Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.betrübter und sprach 'wie singst du so fröhlich! dir zürnt der Herr nicht: ach, wenn du mir sagen könntest womit ich ihn beleidigt habe, damit ich Buße thäte, und mein Herz auch wieder fröhlich würde!' Da fieng das Vöglein an zu sprechen und sagte 'du hast unrecht gethan, weil du einen armen Sünder verdammt hast, der zum Galgen geführt wurde, darum zürnt dir der Herr; er allein hält Gericht. Doch wenn du Buße thun und deine Sünde bereuen willst, so wird er dir verzeihen.' Da stand der Engel neben ihm und hatte einen trockenen Ast in der Hand und sprach 'diesen trockenen Ast sollst du so lange tragen, bis drei grüne Zweige aus ihm hervorsprießen, aber Nachts, wenn du schlafen willst, sollst du ihn unter dein Haupt legen. Dein Brot sollst du dir an den Thüren erbitten und in demselben Hause nicht länger als eine Nacht verweilen. Das ist die Buße, die dir der Herr auflegt.' Da nahm der Einsiedler das Stück Holz und gieng in die Welt zurück, die er so lange nicht gesehen hatte. Er aß und trank nichts, als was man ihm an den Thüren reichte; manche Bitte aber ward nicht gehört, und manche Thüre blieb ihm verschlossen, also daß er oft ganze Tage lang keinen Krumen Brot bekam. Einmal war er vom Morgen bis Abend von Thüre zu Thüre gegangen, niemand hatte ihm etwas gegeben, niemand wollte ihn die Nacht beherbergen, da gieng er hinaus in einen Wald, und fand endlich eine angebaute Höhle, und eine alte Frau saß darin. Da sprach er 'gute Frau, behaltet mich diese Nacht in euerm Hause.' Aber sie antwortete 'nein, ich darf nicht, wenn ich auch wollte. Jch habe drei Söhne, die sind bös und wild, wenn sie von ihrem Raubzug heim kommen und finden euch, so würden sie uns beide umbringen.' Da sprach der Einsiedler 'laßt mich nur bleiben, sie werden euch und mir nichts thun,' und die Frau war mitleidig und ließ sich bewegen. Da legte sich der Mann unter betrübter und sprach ‘wie singst du so fröhlich! dir zürnt der Herr nicht: ach, wenn du mir sagen könntest womit ich ihn beleidigt habe, damit ich Buße thäte, und mein Herz auch wieder fröhlich würde!’ Da fieng das Vöglein an zu sprechen und sagte ‘du hast unrecht gethan, weil du einen armen Sünder verdammt hast, der zum Galgen geführt wurde, darum zürnt dir der Herr; er allein hält Gericht. Doch wenn du Buße thun und deine Sünde bereuen willst, so wird er dir verzeihen.’ Da stand der Engel neben ihm und hatte einen trockenen Ast in der Hand und sprach ‘diesen trockenen Ast sollst du so lange tragen, bis drei grüne Zweige aus ihm hervorsprießen, aber Nachts, wenn du schlafen willst, sollst du ihn unter dein Haupt legen. Dein Brot sollst du dir an den Thüren erbitten und in demselben Hause nicht länger als eine Nacht verweilen. Das ist die Buße, die dir der Herr auflegt.’ Da nahm der Einsiedler das Stück Holz und gieng in die Welt zurück, die er so lange nicht gesehen hatte. Er aß und trank nichts, als was man ihm an den Thüren reichte; manche Bitte aber ward nicht gehört, und manche Thüre blieb ihm verschlossen, also daß er oft ganze Tage lang keinen Krumen Brot bekam. Einmal war er vom Morgen bis Abend von Thüre zu Thüre gegangen, niemand hatte ihm etwas gegeben, niemand wollte ihn die Nacht beherbergen, da gieng er hinaus in einen Wald, und fand endlich eine angebaute Höhle, und eine alte Frau saß darin. Da sprach er ‘gute Frau, behaltet mich diese Nacht in euerm Hause.’ Aber sie antwortete ‘nein, ich darf nicht, wenn ich auch wollte. Jch habe drei Söhne, die sind bös und wild, wenn sie von ihrem Raubzug heim kommen und finden euch, so würden sie uns beide umbringen.’ Da sprach der Einsiedler ‘laßt mich nur bleiben, sie werden euch und mir nichts thun,’ und die Frau war mitleidig und ließ sich bewegen. 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Jch habe drei Söhne, die sind bös und wild, wenn sie von ihrem Raubzug heim kommen und finden euch, so würden sie uns beide umbringen.’ Da sprach der Einsiedler ‘laßt mich nur bleiben, sie werden euch und mir nichts thun,’ und die Frau war mitleidig und ließ sich bewegen. Da legte sich der Mann unter </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [476/0488]
betrübter und sprach ‘wie singst du so fröhlich! dir zürnt der Herr nicht: ach, wenn du mir sagen könntest womit ich ihn beleidigt habe, damit ich Buße thäte, und mein Herz auch wieder fröhlich würde!’ Da fieng das Vöglein an zu sprechen und sagte ‘du hast unrecht gethan, weil du einen armen Sünder verdammt hast, der zum Galgen geführt wurde, darum zürnt dir der Herr; er allein hält Gericht. Doch wenn du Buße thun und deine Sünde bereuen willst, so wird er dir verzeihen.’ Da stand der Engel neben ihm und hatte einen trockenen Ast in der Hand und sprach ‘diesen trockenen Ast sollst du so lange tragen, bis drei grüne Zweige aus ihm hervorsprießen, aber Nachts, wenn du schlafen willst, sollst du ihn unter dein Haupt legen. Dein Brot sollst du dir an den Thüren erbitten und in demselben Hause nicht länger als eine Nacht verweilen. Das ist die Buße, die dir der Herr auflegt.’
Da nahm der Einsiedler das Stück Holz und gieng in die Welt zurück, die er so lange nicht gesehen hatte. Er aß und trank nichts, als was man ihm an den Thüren reichte; manche Bitte aber ward nicht gehört, und manche Thüre blieb ihm verschlossen, also daß er oft ganze Tage lang keinen Krumen Brot bekam. Einmal war er vom Morgen bis Abend von Thüre zu Thüre gegangen, niemand hatte ihm etwas gegeben, niemand wollte ihn die Nacht beherbergen, da gieng er hinaus in einen Wald, und fand endlich eine angebaute Höhle, und eine alte Frau saß darin. Da sprach er ‘gute Frau, behaltet mich diese Nacht in euerm Hause.’ Aber sie antwortete ‘nein, ich darf nicht, wenn ich auch wollte. Jch habe drei Söhne, die sind bös und wild, wenn sie von ihrem Raubzug heim kommen und finden euch, so würden sie uns beide umbringen.’ Da sprach der Einsiedler ‘laßt mich nur bleiben, sie werden euch und mir nichts thun,’ und die Frau war mitleidig und ließ sich bewegen. Da legte sich der Mann unter
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