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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

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versichere ich euch/ daß ihr leer Stro treschet; darumb
bitte ich euch umb Christi unsers Erlösers Willen/
last ab von eurem Beginnen/ geniesset gleichwohl
die Früchte deß Landts zu eurer Erfrischung/ und
last mich in dieser meiner Sicherheit/ dahin mich
euere beynahe tyrannische und sonst betrohenliche
Reden (die ich gester in meiner Hütten vernehmen
müssen) zu fliehen verursacht/ mit frieden/ ehe ihr
(da der liebe GOtt vor seyn wolle) darüber in Un-
glück kombt; da war nun guter Rath theuer; aber
unser Siechentröster schrye ihm hinwider zu und
sagte/ hat euch gester jemand molestirt, so ists uns
von Grund unsers Hertzens leyd/ es ist vom grobem
Schiff-Volck geschehen/ das von keiner Discretion
nichts weiß; wir kommen nicht euch zu plündern
noch Beut zu machen/ sonder nur umb Rath zu-
bitten/ wie den Unserigen wider zuhelffen sey/ die
mehrentheils auff dieser Jnsul ihre Sinne verloh-
ren; ohne das wir auch gern mit euch als einen
Christen und Landsman reden: euch dem letzten
Gebott unsers Erlösers gemeß/ alle Lieb/ Ehr/
Treu und Freundtschafft erweissen: und wanns
euch beliebt/ wider mit uns in euer Vatterland
heimführen möchten;

Hierauff kriegten wir zur Antwort/ er hätte
gester zwar wohl vernommen/ wie wir gegen ihm
gesinnet wären; doch wolt er dem Gesetz unsers
Heylands zu folg böses mit gutem bezahlen/ und
uns nicht verhalten wie den unserigen wieder von
ihrer Unsinnigen Wahnwitz zuhelffen seye; wir sol-
ten/ sagte er/ die jenigen so mit solchem Zustand
behafftet wären/ nur von den Pflaumen darin sie
ihren Verstand verfressen/ die Kernen essen lassen/

so

verſichere ich euch/ daß ihr leer Stro treſchet; darumb
bitte ich euch umb Chriſti unſers Erloͤſers Willen/
laſt ab von eurem Beginnen/ genieſſet gleichwohl
die Fruͤchte deß Landts zu eurer Erfriſchung/ und
laſt mich in dieſer meiner Sicherheit/ dahin mich
euere beynahe tyranniſche und ſonſt betrohenliche
Reden (die ich geſter in meiner Huͤtten vernehmen
muͤſſen) zu fliehen verurſacht/ mit frieden/ ehe ihr
(da der liebe GOtt vor ſeyn wolle) daruͤber in Un-
gluͤck kombt; da war nun guter Rath theuer; aber
unſer Siechentroͤſter ſchrye ihm hinwider zu und
ſagte/ hat euch geſter jemand moleſtirt, ſo iſts uns
von Grund unſers Hertzens leyd/ es iſt vom grobem
Schiff-Volck geſchehen/ das von keiner Diſcretion
nichts weiß; wir kommen nicht euch zu pluͤndern
noch Beut zu machen/ ſonder nur umb Rath zu-
bitten/ wie den Unſerigen wider zuhelffen ſey/ die
mehrentheils auff dieſer Jnſul ihre Sinne verloh-
ren; ohne das wir auch gern mit euch als einen
Chriſten und Landsman reden: euch dem letzten
Gebott unſers Erloͤſers gemeß/ alle Lieb/ Ehr/
Treu und Freundtſchafft erweiſſen: und wanns
euch beliebt/ wider mit uns in euer Vatterland
heimfuͤhren moͤchten;

Hierauff kriegten wir zur Antwort/ er haͤtte
geſter zwar wohl vernommen/ wie wir gegen ihm
geſinnet waͤren; doch wolt er dem Geſetz unſers
Heylands zu folg boͤſes mit gutem bezahlen/ und
uns nicht verhalten wie den unſerigen wieder von
ihrer Unſinnigen Wahnwitz zuhelffen ſeye; wir ſol-
ten/ ſagte er/ die jenigen ſo mit ſolchem Zuſtand
behafftet waͤren/ nur von den Pflaumen darin ſie
ihren Verſtand verfreſſen/ die Kernen eſſen laſſen/

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/152>, abgerufen am 07.05.2024.