Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.Damit mich nun dieselbige destoweniger mit zur
Damit mich nun dieſelbige deſtoweniger mit zur
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0140"/> <p>Damit mich nun dieſelbige deſtoweniger mit<lb/> Suͤnden beflecken ſolten/ befliſſe ich mich nit allein<lb/> außzuſchlagen was nichts taugte/ ſonder ich gab mir<lb/> ſelbſt alle Tag ein leibliche Arbeit auff/ ſolche neben<lb/> dem gewoͤhnlichen Gebett zuverrichten; dann gleich<lb/> wie der Menſch zur Arbeit wie der Vogel zum fliehen<lb/> geboren iſt/ alſo verurſacht hingegen der Muͤſſig-<lb/> gang beydes der Seelen und dem Leib ihre Kranck-<lb/> heiten/ und zuletzt wann mans am wenigſten war-<lb/> nimbt/ das endlich Verderben/ derowegen pflantze<lb/> ich einen Garten deſſen ich doch weniger als der Wa-<lb/> gen des fuͤnfften Raths bedorffte/ weilen die gantze<lb/> Jnſul nichts anders als ein lieblicher Luſtgarten het-<lb/> te genant werden moͤgen; meine Arbeit taugte auch<lb/> zu ſonſt nichts/ alß daß ich eins und anders in ein<lb/> wolſtaͤndigere Ordnung bracht/ obwol manchem die<lb/> natuͤrliche Vnordnung der Gewaͤchſe wie ſie da un-<lb/> tereinander ſtunden/ anmuthiger vorkommen ſeyn<lb/> moͤchte; und dann daß ich wie obgemelt/ dem Muͤſ-<lb/> ſiggang abſchaffte; O wie offt wuͤnſchte ich mir/ wañ<lb/> ich meinen Leib abgemattet hatte und demſelben ſeine<lb/> Ruhe geben muſte/ geiſtliche Buͤcher/ mich ſelbſt<lb/> darinn zutroͤſten/ zuergoͤtzen und auffzubauen/ aber<lb/> ich hatte ſolche drumb nit Demnach ich aber vor<lb/> dieſem von einem heiligen Mann geleſen/ daß er ge-<lb/> ſagt/ die gantze weite Welt ſey ihm ein groſſes Buch/<lb/> darinnen er die Wunderwercke GOttes erkennen:<lb/> und zu deſſen Lob angefriſcht werden moͤchte; Alß<lb/> gedachte ich demſelbigen nachzufolgen/ wiewol ich/<lb/> ſo zuſagen/ nit mehr in der Welt war die kleine Jn-<lb/> ſul muſte mir die gantze Welt ſeyn/ und in derſelbi-<lb/> gen ein jedes Ding/ ja ein jeder Baum! ein Antrieb<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zur</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0140]
Damit mich nun dieſelbige deſtoweniger mit
Suͤnden beflecken ſolten/ befliſſe ich mich nit allein
außzuſchlagen was nichts taugte/ ſonder ich gab mir
ſelbſt alle Tag ein leibliche Arbeit auff/ ſolche neben
dem gewoͤhnlichen Gebett zuverrichten; dann gleich
wie der Menſch zur Arbeit wie der Vogel zum fliehen
geboren iſt/ alſo verurſacht hingegen der Muͤſſig-
gang beydes der Seelen und dem Leib ihre Kranck-
heiten/ und zuletzt wann mans am wenigſten war-
nimbt/ das endlich Verderben/ derowegen pflantze
ich einen Garten deſſen ich doch weniger als der Wa-
gen des fuͤnfften Raths bedorffte/ weilen die gantze
Jnſul nichts anders als ein lieblicher Luſtgarten het-
te genant werden moͤgen; meine Arbeit taugte auch
zu ſonſt nichts/ alß daß ich eins und anders in ein
wolſtaͤndigere Ordnung bracht/ obwol manchem die
natuͤrliche Vnordnung der Gewaͤchſe wie ſie da un-
tereinander ſtunden/ anmuthiger vorkommen ſeyn
moͤchte; und dann daß ich wie obgemelt/ dem Muͤſ-
ſiggang abſchaffte; O wie offt wuͤnſchte ich mir/ wañ
ich meinen Leib abgemattet hatte und demſelben ſeine
Ruhe geben muſte/ geiſtliche Buͤcher/ mich ſelbſt
darinn zutroͤſten/ zuergoͤtzen und auffzubauen/ aber
ich hatte ſolche drumb nit Demnach ich aber vor
dieſem von einem heiligen Mann geleſen/ daß er ge-
ſagt/ die gantze weite Welt ſey ihm ein groſſes Buch/
darinnen er die Wunderwercke GOttes erkennen:
und zu deſſen Lob angefriſcht werden moͤchte; Alß
gedachte ich demſelbigen nachzufolgen/ wiewol ich/
ſo zuſagen/ nit mehr in der Welt war die kleine Jn-
ſul muſte mir die gantze Welt ſeyn/ und in derſelbi-
gen ein jedes Ding/ ja ein jeder Baum! ein Antrieb
zur
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |