafenanzeige) geſetzt werde/ ſolchen Fuͤrſtlichen Titul verꝛingere? das Wort Wolgeborn ſey eine gantze Unwarheit/ ſolches wuͤrde eines jeden Barons Mutter bezeugen/ wenn man ſie fraget/ wie es ihr bey ihres Sohns Geburt ergangen waͤre? Jn dem ich nun dieſes alſo belachte/ entranne mir Das XXVIII. Capitel. JCh kam aber ſehr unſchuldig in diß Ungluͤck/ denn chen
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Deß Abenth. Simpliciſſimi
geborn (welches Wort einen Fuͤrſten oder Grafen
anzeige) geſetzt werde/ ſolchen Fuͤrſtlichen Titul
verꝛingere? das Wort Wolgeborn ſey eine gantze
Unwarheit/ ſolches wuͤrde eines jeden Barons Mutter
bezeugen/ wenn man ſie fraget/ wie es ihr bey ihres
Sohns Geburt ergangen waͤre?
Jn dem ich nun dieſes alſo belachte/ entranne mir
ohnverſehens ein ſolcher grauſamer Leibs-Dunſt/ daß
beydes ich und der Secretarius daruͤber erſchracken;
dieſer meldet ſich augenblicklich ſo wol in unſern Na-
ſen/ als in der gantzen Schreibſtuben ſo kraͤfftig an/
gleichſam als wenn man ihn zuvor nicht genug ge-
hoͤret haͤtte: Troll dich du Sau/ ſagt der Secretarius
zu mir/ zu andern Saͤuen in Stall/ mit denen du
Ruͤlp beſſer zuſtimmen/ als mit ehrlichen Leuten
converſiren kanſt; er muſte aber ſo wol als ich den
Ort raͤumen/ und dem greulichen Geſtanck den Platz
allein laſſen. Und alſo habe ich meinen guten Handel/
den ich in der Schreib-Stub hatte/ dem gemeinen
Spruͤchwort nach/ auff einmal verkerbt.
Das XXVIII. Capitel.
JCh kam aber ſehr unſchuldig in diß Ungluͤck/ denn
die ohngewoͤhnliche Speiſen und Artzneyen/ die
man mir taͤglich gab/ meinen zuſammen geſchrum-
pelten Magen und eingeſchnorꝛtes Gedaͤrm wieder
zu recht zu bringen/ erꝛegten in meinem Bauch viel
gewaltige Wetter und ſtarcke Sturmwind/ welche
mich treff ich quaͤlten/ wann ſie ihren ungeſtuͤmmen
Außbruch ſuchten; und demnach ich mir nicht ein-
bildete/ daß es uͤbel gethan ſey/ wenn man diß Orts
der Natur willfahre/ maſſen einem ſolchen innerli-
chen
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