Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673.Kunst und Wissenschafften nur in die fremde Sprachen verborgen / und eines jeden Muttersprach / oder vielmehr die jenige / so nur ein Sprach reden / allein lähr gelassen hätte. Wir können nicht eitel Mirandulani, Scaligeros, Salmasii, Vossios, Grotii, Heinsii, Birckheimer / und dergleichen Sprachkündige Wundermänner seyn / welche ohn das unter allerhand Ständen so dünn gesäet / als die annoch verhandene gewichtige Rosenobel / die ehemahlen auß Raimundi Lullii Kunstgold gemüntzt worden seyn sollen; dann es ist nicht jedem gegeben mit Zungen zu reden (und gleichwol haben wir keinen Mangel an erfahrnen / weisen / tapffern / kunstreichen / und allerhand geschickten Leuten! deren man gemeiniglich mehr als der Sprachkündigen findet). Der Engel ist diese Gab eigen / und den heiligen Dienern GOttes wird sie bißweilen zu Außbreitung seines allerheiligsten Nahmens Ehr verliehen / wie wir von den Aposteln und andern mehr lesen. Zwar ists eine gewisse Anzeigung einer Kunst und Wissenschafften nur in die fremde Sprachen verborgen / und eines jeden Muttersprach / oder vielmehr die jenige / so nur ein Sprach reden / allein lähr gelassen hätte. Wir können nicht eitel Mirandulani, Scaligeros, Salmasii, Vossios, Grotii, Heinsii, Birckheimer / und dergleichen Sprachkündige Wundermänner seyn / welche ohn das unter allerhand Ständen so dünn gesäet / als die annoch verhandene gewichtige Rosenobel / die ehemahlen auß Raimundi Lullii Kunstgold gemüntzt worden seyn sollen; dann es ist nicht jedem gegeben mit Zungen zu reden (und gleichwol haben wir keinen Mangel an erfahrnen / weisen / tapffern / kunstreichen / und allerhand geschickten Leuten! deren man gemeiniglich mehr als der Sprachkündigen findet). Der Engel ist diese Gab eigen / und den heiligen Dienern GOttes wird sie bißweilen zu Außbreitung seines allerheiligsten Nahmens Ehr verliehen / wie wir von den Aposteln und andern mehr lesen. Zwar ists eine gewisse Anzeigung einer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0022" n="12"/> Kunst und Wissenschafften nur in die fremde Sprachen verborgen / und eines jeden Muttersprach / oder vielmehr die jenige / so nur ein Sprach reden / allein lähr gelassen hätte.</p> <p>Wir können nicht eitel <hi rendition="#aq">Mirandulani, Scaligeros, Salmasii, Vossios, Grotii, Heinsii</hi>, Birckheimer / und dergleichen Sprachkündige <choice><sic>Wundermännerseyn</sic><corr>Wundermänner seyn</corr></choice> / welche ohn das unter allerhand Ständen so dünn gesäet / als die annoch verhandene gewichtige Rosenobel / die ehemahlen auß <hi rendition="#aq">Raimundi Lullii</hi> Kunstgold gemüntzt worden seyn sollen; dann es ist nicht jedem gegeben mit Zungen zu reden (und gleichwol haben wir keinen Mangel an erfahrnen / weisen / tapffern / kunstreichen / und allerhand geschickten Leuten! deren man gemeiniglich mehr als der Sprachkündigen <choice><sic>findet.)</sic><corr>findet).</corr></choice> Der Engel ist diese Gab eigen / und den heiligen Dienern GOttes wird sie bißweilen zu Außbreitung seines allerheiligsten Nahmens Ehr verliehen / wie wir von den Aposteln und andern mehr lesen.</p> <p>Zwar ists eine gewisse Anzeigung einer </p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0022]
Kunst und Wissenschafften nur in die fremde Sprachen verborgen / und eines jeden Muttersprach / oder vielmehr die jenige / so nur ein Sprach reden / allein lähr gelassen hätte.
Wir können nicht eitel Mirandulani, Scaligeros, Salmasii, Vossios, Grotii, Heinsii, Birckheimer / und dergleichen Sprachkündige Wundermänner seyn / welche ohn das unter allerhand Ständen so dünn gesäet / als die annoch verhandene gewichtige Rosenobel / die ehemahlen auß Raimundi Lullii Kunstgold gemüntzt worden seyn sollen; dann es ist nicht jedem gegeben mit Zungen zu reden (und gleichwol haben wir keinen Mangel an erfahrnen / weisen / tapffern / kunstreichen / und allerhand geschickten Leuten! deren man gemeiniglich mehr als der Sprachkündigen findet). Der Engel ist diese Gab eigen / und den heiligen Dienern GOttes wird sie bißweilen zu Außbreitung seines allerheiligsten Nahmens Ehr verliehen / wie wir von den Aposteln und andern mehr lesen.
Zwar ists eine gewisse Anzeigung einer
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