Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811.und sind sie gleich ausgetheilt, sehr verschieden verflochten seyn. Das, was wir jetzo reiche Reime nennen, findet sich wohl Bei den späteren Meistern, zu denen ich mich wende, fin- Die einfachen Töne sind verhältnißmäßig weniger beliebt, 55) Gleich das erste Lied der maneß. S. -- oder Walter 1. 108. (ein nüwer etc.) -- oder Tugendh. Schr. 2. 104. (so wol etc.) 56) Walter 1. 109. (do der sumer etc.) Conrad v. Wirzb. 2.
203. (gar bar lit etc.) und ſind ſie gleich ausgetheilt, ſehr verſchieden verflochten ſeyn. Das, was wir jetzo reiche Reime nennen, findet ſich wohl Bei den ſpaͤteren Meiſtern, zu denen ich mich wende, fin- Die einfachen Toͤne ſind verhaͤltnißmaͤßig weniger beliebt, 55) Gleich das erſte Lied der maneß. S. — oder Walter 1. 108. (ein nuͤwer ꝛc.) — oder Tugendh. Schr. 2. 104. (ſo wol ꝛc.) 56) Walter 1. 109. (do der ſumer ꝛc.) Conrad v. Wirzb. 2.
203. (gar bar lit ꝛc.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0083" n="73"/> und ſind ſie gleich ausgetheilt, ſehr verſchieden verflochten ſeyn.<lb/> Und findet ſich ſelbſt hierin Uebereinkunft, ſo macht die ab-<lb/> wechſelnde Silbenzahl neue Differenzen moͤglich, ſo wie auch<lb/> die verſchiedene Anwendung maͤnnlicher und weiblicher Reime.<lb/> Denn wird in vielen beſonders aͤlteren Liedern der letzte Un-<lb/> terſchied nicht beachtet <note place="foot" n="55)">Gleich das erſte Lied der maneß. S. — oder <hi rendition="#g">Walter</hi> 1. 108.<lb/> (ein nuͤwer ꝛc.) — oder Tugendh. Schr. 2. 104. (ſo wol ꝛc.)</note>, ſo ſehen andere unleugbar darauf <note place="foot" n="56)"><hi rendition="#g">Walter</hi> 1. 109. (do der ſumer ꝛc.) <hi rendition="#g">Conrad</hi> v. Wirzb. 2.<lb/> 203. (gar bar lit ꝛc.)</note>.</p><lb/> <p>Das, was wir jetzo reiche Reime nennen, findet ſich wohl<lb/> in einigen Meiſterliedern, <hi rendition="#aq">cf.</hi> Nifen bei <hi rendition="#g">Benecke</hi> <hi rendition="#aq">n. XVIII.</hi>,<lb/> aber daß dieſe kuͤnſtliche Zugabe vom eigentlichen Ton ganz<lb/> unabhaͤngig, beweiſe ich mit einem der letzten Lieder des Weim.<lb/> Codex in des Regenbogen langem Ton, in welchem ſonſt keine<lb/> reiche Reime ſtehen, hier aber hinzugefuͤgt worden ſind. Spaͤ-<lb/> ter hießen ſie ruͤhrende Reime und waren verboten. <hi rendition="#g">Wagen-<lb/> ſeil</hi> 519.</p><lb/> <p>Bei den ſpaͤteren Meiſtern, zu denen ich mich wende, fin-<lb/> den wir dieſelbe characteriſtiſche Tonmannichfaltigkeit. Dennoch<lb/> ſtehen ſie hinter den aͤlteren an Erfindung zuruͤck. <hi rendition="#g">Wagen-<lb/> ſeils</hi> bekanntes Verzeichniß begreift nur 221 Toͤne, und dar-<lb/> unter ſchon einige aͤltere, die Zahl der Meiſter faͤllt dafuͤr faſt<lb/> noch anſehnlicher aus. Freilich iſt es unvollſtaͤndig und geht<lb/> nicht uͤber die Toͤne von 34 Reimen hinaus, ich koͤnnte es<lb/> ſchon jetzo mit gegen 100 Toͤnen bereichern. Man muß aber<lb/> zur Erklaͤrung des immer bleibenden Abſtandes hinzunehmen,<lb/> daß ſpaͤterhin die Nachbildung alter Toͤne haͤufiger wurde, (wo-<lb/> von unten).</p><lb/> <p>Die einfachen Toͤne ſind verhaͤltnißmaͤßig weniger beliebt,<lb/> natuͤrlich weil die Formen immer ſteifer wurden, nachdem aber<lb/> im einfachen, feinen alles ſchon erſtarrt und geſchloſſen, immer<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0083]
und ſind ſie gleich ausgetheilt, ſehr verſchieden verflochten ſeyn.
Und findet ſich ſelbſt hierin Uebereinkunft, ſo macht die ab-
wechſelnde Silbenzahl neue Differenzen moͤglich, ſo wie auch
die verſchiedene Anwendung maͤnnlicher und weiblicher Reime.
Denn wird in vielen beſonders aͤlteren Liedern der letzte Un-
terſchied nicht beachtet 55), ſo ſehen andere unleugbar darauf 56).
Das, was wir jetzo reiche Reime nennen, findet ſich wohl
in einigen Meiſterliedern, cf. Nifen bei Benecke n. XVIII.,
aber daß dieſe kuͤnſtliche Zugabe vom eigentlichen Ton ganz
unabhaͤngig, beweiſe ich mit einem der letzten Lieder des Weim.
Codex in des Regenbogen langem Ton, in welchem ſonſt keine
reiche Reime ſtehen, hier aber hinzugefuͤgt worden ſind. Spaͤ-
ter hießen ſie ruͤhrende Reime und waren verboten. Wagen-
ſeil 519.
Bei den ſpaͤteren Meiſtern, zu denen ich mich wende, fin-
den wir dieſelbe characteriſtiſche Tonmannichfaltigkeit. Dennoch
ſtehen ſie hinter den aͤlteren an Erfindung zuruͤck. Wagen-
ſeils bekanntes Verzeichniß begreift nur 221 Toͤne, und dar-
unter ſchon einige aͤltere, die Zahl der Meiſter faͤllt dafuͤr faſt
noch anſehnlicher aus. Freilich iſt es unvollſtaͤndig und geht
nicht uͤber die Toͤne von 34 Reimen hinaus, ich koͤnnte es
ſchon jetzo mit gegen 100 Toͤnen bereichern. Man muß aber
zur Erklaͤrung des immer bleibenden Abſtandes hinzunehmen,
daß ſpaͤterhin die Nachbildung alter Toͤne haͤufiger wurde, (wo-
von unten).
Die einfachen Toͤne ſind verhaͤltnißmaͤßig weniger beliebt,
natuͤrlich weil die Formen immer ſteifer wurden, nachdem aber
im einfachen, feinen alles ſchon erſtarrt und geſchloſſen, immer
55) Gleich das erſte Lied der maneß. S. — oder Walter 1. 108.
(ein nuͤwer ꝛc.) — oder Tugendh. Schr. 2. 104. (ſo wol ꝛc.)
56) Walter 1. 109. (do der ſumer ꝛc.) Conrad v. Wirzb. 2.
203. (gar bar lit ꝛc.)
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