Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Commissario liefferte / und der Obriste indessen erfahren / was er vor einen gelehrten Baurn vor sich gehabt / liesse er ihn zu sich holen / und an seine Tafel setzen / (welches nit bald einem jeden widerfuhr) da er ihm dann soviel Ehr anthät / als sonst einem gelehrten Mann von ihm zu widerfahren pflegte; er gestund ihm auch unverholen / daß ihn nie keiner so meisterlich betrogen / als eben er!

Darumb soll man nicht allweg ohne Noth so geschwind mit den erlernten Sprachen heraus wischen / wie ein Gauckler mit seinen Bechern aus der Taschen / umb groß und verständig zu scheinen; die Alte haben nicht umbsonst gesagt / Thue nicht alles was du kanst / Red nicht alles was du weist / etc. geschweige das Schweigen eben so offt nutzlich: als Reden gefährlich ist.

Uberdas haben wir von unsern Vorältern ein Sprichwort / so noch heutigs Tags widerholet wird / wann sich bey einer auffrichtigen / teutschgesinnten und verträulichen Gesellschafft die Sprach verändert; nemblich / pflegt man alsdann zu sagen /

dem Commissario liefferte / und der Obriste indessen erfahren / was er vor einen gelehrten Baurn vor sich gehabt / liesse er ihn zu sich holen / und an seine Tafel setzen / (welches nit bald einem jeden widerfuhr) da er ihm dann soviel Ehr anthät / als sonst einem gelehrten Mann von ihm zu widerfahren pflegte; er gestund ihm auch unverholen / daß ihn nie keiner so meisterlich betrogen / als eben er!

Darumb soll man nicht allweg ohne Noth so geschwind mit den erlernten Sprachen heraus wischen / wie ein Gauckler mit seinen Bechern aus der Taschen / umb groß und verständig zu scheinen; die Alte haben nicht umbsonst gesagt / Thue nicht alles was du kanst / Red nicht alles was du weist / etc. geschweige das Schweigen eben so offt nutzlich: als Reden gefährlich ist.

Uberdas haben wir von unsern Vorältern ein Sprichwort / so noch heutigs Tags widerholet wird / wann sich bey einer auffrichtigen / teutschgesinnten und verträulichen Gesellschafft die Sprach verändert; nemblich / pflegt man alsdann zu sagen /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0124" n="114"/>
dem <hi rendition="#aq">Commissario</hi> liefferte / und der Obriste indessen erfahren / was er vor einen gelehrten Baurn vor sich gehabt / liesse er ihn zu sich holen / und an seine Tafel setzen / (welches nit bald einem jeden widerfuhr) da er ihm dann soviel Ehr anthät / als sonst einem gelehrten Mann von ihm zu widerfahren pflegte; er gestund ihm auch unverholen / daß ihn nie keiner so meisterlich betrogen / als eben er!</p>
        <p>Darumb soll man nicht allweg ohne Noth so geschwind mit den erlernten Sprachen heraus wischen / wie ein Gauckler mit seinen Bechern aus der Taschen / umb groß und verständig zu scheinen; die Alte haben nicht umbsonst gesagt / Thue nicht alles was du kanst / Red nicht alles was du weist / etc. geschweige das Schweigen eben so offt nutzlich: als Reden gefährlich ist.</p>
        <p>Uberdas haben wir von unsern Vorältern ein Sprichwort / so noch heutigs Tags widerholet wird / wann sich bey einer auffrichtigen / teutschgesinnten und verträulichen Gesellschafft die Sprach verändert; nemblich / pflegt man alsdann zu sagen /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0124] dem Commissario liefferte / und der Obriste indessen erfahren / was er vor einen gelehrten Baurn vor sich gehabt / liesse er ihn zu sich holen / und an seine Tafel setzen / (welches nit bald einem jeden widerfuhr) da er ihm dann soviel Ehr anthät / als sonst einem gelehrten Mann von ihm zu widerfahren pflegte; er gestund ihm auch unverholen / daß ihn nie keiner so meisterlich betrogen / als eben er! Darumb soll man nicht allweg ohne Noth so geschwind mit den erlernten Sprachen heraus wischen / wie ein Gauckler mit seinen Bechern aus der Taschen / umb groß und verständig zu scheinen; die Alte haben nicht umbsonst gesagt / Thue nicht alles was du kanst / Red nicht alles was du weist / etc. geschweige das Schweigen eben so offt nutzlich: als Reden gefährlich ist. Uberdas haben wir von unsern Vorältern ein Sprichwort / so noch heutigs Tags widerholet wird / wann sich bey einer auffrichtigen / teutschgesinnten und verträulichen Gesellschafft die Sprach verändert; nemblich / pflegt man alsdann zu sagen /

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
MDZ München: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-15T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Abkürzungen werden aufgelöst.
  • æ und œ werden durch ae bzw. oe, ę als ae wiedergegeben.
  • Rundes r wird als modernes r umgesetzt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_michel_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_michel_1673/124
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_michel_1673/124>, abgerufen am 04.12.2024.