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Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811.

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S. 117. Anm. 102. Zu diesen können auch noch die von Mo-
rungen
und Rifen gerechnet werden, auf welche ohne
Zweifel das bekannte Lied vom edlen Möringer und Neuffen
geht. (Vielleicht Grund des Spangenbergischen Irrthums
Anm. 107.) Nicht nur zeigen die Worte der 30sten Strophe:
ein langes schweigen hab ich bedacht
so will ich aber singen als eh
darzu haben mich die schönen frauen bracht
die mögen mir wohl helfen meh

offenbar, daß Möringer unser Minnesinger ist (der Ausdruck
Hoflied Str. 28. bestätigend meine S. 123. Anm. 109 ge-
machte Bemerkung), sondern sie weisen deutlich auf des Dichters
Strophe: "wer ir mit minne" etc. in der maneß. Samml.
1. 50. Dazu tritt, daß das Versmaaß der Romanze (wie-
der wie beim Bremberger) schon von Morungen selber vor-
gebildet zu seyn scheint, in seinen Liedern: "in so hoher" etc.
(1. 50.) in der einzelnen Strophe: "fraue wilt" etc. (1. 54.)
im Lied: "ich bin kaiser etc. (1. 56, wovon die erste Strophe
auch in Docens Misc. 2. 200.) und: "hat man mich gese-
hen" etc. (56. 57.) zugleich zum Beleg, daß ein Singer seine
eigenen Töne öfters gebraucht.
Eine andere Frage bleibt, ob die wunderbare Heimkehr
aus dem heiligen Land aus der Sage von Heinrich dem Lö-
wen übergegangen ist, oder umgekehrt, oder ob beide, was
am glaublichsten, sich zu einem älteren Fall zurückführen.
Auch der heil. Andreas wird im Schlaf von Jerusalem nach
Drontheim entrückt. (Kämpeviser 714 -- 716.) Noch viel
häufiger und älter in den Sagen ist die just rechte Ankunft
des Mannes zur neuen Hochzeit und die Ringerkennung u. s. w.
S. 125. Z. 22. Aus bloßer Vergessenheit ist folgendes Scheinbare
gegen mich anzuführen unterlassen worden: daß diese wei-
marische H. S. die späteren Lieder zwar nach Frauenlobs
Tönen rubricire, ältere Minnelieder hingegen nur mit der
S. 117. Anm. 102. Zu dieſen koͤnnen auch noch die von Mo-
rungen
und Rifen gerechnet werden, auf welche ohne
Zweifel das bekannte Lied vom edlen Moͤringer und Neuffen
geht. (Vielleicht Grund des Spangenbergiſchen Irrthums
Anm. 107.) Nicht nur zeigen die Worte der 30ſten Strophe:
ein langes ſchweigen hab ich bedacht
ſo will ich aber ſingen als eh
darzu haben mich die ſchoͤnen frauen bracht
die moͤgen mir wohl helfen meh

offenbar, daß Moͤringer unſer Minneſinger iſt (der Ausdruck
Hoflied Str. 28. beſtaͤtigend meine S. 123. Anm. 109 ge-
machte Bemerkung), ſondern ſie weiſen deutlich auf des Dichters
Strophe: „wer ir mit minne“ ꝛc. in der maneß. Samml.
1. 50. Dazu tritt, daß das Versmaaß der Romanze (wie-
der wie beim Bremberger) ſchon von Morungen ſelber vor-
gebildet zu ſeyn ſcheint, in ſeinen Liedern: „in ſo hoher“ ꝛc.
(1. 50.) in der einzelnen Strophe: „fraue wilt“ ꝛc. (1. 54.)
im Lied: „ich bin kaiſer ꝛc. (1. 56, wovon die erſte Strophe
auch in Docens Miſc. 2. 200.) und: „hat man mich geſe-
hen“ ꝛc. (56. 57.) zugleich zum Beleg, daß ein Singer ſeine
eigenen Toͤne oͤfters gebraucht.
Eine andere Frage bleibt, ob die wunderbare Heimkehr
aus dem heiligen Land aus der Sage von Heinrich dem Loͤ-
wen uͤbergegangen iſt, oder umgekehrt, oder ob beide, was
am glaublichſten, ſich zu einem aͤlteren Fall zuruͤckfuͤhren.
Auch der heil. Andreas wird im Schlaf von Jeruſalem nach
Drontheim entruͤckt. (Kaͤmpeviſer 714 — 716.) Noch viel
haͤufiger und aͤlter in den Sagen iſt die juſt rechte Ankunft
des Mannes zur neuen Hochzeit und die Ringerkennung u. ſ. w.
S. 125. Z. 22. Aus bloßer Vergeſſenheit iſt folgendes Scheinbare
gegen mich anzufuͤhren unterlaſſen worden: daß dieſe wei-
mariſche H. S. die ſpaͤteren Lieder zwar nach Frauenlobs
Toͤnen rubricire, aͤltere Minnelieder hingegen nur mit der
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[184/0194] S. 117. Anm. 102. Zu dieſen koͤnnen auch noch die von Mo- rungen und Rifen gerechnet werden, auf welche ohne Zweifel das bekannte Lied vom edlen Moͤringer und Neuffen geht. (Vielleicht Grund des Spangenbergiſchen Irrthums Anm. 107.) Nicht nur zeigen die Worte der 30ſten Strophe: ein langes ſchweigen hab ich bedacht ſo will ich aber ſingen als eh darzu haben mich die ſchoͤnen frauen bracht die moͤgen mir wohl helfen meh offenbar, daß Moͤringer unſer Minneſinger iſt (der Ausdruck Hoflied Str. 28. beſtaͤtigend meine S. 123. Anm. 109 ge- machte Bemerkung), ſondern ſie weiſen deutlich auf des Dichters Strophe: „wer ir mit minne“ ꝛc. in der maneß. Samml. 1. 50. Dazu tritt, daß das Versmaaß der Romanze (wie- der wie beim Bremberger) ſchon von Morungen ſelber vor- gebildet zu ſeyn ſcheint, in ſeinen Liedern: „in ſo hoher“ ꝛc. (1. 50.) in der einzelnen Strophe: „fraue wilt“ ꝛc. (1. 54.) im Lied: „ich bin kaiſer ꝛc. (1. 56, wovon die erſte Strophe auch in Docens Miſc. 2. 200.) und: „hat man mich geſe- hen“ ꝛc. (56. 57.) zugleich zum Beleg, daß ein Singer ſeine eigenen Toͤne oͤfters gebraucht. Eine andere Frage bleibt, ob die wunderbare Heimkehr aus dem heiligen Land aus der Sage von Heinrich dem Loͤ- wen uͤbergegangen iſt, oder umgekehrt, oder ob beide, was am glaublichſten, ſich zu einem aͤlteren Fall zuruͤckfuͤhren. Auch der heil. Andreas wird im Schlaf von Jeruſalem nach Drontheim entruͤckt. (Kaͤmpeviſer 714 — 716.) Noch viel haͤufiger und aͤlter in den Sagen iſt die juſt rechte Ankunft des Mannes zur neuen Hochzeit und die Ringerkennung u. ſ. w. S. 125. Z. 22. Aus bloßer Vergeſſenheit iſt folgendes Scheinbare gegen mich anzufuͤhren unterlaſſen worden: daß dieſe wei- mariſche H. S. die ſpaͤteren Lieder zwar nach Frauenlobs Toͤnen rubricire, aͤltere Minnelieder hingegen nur mit der

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_meistergesang_1811/194>, abgerufen am 22.11.2024.