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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

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kommen mag/ so wenig werde ich das menig ver-
thun können; aber der Alte seufftzete und antwor-
tet/ gemach/ gemach Herr Vetter/ es läst sich wol ei-
nes Königs Gut verthun/ und ein Brunnen er-
schöpffen/ sehet was ihr thut: aber Iulus kehrte sich
von ihm/ und hasste ihn solcher getreuen Vermah-
nung wegen mehr als er ihn darumb solte geliebt
haben.

Ohnlängst hernach kamen etliche Kauffherren
auß Franckreich die wolten umb das Haubtgut so
sie ihm zu Pariß vorgesetzt/ sambt dem Interesse be-
zahlt seyn/ weil sie gewisse Zeitung hatten wie Iulus
lebte/ und daß ihm ein reich beladenes Schiff/ so sei-
ne Eltern nach Alexandriam geschickt hatten/ von
den Seeraubern auff dem Mittelländischen Meer
weggenommen worden wäre; er bezahlte sie mit lau-
ter Eleinodien/ welches ein gewisse Anzeigung war
daß es mit der Baarschafft an die Neige gieng; über
das kam die gewisse Nachricht ein/ daß ihm ein an-
der Schiff am Gestatt von Prasilien gescheittert/ und
ein Englische Flott an deren des Iuli Eltern am al-
lermaisten Interessirt gewesen/ nnweit den Moluc-
cischen Jnsulen von den Holländern zum theil rui-
nirt,
und der Rest gefangen worden wäre; solches
alles wurde bald landkündig/ dannenhero ein jeder
der etwas an Iulum zu praetentiren hatte/ sich umb
die Bezahlung anmeldete/ also daß es das Ansehen
hatte/ als wann ihn das Unglück von allen Enden
der Welt her bestreitten wolte; Aber alle solche
Stürm erschröckten ihn nicht so sehr als sein Koch/
der ihm wunders wegen einen guldenen Ring wiese-
te/ den er in einem Fisch gefunden/ weil er denselbi-
gen gleich vor den seinigen erkandte/ und sich noch

nur
C

kommen mag/ ſo wenig werde ich das menig ver-
thun koͤnnen; aber der Alte ſeufftzete und antwor-
tet/ gemach/ gemach Herꝛ Vetter/ es laͤſt ſich wol ei-
nes Koͤnigs Gut verthun/ und ein Brunnen er-
ſchoͤpffen/ ſehet was ihr thut: aber Iulus kehrte ſich
von ihm/ und haſſte ihn ſolcher getreuen Vermah-
nung wegen mehr als er ihn darumb ſolte geliebt
haben.

Ohnlaͤngſt hernach kamen etliche Kauffherꝛen
auß Franckreich die wolten umb das Haubtgut ſo
ſie ihm zu Pariß vorgeſetzt/ ſambt dem Intereſſe be-
zahlt ſeyn/ weil ſie gewiſſe Zeitung hatten wie Iulus
lebte/ und daß ihm ein reich beladenes Schiff/ ſo ſei-
ne Eltern nach Alexandriam geſchickt hatten/ von
den Seeraubern auff dem Mittellaͤndiſchen Meer
weggenommen worden waͤre; er bezahlte ſie mit lau-
ter Eleinodien/ welches ein gewiſſe Anzeigung war
daß es mit der Baarſchafft an die Neige gieng; uͤber
das kam die gewiſſe Nachricht ein/ daß ihm ein an-
der Schiff am Geſtatt von Praſilien geſcheittert/ und
ein Engliſche Flott an deren des Iuli Eltern am al-
lermaiſten Intereſſirt geweſen/ nnweit den Moluc-
ciſchen Jnſulen von den Hollaͤndern zum theil rui-
nirt,
und der Reſt gefangen worden waͤre; ſolches
alles wurde bald landkuͤndig/ dannenhero ein jeder
der etwas an Iulum zu prætentiren hatte/ ſich umb
die Bezahlung anmeldete/ alſo daß es das Anſehen
hatte/ als wann ihn das Ungluͤck von allen Enden
der Welt her beſtreitten wolte; Aber alle ſolche
Stuͤrm erſchroͤckten ihn nicht ſo ſehr als ſein Koch/
der ihm wunders wegen einen guldenen Ring wieſe-
te/ den er in einem Fiſch gefunden/ weil er denſelbi-
gen gleich vor den ſeinigen erkandte/ und ſich noch

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/53>, abgerufen am 03.05.2024.