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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Erstes Buch.
hatte/ so würde ich auch in einen eisernen Kerl ver-
ändert werden/ weil aber solche Verwandlung nicht
folgte/ kamen mir andere Grillen in Kopff/ ich ge-
dachte/ diese fremde Dinger wären nur zu dem Ende
da/ mir die Schafe helffen heimzutreiben/ sintemal
keiner von ihnen keines hinweg fraß/ sondern alle so
einhellig/ und zwar deß geraden Wegs/ meines
Knans Hof zu-eyleten: Derowegen sahe ich mich
fleissig nach meinem Knan umb/ ob er und mein Meü-
der uns nicht bald entgegen gehen/ und uns willkomm
seyn heissen wolten; aber vergebens/ er und meine
Meüder/ sampt unserm Ursele/ welches meines Knans
einige Tochter war/ hatten die Hinderthür troffen/
und wolten dieser Gäst nicht erwarten.

Das IV. Capitel.

WJewol ich nicht bin gesinnet gewesen/ den Fried-
liebenden Leser/ mit diesen Reutern/ in meines
Knans Hauß und Hof zu führen/ weil es schlim ge-
nug darinn hergehen wird: So erfordert jedoch die
Folge meiner Histori/ daß ich der lieben posterität
hinderlasse/ was vor Grausamkeiten in diesem un-
serm Teutschen Krieg hin und wieder verübet wor-
den/ zumalen mit meinem eigenen Exempel zu bezeu-
gen/ daß alle solche Ubel von der Güte deß Allerhöch-
sten/ zu unserm Nutz/ offt notwendig haben verhängt
werden mussen: Dann lieber Leser/ wer hätte mir
gesagt/ daß ein GOtt im Himmel wäre/ wann keine
Krieger meines Knans Hauß zernichtet/ und mich
durch solche Fahung unter die Leut gezwungen hät-
ten/ von denen ich genugsamen Bericht empfangen?
Kurtz zuvor konte ich nichts anders wissen noch mir
einbilden/ als daß mein Knan/ Meüder/ ich und das

übrige

Erſtes Buch.
hatte/ ſo wuͤrde ich auch in einen eiſernen Kerl ver-
aͤndert werden/ weil aber ſolche Verwandlung nicht
folgte/ kamen mir andere Grillen in Kopff/ ich ge-
dachte/ dieſe fremde Dinger waͤren nur zu dem Ende
da/ mir die Schafe helffen heimzutreiben/ ſintemal
keiner von ihnen keines hinweg fraß/ ſondern alle ſo
einhellig/ und zwar deß geraden Wegs/ meines
Knans Hof zu-eyleten: Derowegen ſahe ich mich
fleiſſig nach meinem Knan umb/ ob er und mein Meuͤ-
der uns nicht bald entgegen gehen/ und uns willkom̃
ſeyn heiſſen wolten; aber vergebens/ er und meine
Meuͤder/ ſampt unſerm Urſele/ welches meines Knans
einige Tochter war/ hatten die Hinderthuͤr troffen/
und wolten dieſer Gaͤſt nicht erwarten.

Das IV. Capitel.

WJewol ich nicht bin geſinnet geweſen/ den Fried-
liebenden Leſer/ mit dieſen Reutern/ in meines
Knans Hauß und Hof zu fuͤhren/ weil es ſchlim ge-
nug darinn hergehen wird: So erfordert jedoch die
Folge meiner Hiſtori/ daß ich der lieben poſteritaͤt
hinderlaſſe/ was vor Grauſamkeiten in dieſem un-
ſerm Teutſchen Krieg hin und wieder veruͤbet wor-
den/ zumalen mit meinem eigenen Exempel zu bezeu-
gen/ daß alle ſolche Ubel von der Guͤte deß Allerhoͤch-
ſten/ zu unſerm Nutz/ offt notwendig haben verhaͤngt
werden muſſen: Dann lieber Leſer/ wer haͤtte mir
geſagt/ daß ein GOtt im Himmel waͤre/ wann keine
Krieger meines Knans Hauß zernichtet/ und mich
durch ſolche Fahung unter die Leut gezwungen haͤt-
ten/ von denen ich genugſamen Bericht empfangen?
Kurtz zuvor konte ich nichts anders wiſſen noch mir
einbilden/ als daß mein Knan/ Meuͤder/ ich und das

uͤbrige
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[17/0023] Erſtes Buch. hatte/ ſo wuͤrde ich auch in einen eiſernen Kerl ver- aͤndert werden/ weil aber ſolche Verwandlung nicht folgte/ kamen mir andere Grillen in Kopff/ ich ge- dachte/ dieſe fremde Dinger waͤren nur zu dem Ende da/ mir die Schafe helffen heimzutreiben/ ſintemal keiner von ihnen keines hinweg fraß/ ſondern alle ſo einhellig/ und zwar deß geraden Wegs/ meines Knans Hof zu-eyleten: Derowegen ſahe ich mich fleiſſig nach meinem Knan umb/ ob er und mein Meuͤ- der uns nicht bald entgegen gehen/ und uns willkom̃ ſeyn heiſſen wolten; aber vergebens/ er und meine Meuͤder/ ſampt unſerm Urſele/ welches meines Knans einige Tochter war/ hatten die Hinderthuͤr troffen/ und wolten dieſer Gaͤſt nicht erwarten. Das IV. Capitel. WJewol ich nicht bin geſinnet geweſen/ den Fried- liebenden Leſer/ mit dieſen Reutern/ in meines Knans Hauß und Hof zu fuͤhren/ weil es ſchlim ge- nug darinn hergehen wird: So erfordert jedoch die Folge meiner Hiſtori/ daß ich der lieben poſteritaͤt hinderlaſſe/ was vor Grauſamkeiten in dieſem un- ſerm Teutſchen Krieg hin und wieder veruͤbet wor- den/ zumalen mit meinem eigenen Exempel zu bezeu- gen/ daß alle ſolche Ubel von der Guͤte deß Allerhoͤch- ſten/ zu unſerm Nutz/ offt notwendig haben verhaͤngt werden muſſen: Dann lieber Leſer/ wer haͤtte mir geſagt/ daß ein GOtt im Himmel waͤre/ wann keine Krieger meines Knans Hauß zernichtet/ und mich durch ſolche Fahung unter die Leut gezwungen haͤt- ten/ von denen ich genugſamen Bericht empfangen? Kurtz zuvor konte ich nichts anders wiſſen noch mir einbilden/ als daß mein Knan/ Meuͤder/ ich und das uͤbrige

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/23>, abgerufen am 27.12.2024.