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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Erstes Buch.
anders gewust/ als mein Schwager seye bey Höchst
todt geblieben/ habe ich gleich einen Trompeter zum
Gegentheil geschickt/ meiner Schwester nachzufra-
gen/ und dieselbe zu ranzioniren/ hab aber nichts an-
ders damit außgerichtet/ als daß ich erfahren/ ge-
meldte Partey Reuter sey im Spessert von etlichen
Bauren zertrennt/ und in solchem Gefecht meine
Schwester von ihnen wieder verloren worden/ also
daß ich noch biß auff diese Stund nicht weiß/ wo sie
hin kommen.

Dieses und dergleichen war deß Gouverneurs und
Pfarrern Tisch-Gespräch/ von meinem Einsidel und
seiner Liebsten/ welches paar Ehevolck umb so viel
desto mehr bedauret wurde/ weil sie einander nur ein
Jahr gehabt hatten. Aber ich wurde also deß Guber-
nators Page,
und ein solcher Kerl/ den die Leut/ son-
derlich die Bauren/ wenn ich sie bey meinem Herrn
anmelden solte/ bereits Herr Jung nenneten/ wiewol
man selten einen Jungen sihet/ der ein Herr gewesen/
aber wol Herren/ die zuvor Jungen waren.

Das XXIV. Capitel.

DAmals war bey mir nichts schätzbarliches/ als
ein reines Gewissen/ und auffrichtig frommes
Gemüt zu finden/ welches mit der edlen Unschuld
und Einfalt begleitet und umbgeben war; ich wuste
von den Lastern nichts anders/ als daß ich sie etwan
hören nennen/ oder darvon gelesen hatte/ und wenn
ich deren eins würcklich begeben sahe/ war mirs ein
erschröckliche und seltene Sach/ weil ich erzogen und
gewehnet worden/ die Gegenwart GOttes allezeit
vor Augen zu haben/ und auffs ernstlichst nach seinem

heili,
D vij

Erſtes Buch.
anders gewuſt/ als mein Schwager ſeye bey Hoͤchſt
todt geblieben/ habe ich gleich einen Trompeter zum
Gegentheil geſchickt/ meiner Schweſter nachzufra-
gen/ und dieſelbe zu ranzioniren/ hab aber nichts an-
ders damit außgerichtet/ als daß ich erfahren/ ge-
meldte Partey Reuter ſey im Speſſert von etlichen
Bauren zertrennt/ und in ſolchem Gefecht meine
Schweſter von ihnen wieder verloren worden/ alſo
daß ich noch biß auff dieſe Stund nicht weiß/ wo ſie
hin kommen.

Dieſes und dergleichen war deß Gouverneurs und
Pfarꝛern Tiſch-Geſpraͤch/ von meinem Einſidel und
ſeiner Liebſten/ welches paar Ehevolck umb ſo viel
deſto mehr bedauret wurde/ weil ſie einander nur ein
Jahr gehabt hatten. Aber ich wurde alſo deß Guber-
nators Page,
und ein ſolcher Kerl/ den die Leut/ ſon-
derlich die Bauren/ wenn ich ſie bey meinem Herꝛn
anmelden ſolte/ bereits Herꝛ Jung nenneten/ wiewol
man ſelten einen Jungen ſihet/ der ein Herꝛ geweſen/
aber wol Herꝛen/ die zuvor Jungen waren.

Das XXIV. Capitel.

DAmals war bey mir nichts ſchaͤtzbarliches/ als
ein reines Gewiſſen/ und auffrichtig frommes
Gemuͤt zu finden/ welches mit der edlen Unſchuld
und Einfalt begleitet und umbgeben war; ich wuſte
von den Laſtern nichts anders/ als daß ich ſie etwan
hoͤren nennen/ oder darvon geleſen hatte/ und wenn
ich deren eins wuͤrcklich begeben ſahe/ war mirs ein
erſchroͤckliche und ſeltene Sach/ weil ich erzogen und
gewehnet worden/ die Gegenwart GOttes allezeit
vor Augen zu haben/ und auffs ernſtlichſt nach ſeinem

heili,
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[83/0089] Erſtes Buch. anders gewuſt/ als mein Schwager ſeye bey Hoͤchſt todt geblieben/ habe ich gleich einen Trompeter zum Gegentheil geſchickt/ meiner Schweſter nachzufra- gen/ und dieſelbe zu ranzioniren/ hab aber nichts an- ders damit außgerichtet/ als daß ich erfahren/ ge- meldte Partey Reuter ſey im Speſſert von etlichen Bauren zertrennt/ und in ſolchem Gefecht meine Schweſter von ihnen wieder verloren worden/ alſo daß ich noch biß auff dieſe Stund nicht weiß/ wo ſie hin kommen. Dieſes und dergleichen war deß Gouverneurs und Pfarꝛern Tiſch-Geſpraͤch/ von meinem Einſidel und ſeiner Liebſten/ welches paar Ehevolck umb ſo viel deſto mehr bedauret wurde/ weil ſie einander nur ein Jahr gehabt hatten. Aber ich wurde alſo deß Guber- nators Page, und ein ſolcher Kerl/ den die Leut/ ſon- derlich die Bauren/ wenn ich ſie bey meinem Herꝛn anmelden ſolte/ bereits Herꝛ Jung nenneten/ wiewol man ſelten einen Jungen ſihet/ der ein Herꝛ geweſen/ aber wol Herꝛen/ die zuvor Jungen waren. Das XXIV. Capitel. DAmals war bey mir nichts ſchaͤtzbarliches/ als ein reines Gewiſſen/ und auffrichtig frommes Gemuͤt zu finden/ welches mit der edlen Unſchuld und Einfalt begleitet und umbgeben war; ich wuſte von den Laſtern nichts anders/ als daß ich ſie etwan hoͤren nennen/ oder darvon geleſen hatte/ und wenn ich deren eins wuͤrcklich begeben ſahe/ war mirs ein erſchroͤckliche und ſeltene Sach/ weil ich erzogen und gewehnet worden/ die Gegenwart GOttes allezeit vor Augen zu haben/ und auffs ernſtlichſt nach ſeinem heili, D vij

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/89>, abgerufen am 27.11.2024.